Sterling – Chaplin (75,2 km)

Wir begannen den Tag in unserem Vielsternehotel (gestern Nacht waren sie bei fast klarem Himmel gut zu sehen) mit einem Frühstück unter freiem Himmel, der sich aber bewölkt mit blauen und sonnigen Abschnitten präsentierte. Und es war recht windig, so dass der warme Tee (der PRIMUS-Gaskocher wusste wieder ran) gut tat. Bagel, Frischkäse, Aprikosenmarmelade, Käse, Tomaten und als frisches Obst Erdbeeren und Mango.

Während ich Früstück machte, hatte Birgit in unserem Zelt schon den „Hausputz“ erledigt und alle Schlafsäcke, Isomatten und Aufblas-Kopfkissen komprimiert und verpackt. Dann die eingespielte Routine: alle Sachen, Taschen aus dem Zelt vor bzw. auf die Bank/Tisch, die selbstverständlich auch hier für jeden Stellplatz bereitstand. Ich gab noch ein „Schlückchen“ Luft auf die Fahrradreifen, während Birgit Heringe und Stangen zog und verpackte. Zelt zusammenlegen und in den Sack stopfen. Um 09.15 deutete auf dem Platz nichts mehr darauf hin, dass wir überhaupt hier waren. Und so richtig waren wir ja auch gar nicht dagewesen. Denn als wir and der „Office“-Tür rüttelten um dort unseren Übernachtungsobulus zu entrichten, bedeutete uns ein Mann im Pickup mit Wohnanhänger, der auf Einlass wartete, dass erst ab 10:00 Uhr geöffnet sei. Gestern war aber auch zur Öffnungszeit niemand mehr da. Und auf unsere AB-Nachricht hatte auch niemand reagiert. Also hatten wir mit $1,25 (3 Quarter für’s Duschen) eine sehr günstige Übernachtung…

Zurück auf die Route war es nicht weit, aber wir entdeckten auf der Karte einen extra Rad- und Fußweg, den Moosup Valley State Park Trail. Und richtig: da querte gerade ein Mann mit Fahrrad über eine Brücke die Straße. Aber wie kamen wir da hoch? Als wir gerade rechts in einen Weg einbogen, der hoffentlich zur Trasse führte, rief uns ein Jogger etwas zu und beschrieb uns den „Einstieg“ in den Trail. Als wir uns bedankten, sagte er „I was just playing being nice to other people“.

Auf dem Trail kreuzten wir mehrfach den Moosup River, auch der ECG war inzwischen auf dem Trail gelandet. Leider war in Moosup erstmal Schluss mit der autofreien Strecke.

Aber inWauregan kamen wir wieder auf einen schönen Radweg entlang des Quinebaug River. In Putnam führte die Route wieder über den Fluss und dann auf der anderen Seite weiter. Da wir aber schon einiges an Strecke hinter uns hatten, beschlossen wir eine Mittagspause einzulegen. Dafür fuhren wir zwei Straßen rechts hoch in die Stadt, denn nach der Flussquerung schien es sehr trübe auszusehen in Bezug auf Restauraunts o.ä. Da wir für die weiteren Anstiege hauptsächlich auf Straße noch viel Energie brauchen würden, musste es zum Hauptgang noch ein Dessert sein. An der Brücke bestaunten wir noch die Stromschnellen des Quinebaug River.

Bis wir auf die nächste stillgelegte Bahnstrecke kamen, waren noch einige ordentliche Anstiege zu bewältigen. Nicht umsonst hieß die nächste ehemalige Bahnstrecke, die wir in Pomfret erreichten, „Airline Trail“. „Airline“ weil diese Bahnstrecke Boston und New York verband, als hätte jemand einfach nur eine Luftlinie zwischen den beiden Zielorten gezogen. Anders als auf der alten Küstenstrecke mit 6 h Fahrzeit, sollte man über die neue Stecke nur 5 h brauchen, in Wahrheit waren es 5 h 30 min. Sei dem Baubeginn in den 1860ern bis zum Anfang des 20. Jh. fuhren Personenzüge, späten nur noch Güterzüge und wenige langsame Personenzüge. Der Personenverkehr war damit fast aufgegeben. Grund war auch, dass mit der technischen Entwicklung der Eisenbahn, die Loks immer mächtiger und die Waggons immer länger wurden und für die geschlängelte kurvenreiche Strecke nicht meh geeignet waren. Auch wir mussten diese Kurven bewältigen, vor allem den stetigen Höhenanstieg über 12 lange Kilometer. Aber es war angenehm ohne Autoverkehr in der tollen grünen Umgebung dahinzurollen. Einmal gab es einen außerplanmäigen Halt auf freier Strecke: eine Schilkröte „im Gleis“! Gemütlich querte sie den Weg und ließ sich auch durch uns nicht sehr beeindrucken.

Leider mussten wir entlang des Trails immer wieder Straßen überqueren, das hieß meist runter bis zum Stopschild und dann auf der anderen Seite wieder hoch. Aber wurde noch abenteuerlicher: Der geschotterte feste Weg wurde schmaler und jetzt ging es z.T. über größere Gesteinsstücken. Am Schluss schoben wir die Räder sogar noch ein Stück auf einem Wanderweg durch den Wald, weil uns dieser direkt zu unserem in der Mittagspause gebucht hatten. Es war wiederum die einzige Unterkunft in der Nähe der Route, die ohne große Umwege erreichbar war… Naja, wie heißt es bei Shakespeare; der Rest ist Schweigen…