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Udine („Ruhetag“)

Heute früh schien die Sonne. Auch wenn es nicht allzu warm war, genossen wir unser Frühstück auf der Terrasse mit Blick in den gegenüberliegenden Garten. Wie in Carnia durfte man sich auch hier nicht selbst vom Büffet bedienen. Man suchte sich aus, was man essen wollte und bekam den vollen Teller überreicht. Das Angebot war sehr umfangreich, auch die Auswahl an frischem Obst und Gemüse war sehr gut. Es dauerte halt nur etwas länger. Offensichtlich hatten wir die beliebteste Frühstückzeit erwischt. Aber wir hatten auch nicht viel Spielraum, denn um 10 begann der geplante Stadtrundgang. Nach dem Frühstück gingen wir also zur Touristeninformation, um die Tickets zu bezahlen. Unsere Gruppe bestand aus 6 Personen, zwei italienischen Paaren und uns beiden. So gab die Stadtführerin ihre Erklärungen zuerst in italienisch und dann in englisch. Wir erfuhren viel über die wechselvolle Geschichte der Stadt. Der Berg, auf dem sich das Castello befindet, ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit. Der Legende nach wurde der Berg von Attila, dem Hunnenkönig genutzt, damit er von hier aus zusehen konnte, wie seine Horden das römische Aquileia in Brand setzten. Udine wurde bereits im 10. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Markt- und Steuerfreiheit zogen viele Bürger an, so dass die Stadt wuchs und an Bedeutung gewann. Im 15. Jahrhundert fiel das Friaul und damit Udine an Venedig. Eine berühmte venezianische Herrscherfamilie waren die Marins, die einige wichtige Bauten errichten ließen, unter anderen das alte Rathaus, das doch sehr stark an den Dogenpalast auf dem Markusplatz erinnert, aber natürlich viel kleiner ist. Mit dem Untergang der Republik Venedig wurde das Friaul Teil der Habsburger Monarchie. 1866 wurde es dann Teil des neugegründeten Königreichs Italien. Soweit zur Geschichte. Auch die Natur stellte die Stadt und deren Umgebung auf harte Proben. So ereigneten sich hier mehrere verheerende Erdbeben, die die Stadt und ihre Bauwerke stark zerstörten, die stärksten 1511 und 1976. Doch mit großer Kraftanstrengung wurde die Stadt immer wieder auf- und ausgebaut. Mit ihren prachtvollen historischen Gebäuden, Kirchen und Plätzen ist die Stadt wirklich eine Reise wert. Arturo Malignani, Sproß einer reichen Familie mit großen wissenschaftlichen Interesse, gelang es durch Versuche, die Leuchtwirkung der von Edison erfundene Glühlampe durch Erzeugung eines Vakuums deutlich zu steigern. Dank dieser Erfindung (das Patent wurde später von Edison gekauft) war Udine nach Paris und London die dritte europäische Stadt mit elektrischer Beleuchtung. Unser Rundgang führte uns auch zu den beiden Kanälen, die die Stadt im Osten und Westen durchflossen. Sie waren künstlich angelegt worden, um Wasser u.a. für Mühlen und Handwerk bereitzustellen. Dafür zapfte man die aufgrund geologischer Gegebenheiten unterirdisch verlaufenden Flüsse in der Friaulischen Ebene an.

Nach diesem sehr informativen Stadtrundgang hatten wir uns eine Pause verdient. Und so setzten wir uns in eine Trattoria und gönnten uns eine Weinschorle und friaulische Spezialitäten. Den Nachmittag verbrachten wir größtenteils im Castello, d.h. in den dort befindlichen Museen. Das erste Museum war das Musei Risorgimento, das sich der Wiederherstellung der Einheit des italienischen Staates widmet. Offensichtlich zählte man nur auf das Interesse der italienischen Besucher, denn es gab keine Erklärungen in anderen Sprachen. Das war im Archäologischen und im Kunstmuseum anders. Hier gab es z.T. ziemlich ausführliche Erläuterungen in englischer Sprache. Das kleine Museum für Fotografie in der obersten Etage war besonders interessant. Es zeigte historische Aufnahmen von Udine und seinen Einwohnern sowie eine Austellung von Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg. Ein Raum widmete sich Fotografien von Kosaken aus dem Kaukasus, die von der Deutschen Wehrmacht im gebirgigen Friaul im 2. Weltkrieg eingesetzt waren.

Nach so viel Input war ein Kaffee dringend notwendig. Dafür bot sich das Restaurant im Schlosshof bestens an. Nun gingen wir noch zum Dom, der nach verschiedenen „Ausbaustufen“ nun aus einem Mittel- und vier Seitenschiffen bestand. Die Innenausstattung war sehr reichhaltig mit riesigen Fresken, wertvollen Schnitzereien und Skulpturen.

Nun waren wir doch einigermaßen geschafft. Da war ein leckeres Eis gerade richtig. Wir gingen nochmal zu unserer gestrigen Eisdiele und schlenderten dann Eis schleckend zu einen hübschen Garten. Nach dieser wohlverdienten Pause genossen wir im „Wohnzimmer“ der Stadt, am Neuen Markt, noch eine Pizza und ein Gläschen Wein, ehe wir zurück zum Hotel bummelten.