Grado – Salzburg – Potsdam
(Boot – Kleinbus – Zug Rad S-Bahn)
Zum Abschluss unserer Radtour haben wir uns noch einen Tag Erholung in Grado gegönnt. Bei herrlichem Wetter sind wir nach dem Frühstück (reichhaltiges Büffet mit Bedienung wie überall in Italien) in Richtung Hafen aufgebrochen. Steffen hatte gestern einen Kanuclub entdeckt und hoffte, dass wir uns ein Kanu ausleihen könnten, um etwas in der Lagune herumzupaddeln. Leider Fehlanzeige. Er erntete nur ungläubige Blicke auf seine Frage. Ist hier noch niemand auf die Idee gekommen, ein Kanu auszuleihen? Da gibt es wohl noch Entwicklungspotential in Richtung sanfter Tourismus. Oder wir waren nur am falschen Ort. Etwas enttäuscht spazierten wir zum Stadthafen, wo wir als Alternative auf dem Motorschiff Nuova Cristina eine Lagunenrundfahrt machen wollten. Die Tour sollte 10.30 starten und ca. 2 Stunden dauern. Wir waren etwas sehr zeitig da, aber wir konnten schon auf das Boot und die Platzauswahl war noch ziemlich groß. Wir setzten uns auf eine Bank auf dem Oberdeck und so langsam füllte sich das Boot. Rundfahrt war vielleicht etwas übertrieben, aber wir fuhren ca. eine Stunde lang auf die Lagune hinaus, vorbei ein zahlreichen kleinen Inseln, auf den jeweils eine Fischerhütte bzw. ein Haus stand. Nur wenige wirkten bewohnt. Es muss auch ein sehr einsames Leben sein, wenn man nur mit dem Boot den nächsten Ort erreichen kann. Wir sahen nochmal die Landstraße, auf der wir gestern in Insel erreicht hatten und den Turm der Kathedrale von Aquileia sowie zahlreiche Wasservögel, vor allem Komorane, weiße Reiher, Schwäne und Möwen. Von Flamingos keine Spur, obwohl sie in der Lagune heimisch sein sollen. An einer Insel legten wir an. Dort befand sich ein Restaurant. Ein paar Leute stiegen aus, sie würden mit dem nächsten Boot in drei oder vier Stunden zurückfahren. Dann drehte das Boot und wir nahmen den gleichen Weg zurück.
In Grado suchten wir uns erstmal ein kleines Café. Bei einem Gespritzten und Pizzarella bzw. Sandwich (Tramezzino) ließen wir es uns gut gehen. Dann gingen wir zum Strand. Für schlappe 23 Euro mieteten wir uns für den Rest des Tages 2 Liegen unter einem Sonnenschirm. Das Wasser hier ist sehr angenehm, allerdings sehr flach, so dass man eine ganze Weile gehen muss, bis man Schwimmen kann, also ideal für Familien mit kleinen Kindern. Davon waren auch viele hier, vor allem aus Österreich. Wir genossen einen herrlichen Strandnachmittag, schwammen und erholten uns. Zwischendurch kam mal ein Mann vorbei, der lauthals Melo (Honigmelonen) anpries, aber auch anderes frischen Obst mundgerecht zubereitet im Angebot hatte.
Gegen halb sieben brachen wir zum Hotel auf. So langsam hatten wir Abendbrothunger. Wir überlegten nochmal in die Altstadt zu gehen, doch dann entschieden wir uns für das Restaurant in unserem Hotel. Es befand sich in der 7. Etage, hatte eine offene Terrasse und Meerblick, ein herrliches Ambiente für den (vor-)letzten Abend. Das Essen war hervorragend, auch wenn der Service etwas langsam war. Aber wir hatten ja Zeit.
