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Carnia-Udine
58,6 km per Rad

Heute lag keine sehr lange Etappe vor uns. Wir waren etwas eher als sonst frühstücksbereit, vor dem ersten großen Schwung Gäste – das Hotel war offensichtlich ein beliebter Zwischenstopp für Radfahrer und Gruppenreisende. Wegen der Corona-Hygienevorschriften durfte man sich am Büffet nur sein Essen aussuchen, sich aber nicht selbst bedienen. Eine der hilfsbereiten Kellnerinnen füllte den Teller und übergab ihn dem Gast. Das klappte sehr gut und ohne Verzögerung.

Gut gestärkt machten wir uns auf den Weg, leider bei leichtem Nieselregen und etwas kühlerem Wetter. Es war also ganz gut, dass wir unsere grellgelben Windjacken anhatten, weil wir noch ein gutes Stück auf der Straße fahren mussten. Erst später wurden wir über recht holprige Feldwege und Nebenstraßen geleitet. Dabei passierten wir einen Ort, der einen sehr desolaten und verlassenen Eindruck machte. Wie sich herausstellte, handelte es sich um Portis Vecchio, also das alte Portis, das 1976 bei dem verheerenden Erdbeben im Friaul stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Heute dienen die alten Gebäude der Erdbeben- und Katastrophenschutzforschung. Portis wurde an anderer Stelle wieder aufgebaut.

Wir passierten Venzone mit seinen hübschen Altstadtgassen und gut erhaltenen Teilen der Stadtmauer. Nach Venzone mussten wir uns entscheiden: folgen wir der Route aus dem Radreiseführer und dem dazugehörigen Track oder der Ausschilderung? Wir vertrauten den Wegweisern, da wir die Erfahrung gemacht hatten, dass sich inzwischen schon einiges an der Routenführung geändert hatte. Auch waren Teile der Route wohl frisch ausgebaut worden. So führten eigens angelegte Radwege quer durch die Ortschaft und weiter über Nebenstraßen. Allerdings ging es hier auch ordentlich bergauf und bergab. Uns begleitete das beeindruckende Alpenpanorama – mal im Rücken mal zu unserer Rechten weit im Hintergrund. Zum Teil folgte die Route wieder dem Verlauf einer ehemaligen Bahnstrecke mit Viadukten und Unterführungen. An einem längeren Stück Weges, der neben einer hochgelegenen Bahnstrecke entlangführte konnten wir an den breiten Pfeilern tolle Kunstwerke bewundern, eine lange Galerie von gelungenen Graffitti mit Tiefgang.

Am frühen Nachmittag erreichten wir Udine und konnten auf dem Radweg fast bis zu unserem Hotel fahren. Nachdem wir uns erfrischt und „stadtfein“ gemacht hatten, konnten wir erstmals die Stadt erkunden; alles zu Fuß, denn unser Hotel lag nicht sehr weit von der Altstadt enfernt. Nach einem Espresso mit kleinen Leckerreien in einer Pasticceria gegenüber dem Palazzo Municipale schafften wir es auch bis auf den „Burgberg“. Hier im ehemaligen Palazzo der venezianischen Gouverneure sind die drei städtischen Museen untergebracht: das Kunstmuseum, das Archäologische Museum und das Museum für Fotografie. Von „Kastell“ (Castelo) aus öffnete sich ein toller Blick über die Stadt und auf das Alpenpanorama am Horizont. Auf der Wiese vor dem Palazzo waren eine Bühne und Stuhlreihen aufgebaut – für Konzerte im Rahmen des Udine-Festivals und das spätere Musikfest. Heute sollte das FVG-Orchester (FVG = Friaulisch-Venezien und Giulia) eine „Omaggio a Morricone“ (Tribute to Morricone) spielen, allerdings erst um 21.30 Uhr. Wir wollten uns für unser morgiges Programm informieren und gingen zur Touristeninformation. Da nur jeweils 3 Personen gleichzeitig eingelassen wurden, dauerte es etwas länger bis wir uns zu einer Stadtführung anmelden und uns noch einmal nach dem Konzert erkundigen konnten. Tickets gab es leider nur online, irgendwie klappte das nicht gleich und so entschlossen wir uns – auch mit Blick auf den aktuellen Regenschauer – es darauf ankommen zu lassen. Die Restaurants öffneten auch erst ab 19.00 Uhr – der Tagesablauf war hier eben irgendwie nach hinten verschoben. Wir schnappten uns wärmere Sachen einschließlich Regenjacken, machten uns dann rechtzeitig auf den Weg und landeten in einem sehr netten Restaurant, der historischen Trattoria al Chianti mit edlen Rezepten innovativer Küche. (Auch hier wurde wieder vor Betreten des Restaurants der „Green Pass“ – ein gültiges COVID Impfzertifikat – überprüft.)

Nach den Essen machten wir uns auf gut Glück zum Kastell auf den Weg, wo bereits einige Konzertbesucher am Einlass warteten. Es gab aber eine Abendkasse, vor der ein Mann zwei Karten in der ersten Preiskategorie anbot. Er sprach uns auf Italienisch an, aber erst dank der Vermittlung der jungen Frau an der Abendkasse erfuhren wir, dass er die Karten notgedrungen billiger abgeben wollte, da er das Konzert nicht besuchen konnte. Sogar die Namen wurden an der Abendkasse noch geändert so dass wir nach Einlass und einem kleinen Abendrundgang glücklich in der Mitte in Reihe 1 (!) Platz nehmen konnten. Trotz eines kleinen Regenschauers zu Beginn war das Konzert vor der imposanten Kulisse des Palazzo ein Genuss – Orchester, Dirigent und Solo-Sängerin gingen leidenschaftlich zur Sache und präsentierten ein Feuerwerk der Morricone-Klassiker von „Es war einmal in Amerika“ über „The Good, the Bad, the Ugly“ bis zu „Spiel mir das Lied vom Tod“. Showdown auf dem Kastell!