Udine – Grado
58,8 km
Heute nahmen wir die letzte Etappe des Alpe-Adria-Radwegs in Angriff. Wir starteten in Udine bei bedecktem Himmel relativ früh. Erst einmal mussten wir aus der Stadt heraus, ehe wir auf Radwegen neben Hauptstraßen und auf Nebenstraßen stetig Richtung Süden fuhren. Adria wir kommen! Aber bis dahin war es noch ein langer Weg. Wir durchquerten einige Gebiete, wo wir den Friaulischen Wein noch unverarbeitet am Weinstock bewundern konnten, erstaunlicherweise auch viele rote Trauben obwohl die Region ja vor allem für Weißwein bekannt ist. Wir trafen auf einen „alten Bekannten“ – einen Bewässerungskanal, diesmal der Roiello von Pradamo, der sich aus dem Kanal von Palma in Udine ableitet. Die Ursprünge gingen bereits auf die Römer zurück, die Bedeutung von Bewässerung für die regionale Entwicklung bereits erkannt hatten. Auch für die Entenschar offensichtlich ebenfalls ein wichtiger Ort.
Wir passierten einige ältere Kirchen und Herrnhäuser auf Nebenstraßen. Leider führte der Radweg öfter an Hauptstraßen entlang. Wir erreichten Palmanova, das als Festung und „perfekte Stadt“ geplant worden war. Die Republik Venedig schuf sich damit einen gut befestigten Stützpunkt auf dem Festland, von dem aus sie die Region kontrollieren konnte. Napoleon ließ später die Festungsmauern verstärken. Im Zentrum der Stadmauern, die einen neunzackigen Stern bilden, liegt inmitten der ring- und sternförmig angeordneten Straßen ein großer Platz mit den wichtigsten Gebäuden, z.B. die Kirche. Die Weite dieses Platzes konnten wir heute allerdings nicht erfahren, da überall Wochenmarkt war. So war auch ein Platz im Café für eine Rast schwer zu finden, erst ein paar Meter weg konnten wir jeder eine Bruschetta und einen Kaffee genießen und das Treiben zur Mittagszeit – wer sich mit wem so zum Kaffee oder auf einen Wein traf – beobachten (Landeskunde!).
Die weitere Strecke bot doch noch ein Kleinod: das Schloss von Strassoldo, eine eigentlich aus zwei Teilen bestehende Burganlage (in Privatbesitz, aber in weiten Teilen außen zugänglich), die bereits 1035 vom Adligen Woldarico Strassu begründet wurde. Hier steht auch die Kirche St. Nicolo, die bereits 1333 erwähnt wurde und seitdem mehrfach, zuletzt im Renaissance-Stil umgebaut wurde.
An einer weiteren historische Stätte am Wegesrand – Aquilea – liefen noch umfangreiche archäologische und restauratorische Arbeiten. Vom römischen Forum war neben Mauerstümpfen nur eine Säulenreihe zu sehen – kein Wunder, denn die römische Siedlung war vom Hunnenkönig Attila gestürmt und gebrandschatzt worden. Einzig eine mächtige Basilika thront über der Stadt und strahlt historische Bedeutung aus.
Auf einem abgetrennten Radweg neben der Hauptstraße näherten wir uns der Insel mit der Stadt Grado, rechts und links des Straßendamms erstreckt sich die Lagune von Grado. Grado war von den Römern als Seehafen für die Siedlung Aquilea gegründet worden, gehörte später zur Republik Venedig und wurde vom Kaiserreich Österreich übernommen und avancierte zum Seebad „Mitteleuropas“, wie es heute zum Teil in historischer Anspielung noch beworben wird. Und in der Tat scheint es für Besucher vor allem aus Österreich und Süddeutschland immer noch ein lohnendes Ziel zu sein. Der Strand, zu dem wir uns nach dem Check-in und Erfrischen im Hotel zu einem Spaziergang aufmachten, war jedenfalls gut besucht. Auch wir erlagen dem Zauber der glitzernden Wasserfläche namens Adria und erfrischten unsere „pedalgeplagten“ Füße. Auf dem Weg zurück zur Altstadt von Grado hielten die inzwischen von Ferne aufgezogenen dunklen Wolken die Feuchtigkeit nicht mehr: auf eben noch strahlenden Sonnenschein folgte Regen, wenngleich es noch recht warm war. Wir schafften es noch in die Altstadtgässchen und „flüchteten“ unter den Baldachin eines Restaurants. Da wir schon mal da waren, aßen wir auch gleich eine Kleinigkeit – eine warme Vorspeisenplatte mit Muscheln, Sardinen, Garnelen, anderem Fisch und Polenta, dazu 1/2 Liter Weißwein und Wasser. Es war eine reichliche Portion und so kehrten wir gut gesättigt über verschlungene Pfade durch die Altstadt zu unserem Hotel zurück.