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker kurz nach sieben. Um 9.15 Uhr sollte uns der Shuttle-Bus nach Salzburg abholen, da mussten wir pünktlich sein. Es klappte auch hervorragend. Wir fuhren mit sechs weiteren Radlern in einem Kleinbus mit Fahrradtransport (vier Rädern im Fahrzeug, vier auf der Hängerkupplung) nach Salzburg. Nachdem wir unsere Impfzertifikate vorgezeigt hatten, konnten wir einsteigen. Unser Fahrer, ein sehr sympatischer junger Österreicher aus Gastein, hatte es nicht ganz einfach, mit dem Kleinbus durch die engen Gassen der Gradoer Altstadt zu den Hotels durchzukommen, aber er meisterte die Herausforderung mit Bravour. Die Fahrt war sehr angenehm, wir konnten nochmal die herrliche Landschaft genießen und unsere Tour noch einmal Revue passieren lassen. Kurz vor der Grenze nach Österreich verließen wir die Autobahn, um über den kleinen Grenzübergang zu fahren und so Zeit zu sparen. Ehe wir in Österreich bei Arnoldstein wieder auf die Autobahn fuhren, machten wir noch eine Rast. Wir kamen sehr gut durch und erreichten Salzburg bereits halb drei (anstatt zwischen 15 und 16 Uhr wie angekündigt). Einige Mitfahrer wollten am Hbf aussteigen, und die Heimfahrt per Bahn fortzusetzen. Wir hätten uns zwar noch zum Hotel bringen lassen können, doch unser Hotel war nur ca. 1 km vom Bahnhof entfernt und außerdem wollten wir schonmal den Weg für den morgigen Tag erkunden, denn dann wollten wir mit der DB nach Hause fahren. Wir erreichten unser Hotel (dasselbe, das wir auch bei unserem Start hatten) ohne Probleme. Wir machten uns kurz frisch und gingen dann in die Stadt. Das Wetter war sehr schön und so gönnten wir uns erstmal einen Kaffee und einen leckeren Topfenstrudel. Dann ließen wir uns durch die Stadt treiben. Für die Museen und andere Kultureinrichtungen werden wir wohl nochmal wiederkommen müssen. Diesmal betrachteten wir sie nur von außen. Gegen Abend wurde es frisch, aber glücklicherweise hatte ich im Schlussverkauf zwei schöne Pullover erstanden, so konnten wir uns nochmal in den Biergarten setzen, aus dem uns beim letzten Mal der Regen ziemlich schnell vertrieben hatte. Mit deftiger österreichischer Küche und einem Viertel Wein ging unser Salzburg-Aufenthalt zu Ende.
Abenteuer Deutsche Bahn
Als wir am 16. Mai unsere Fahrkarten für diesen Urlaub gekauft hatten, waren wir einfach nur froh, dass es eine ICE-Verbindung mit Fahrradtransport gab. Dass wir damit den Hauptgewinn gezogen, nämlich eine Reservierung für den fast einzigen Zug, der an diesem ersten Streiktag von München nach Berlin fuhr, erworben hatten, konnten wir natürlich nicht ahnen. Als wir am Vorabend in der DB-App nochmal die Verbindung nachschauten, trauten wir dem Ganzen noch nicht richtig. Die Züge davor und danach fielen alle aus, nur bei unserem Zug stand noch nichts – sollte der wirklich fahren? Vorsichtigerweise nahmen wir noch eine Bahn früher aus Salzburg nach München. Die Strecke wurde von der Bayerischen RegioBahn betrieben, die nicht streikte. So erreichten wir München sehr früh und konnten nun in Ruhe umsteigen. Unser Zug schien wirklich zu fahren. Die umgekehrte Wagenreihung war auch angezeigt, so konnten wir ohne Stress die Räder auf dem Bahnsteig nach vorn fahren. Wir versorgten uns beim Bäcker noch mit Reiseproviant. Der Zug kam auch rechtzeitig an, so dass wir genügend Zeit zum Einsteigen hatten. Doch welch böse Überraschung! Im gesamten Wagen 1, in dem sich vorne das Fahrradabteil befand, waren die Türen nicht benutzbar (Man fragt sich, wenn nur so wenige Züge fahren, ob man da nicht einen anderen Zug einsetzen könnte?). Also mussten wir im Wagen 2 einsteigen und unsere Räder mehr oder weniger geschickt auf dem Hinterrad balancierend durch den ersten Wagen bis an die Spitze zum Fahrradabteil führen. Im leeren Zug war es einfach nur nervig, aber wie sollte das in Berlin gehen, wenn der Zug voll ist und noch nach Hamburg weiterfahren will? Naja erstmal saßen wir drin und fuhren auch pünktlich los. In Nürnberg gab es einen längeren Halt. Dort wurde ein zweiter Zug nach Berlin eingesetzt und die Passagiere, die keinen Sitzplatz hatten und nach Berlin wollten, wurden gebeten in diesen Zug umzusteigen, da unser Zug zu voll war. Glücklicherweise klappte das gut und wir konnten weiterfahren. In Berlin schafften wir es auch auszusteigen, wir waren nicht die einzigen mit Rädern, man half sich gegenseitig und überhaupt waren alle sehr rücksichtsvoll. Es geht doch! Die S- und Regionalbahnen vom Hauptbahnhof nach Potsdam fielen auf absehbare Zeit alle wegen des Streiks aus, aber zum Glück fuhr wenigstens die S1 ab Friedrichstraße. Also schwangen wir uns auf unsere Räder und fuhren die knapp 3 km dorthin. Einen Aufzug fanden wir nicht, also wuchteten wir unsere vollbeladenen Räder die Treppen runter. Natürlich war die Bahn sehr voll, aber wir kamen noch mit. In Wannsee mussten wir umsteigen, bleiben aber zum Glück auf dem gleichen Bahnsteig. So erreichten wir einigermaßen entnervt Griebnitzsee. Dort holten wir uns noch einen Halloumi-Döner und fuhren nach Hause…..
ENDE DER TOUR (bis zum nächsten Abenteuer)