Swansea - Riverbend Campground (77,3 km)
Nachdem wir uns mit einem leckeren Frühstück aus Müsli mit Blau- und Erdbeeren und Milch sowie Orangensaft und Ananasstücken, leider ohne Kaffee, auf den Tag eingestimmt hatten, ging es auch gleich los. Unsere Route verlief zunächst wieder auf wenig befahrenen Straßen in das kleine Städtchen Warren. Von dort aus führte uns der East Bay Bike Path, ein asphaltierter Rad- und Fußweg (wieder auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke) direkt bis in die Hauptstadt des Bundesstaats Rhode Island, nach Providence; durch verschiedene Parks, am Wasser entlang, sogar mit eigenen Brücken. So macht Radfahren Spaß. Dazu Sonnenschein, was will man mehr. Es ist Sonntagvormittag und daher herrscht auf dem weg ziemlicher Betrieb: JoggerInnen, Familien mit Kindern, Paare, Einzelpersonen mit und ohne Hunde, Radfahrer. Aber es geht alles ruhig und freundlich zu, eine angenehme Atmosphäre. Wir genießen das entspannte Fahren, die tollen Ausblicke. Kurz vor Providence hören wir laute Musik, es klingt nach Party. Wie sich herausstellte, war es das Ende eines Halbmarathons, man freute sich, das Ziel erreicht zu haben und nun wurde gerade wieder abgebaut. Da hatten wir ja Glück, denn bis 11.00 Uhr war der Radweg den Läufern vorbehalten. In Providence machten wir einen Abstecher in die Innenstadt. Wir wollten uns das weithin sichtbare State House mit seiner riesigen weißen Kuppel aus der Nähe ansehen. Ganz heran sind wir dann noch nicht gefahren. Insgesamt macht die Stadt einen sehr angenehmen Eindruck. Neben modernen Hochhäusern und den Gebäuden der Brown University, der Rhode Island School of Design gibt es wunderschöne alte Häuserzeilen und Parks. Bei unserer Fahrt durch die Stadt haben wir natürlich nur einen kleinen Eindruck davon gewonnen. Im Café Nero haben wir nun endlich unseren Kaffee und Baguette sowie etwas Süßes zur Stärkung bekommen. Der Weg aus der Stadt heraus führte durch das Latino-Viertel. Es gab ein paar kleine Läden, mit einem für die Größe riesigen Angebot, vor allem auch alle möglichen Sorten Bohnen in Dosen. Wir holten uns Bananen, eine Mango und Bohnen und Gemüse in der Dose für unser Abendessen auf dem Campingplatz. Ja, nachdem wir unser Zelt, Schlafsäcke etc. nun schon drei Wochen durch die Gegend fahren, ist es wohl an der Zeit sie auch mal zu benutzen. Doch noch sind wir nicht so weit. Erstmal ging es wieder auf den Greenway, d.h. wieder ein separater sehr gut ausgebauter Radweg der uns nun fast bis zur Grenze zu Connecticut durch kleine Orte, Wälder an Seen entlang führt. Dabei gibt es einiges Interessantes zu sehen, so zum Beispiel den Ice Pond, wo bis in die 1930er Jahre Im Winter Eis vor allem für die Austernhändler gewonnen wurde. Das wurde in großen Hallen mit Sägespänen eingelagert und von den Fisch- und Austernhändler mit Lastern abgeholt. Manchmal reichte es den ganzen Sommer hindurch. Die Erfindung von Kühlschrank und Kühlhäusern bedeuteten des Ende des Unternehmens. Das Gelände wurde später von einer Familie Lombardi erworben, die einen großen Teil der Stadt für einen Park vermachte, der heute ihren Namen trägt. Bei der Bradford Soap Company riecht es entsprechend parfümig. Besonders beeindruckt das riesige schloss- oder beinahe schon burgartige Gebäude der Royal Mills. Als wir neben dem Radweg eine Eisdiele entdeckten, mussten wir natürlich noch eine Pause einlegen, damit die Energie für die letzten 22 km bis zum Zeltplatz noch reicht. Es hat sich gelohnt, dass Eis war sehr lecker.
Unterwegs hielten wir noch kurz an einer Tafel, die über den East Coast Greenway informierte und den Träger die East Coast Greenway Association (ECGA), die dank Spenden und der Arbeit der vielen Freiwilligen schon viel für diese Radtrasse getan hat. Übrigens hat die ECGA in Rhode Island ihren Sitz und das merkt man eben hier auch.
Wir waren von dem Radweg so verwöhnt, dass uns sein Ende etwas unvermittelt traf. Nun ging es die letzten Kilometer auf der Straße entlang. Der Verkehr war zwar nicht der Rede wert, aber ein paar Anstiege hatten es schon in sich. Leider fanden wir kein Schild, dass wir von Rhode Island nach Connecticut (unserem 5. Bundesstaat auf dieser Reise) einfuhren. Der Zeltplatz war leicht zu finden. Obwohl er bis 18.00 Uhr geöffnet sein sollte, war bereits 17.00 Uhr niemand zu sehen und auch per Telefon war außer einem Anrufbeantworter niemand zu erreichen. Was tun? Weiterfahren war keine Option, denn die nächstmögliche Unterkunft ist mindesten 10 km weit weg. Also sahen wir uns auf dem Campingplatz um und beschlossen unser Zelt auf der Wiese, wo wahrscheinlich sonst Caravans stehen, aufzubauen. Mehrere Leute gingen oder fuhren an uns vorbei. Ein älterer Herr bot uns Hilfe an, falls wir etwas benötigten, aber keiner sagte, dass wir hier nicht zelten dürften. Nun stehen wir also hier und während ich diese Zeilen schreibe, bereitet Steffen auf unserem Campingkocher das Abendessen zu.