St. Michaels – Kinross
71 km
Unser Frühstück heute war nicht schottisch, sondern „continental“, d.h. es gab Müsli bzw. andere Cerealien, Schinken, Käse, diverse Marmeladen und Obst. Für den Start in den Tag war es auf jeden Fall ausreichend. Da es am heutigen Sonntag erst ab halb neun Frühstück gab, ging es entsprechend später los. Nach einem Plausch mit dem Wirt, der uns unter anderem sagte, dass die Schotten beim heutigen EM-Finale auf jeden Fall für Spanien! seien, fuhren wir zunächst wieder zu „unserem“ Radweg. Dafür mussten wir 2 km auf einer ziemlich stark befahrenen Straße radeln, aber es ging nicht anders. In Leuchars (militärisch interessierten wahrscheinlich wegen seiner Kasernen von Royal Army und Air Force ein Begriff) erreichten wir dann den Radweg Nr 1. Zunächst nahmen wir den kleinen Schlenker nach St. Andrews. Die Stadt ist uns aus früheren Besuchen ganz gut bekannt. Die Ruinen von Burg und Abtei sind sehr beeindruckend und zeugen von der langen Geschichte der Stadt, übrigens einer der ältesten Bischofssitze Schottlands. Es gibt viele hübsche mittelalterliche Häuser und natürlich die altehrwürdige Universität. Für Fans der Royals: hier lernten sich William und Kate kennen. St. Andrews ist auch bekannt als Wiege des Golfspiels. Davon zeugen zahlreiche Golfplätze und -hotels und auch das World Golf Museum. Und es gibt einen herrlichen, riesigen Sandstrand, an dem sich sogar einige Mutige ins Wasser wagten. Nach einer kurzen Stadtrunde füllten wir bei Sainsbury unsere Vorräte auf. Die Route heute führte quer durch das dünn besiedelte Fife, da wollten wir nichts riskieren. Die Bezeichnung Nordseeradweg passte hier nicht so richtig, aber vielleicht geht es auch darum, das Land insgesamt kennen zu lernen. Die Route heißt ja auch EuroVelo 12. Das Auf und Ab war heute irgenwie viel leichter zu fahren, vielleicht weil wir nun schon besser trainiert sind oder uns einfach besser darauf eingestellt hatten. Jedenfalls konnten wir phantastische Ausblicke auf die Gegend genießen. Die Route führte fast ausschließlich auf kleinen, wenig befahrenen Straßen entlang und nach den Anstiegen konnten wir uns auch schon mal kilometerlang bergab rollen lassen. Natürlich macht eine anstrengende Radtour auch hungrig. Picknickbänke gab es an der Strecke nur selten, aber wir sind auf alles vorbereitet, bauten unsere Miniklappstühle auf und konnten unsere leckeren Salate genießen. Der einsetzende Regen trübte den Genuß allerdings etwas. So hielten wir uns nicht lange auf und setzten unsere Tour fort. Überrascht waren wir von Falkland, einem hübschen Ort mit mittelalterlichem Kern und einem majestätisch wirkenden Schloss, das ursprünglich als Renaissanceschloss errichtet und später in ein Jagdschloss umgebaut wurde. Es heißt Queen Mary verbrachte hier unbeschwerte Kindertage.
In den 1970er Jahren wurde der Ort zu einem der ersten Conservation Areas, d.h. man unternahm große Anstrengungen, um sein historisches Bild zu bewahren. Mit hübschen Cafès und Kneipen ist es auch ein Touristenmagnet. So viele Leute waren wir gar nicht mehr gewöhnt. Aber dafür gab es von hier ab einen langen Fuß- und Radweg, der durch das Anwesen und später auch durch einen wunderschönen, märchenhaften Wald führte. Auf einer Bank legten wir nochmal eine Pause ein, denn wir hatten noch mehr als 20 km bis zu unserem heutigen Ziel, Kinross vor uns und in der Ferne sahen wir die beeindruckenden Lomond Hills, über die wir zwar nicht direkt drüber, aber doch dicht vorbei mussten. Das Wetter hatte sich inzwischen wieder deutlich gebessert und so konnten wir auch wieder sehr weit in die Landschaft blicken. Nachdem längerem Auf und Ab ging es dann endlich hinunter zum Loch Leven, einem großen Süßwassersee und Naturschutzgebiet, vor allem wegen der zahlreich nistenden Vögel. Ein schöner Weg führt direkt am See entlang. Ein Abzweig am Golfplatz entlang führte uns nach Kinross. Über einen etwas holprigen Waldweg, und einer kurzen Querung des Golfplatzes (ob das so erlaubt ist? – aber es war zum Glück keiner da) erreichten wir schließlich unsere Unterkunft, das Green Hotel. Der Name geht nicht etwa auf Naturschutz, Ökologie o.ä. zurück sondern meint schlicht und einfach den Golfrasen.
Wir wurden gleich bein Einchecken darauf hingewiesen, dass im Restaurant wegen des Finales ab 20.00 Uhr laut werden würde. So gingen wir 19.30 zum Essen, aber da alles etwas dauerte, bekamen wir die erste Halbzeit noch mit. anach hörten wir noch die Reaktionen der Fans und es wurde uns schnell klar, hier ist man wirklich für Spanien. Entsprechend laut war später der Jubel.