Kinross-Edinburgh
54,2 km
Frühstück, Taschen geschnappt und los gings! Dank der gestrigen Vorarbeit lag heute eine kürzere Etappe vor uns, die es allerdings in sich hatte. Wir starteten noch gemütlich und fuhren noch einmal zum Loch Leven an einen Landvorsprung von dem wir noch einen Blick auf die Insel mit Douglas Castle, wo 1567-1568 Maria Stuart „zu ihrem Schutz“ angeblich vor der Empörung des Volkes ob der Heirat mit dem Earl of Bothwell, der gerade wegen Mordes an Maria Stuarts Ehemann Lord Darnley angeklagt war. In der Folge wurde sie gezwungen, zugunsten ihres einjährigen Sohnes Jakob VI. auf dern schottischen Thron zu verzichten und flieht ausgerechnet nach England. Das bittere Ende ist bekannt…
Hier am Loch Leven steht ebenfalls noch die Wollspinnerei von Todd and Duncan, die letzte verbliebene der über 40 Spinnereien, die sich wegen des reinen Wassers und der guten Wolle hier vor über 200 Jahren angersiedelt hatten.
Wir ließen den See hinter uns und steuerten auf die Berge zu, die Ausläufer der Lomond Hills. Hier mussten wir irgendwann rüber, auch wenn der Weg zunächst mit noch gemächlichen Ansteigen fast parallel dazu verlief. Am Ende zeigte der Höhenmesser des GPS 297 m, die bisher höchste Erhebung auf unserer Tour. Von oben konnten wir uns vom Loch Leven noch einmal verabschieden. Scheinbar verständnislos schauten uns die Highland-Rinder hinterher…
Um das Wörtchen „high“ jetzt auch wirklich auszureizen: Das nächste große HIGHlight konnten wir schon in der Ferne im Dunst ausmachen – die Brücken über den Forth vor Edinburgh. Aber bis dahin waren noch einigen Kilometer zurückzulegen. Das Städchen Townhill hinter dem Berg machte einen unspektakulären, ja leicht grauen Eindruck. Die Route führte auch oberhalb der Stadt auf einem hecken- und baumbesäumten Pfad entlang. Rechts dann ein Hinweis auf den Town Loch. Wir folgten und konnten uns nach den Bergstrapazen bei einem Picknick am Seeufer erholen.
Dumfernline durchquerten wir auch eher an der Peripherie, auf Nebenstraßen oder Radwegen am Straßenrand. Der Radweg war gut ausgeschildert und größere Straßen ließen sich dank Ampel „per Knopfdruck“ gut queren.
Die Anfahrt zur Forth Road Bridge verlief auch über Nebenstraßen, meistens aber auf einem separaten Radweg. Die Straßenbrücke selbst war ohnehin nur für Busse, Taxis und Fahrzeuge mit Sondergenehmigung freigegeben. Der Hauptverkehr lief über die imposante neue Autobahnbrücke rechts. Auf „unserer“ Brücke fuhren rechts die wenigen Autos auf einer separaten abgetrennten Fahrbahn. Links verlief der Fußweg am Geländer und daneben gut markiert die Radspur (breit genug für beide Richtungen). Somit hatten wir einen tollen Blick nach links auf die rote Eisenbahnbrücke mit ihren charakteristischen geschwungenen Trägern und auch in den Firth of Forth.
Als wir zum Ende der Brücke hinabgerollt waren, trafen wir noch zwei Radfahrer, die in der Gegenrichtung unterwegs waren, mit noch ein wenig mehr Gepäck bepackt als wir. Kyra und Michi aus Emden waren allerdings schon viel länger unterwegs und hatten, anders als wir mit unseren knapp drei Wochen, auch noch viel mehr vor sich: einmal um Großbritannien und Irland, dann nach Frankreich, Spanien und so weiter – bis nach China, Australien … Wow! 2-3 Jahre hatten sie sich dafür Zeit genommen. [www.drahteselzeit.de]
Wir tauschten uns noch ein wenig aus, wünschten uns gegenseitig eine gute Fahrt. Vielleicht hören wir mal wieder voneiander…
Eigentlich wollten wir vor dem angekündigten Regen ankommen, aber wir mussten dann doch noch Regenjacke und -hosen anziehen.
Auf schönen Radwegen im Grünen rollten wir nach Edinburgh und kamen fast direkt im Stadtzenrum raus. Seit unserem letzten Aufenthalt in der Stadt hatte sich viel getan. Die Straßenbahn, damals noch an vielen Stellen im Bau, rollte. Die Hauptstraßen im Zentrum waren größtenteils nur noch für Busse, Taxis … und Radfahrer(!) … freigegeben. Da es aber viele Busse gab, war es doch ein wenig anstrengend und wir waren froh als wir endlich am Hotel angekommen waren.
Fahrräder abgestellt, Zimmer bezogen, geduscht und noch einmal ab in die Stadt zu einem kleinen Bummel. Dank der zentralen Lage unseres Hotels waren wir schnell auf der Royal Mile mit vielen Menschen. Waren wir gar nicht mehr gewöhnt!
Eigentlich wollten wir zum Abendessen aus Sentimentalität und wegen des leckeren Essens zu Henderson’s, dem ältesten vegetarisch-veganen Restaurant (seit 1962) in Edinburgh. Leider musste das usprünglich recht zentral gelegene Lokal zu Corona-Zeiten schließen. Aber es wurde an anderer Stelle wiedereröffnet, allerdings etwas weiter weg vom Zentrum, wo es noch etliche andere, haupsächlich indische, Restaurants gab. Nach dem etwas längeren Stadtspaziergang einschließlich Blick auf das Edinburgh Castle – gerade regnete es nicht – wurden wir belohnt: Auch wenn das Restaurant selbst an einem Montag gut besucht war, bekamen wir noch ein Plätzchen und ließen es uns schmecken: Salate, vegetarisches Hauptgericht, Cocktails und Dessert. Unbedingt zu empfehlen!
Eigentlich wollten wir zurück den Bus nehmen, aber der Regen ließ nach und so kehrten wir nach einem ausgedehntem Abendspaziergang ins Hotel zurück.