Arnoldstein – Carnia
68,04 km
Nach einem phantastischen Frühstück mit allerlei Kärntner Spezialitäten, viel Gemüse, Obst und selbstgebackenem Kuchen konnten wir die Herausforderungen der heutigen Etappe gut angehen. Es waren ja nur die ersten 20 km, die nochmal einige Kraftanstrengungen erforderten. Schließlich mussten wir von ca. 560 m auf über 800 m klettern. Die ersten Kilometer waren mit einer moderaten Steigung sehr gut zu bewältigen. Kurz vor der italienischen Grenze „spuckte“ ein slowenischer Bus eine große Gruppe Freizeitradler aus, in die wir mitten hineingerieten. Sollten wir warten und sie vorbei lassen? Schnell wegfahren war keine Option, da der Radweg ab hier in Serpentinen bergan ging. Da waren wir mit unseren Gepäck eindeutig im Nachteil. Aber mit gegenseitiger Rücksichtnahme ging es ganz gut. Die Mehrheit der Gruppe fuhr an uns vorbei. Wir hielten ja auch ab und zu an, um die herrliche Landschaft zu fotografieren. Die Sicht war gut, die Sonne schien häufig hinter den Wolken hervor. Ein idealer Radltag. Wir „schraubten“ uns mühsam nach Coccau hoch, doch als es endlich bergab gehen sollten, entschieden wir uns dafür, uns noch ein bisschen weiter zu quälen und einen Abstecher zu der kleinen Kapelle San Nicolò etwas weiter oben auf dem Berg zu machen. Dafür wurden wir mit phantastischen Ausblicken auf die Julischen Alpen belohnt.
Nun ging es erstmal steil bergab, dann aber wieder einige Kilometer lang kontinuierlich bergan nach Tarvisio, einem hübschen Touristenort mit Cafés, Geschäften, einem mittelalterlichen Turm und ein paar Ruinen. Nach weiteren 4 km sehr leichtem Anstieg hatten wir den höchsten Punkt erreicht, nun ging es mit leichter Neigung fast immer nur bergab. Die Route führte auf einer sehr gut ausgebauten ehemaligen Eisenbahntrasse entlang. Dazu gehörten auch Tunnel, zunächst nur ein kurzer und ein langer. Wir genossen die Fahrt und die wirklich unbeschreiblich schönen Aussichten auf Gipfel und Schluchten, Wasserfälle, kleine malerische Orte – kurz gesagt: ein Traum. Wir glitten mit minimaler Kraftanstrengung mit 20 bis 25 km/h bis Pontebba. An der Brücke Pontebbana steht ein alter Grenzstein, der anzeigt, dass hier bis 1918 die Grenze zwischen Italien und Österreich verlief. Im Ort hielten wir an einem Café, wo wir uns je einen Espresso und drei Kugeln leckeres Eis gönnten. Inzwischen waren über den Bergen ein paar Wolken aufgezogen, aber wir fuhren erstmal unbekümmert weiter. Hinter dem Ort ging es durch zahlreiche Tunnel, mal kürzer, mal länger, mal ganz gut beleuchtet, mal finster. Es war alles etwas abenteuerlich. Ich habe die Tunnel nicht gezählt, aber es waren sicher mehr als zehn und die Gesamtlänge betrug wohl auch einige Kilometer. Zwischen den ersten Tunneln setzte plötzlich starker Regen ein. Aber wir sind ja auf alles gefasst, und so hatten wir flugs Regenkleidung und Gamaschen an und konnten unseren Weg fortsetzen. Irgendwann hörte der Regen auch wieder auf und wir konnten im Trocknen weiterfahren. Die Schönheit der Landschaft lässt sich nur schwer in Worte fassen, dafür sind ja die Bilder da. Bei Moggio hörte unser schöner Radweg erstmal auf. Laut Radführer sollten wir auf der Hauptstraße SS13 weiterfahren, aber zunächst konnten wir noch eine Weile auf der unausgebauten Strecke ohne Verkehr bleiben. Es war nur etwas abenteuerlich. Bald war auch der provisorische Weg durch eine Baustelle gesperrt. Am Felsen waren drei Arbeiter angeseilt, die ein Metallnetz über den Felsen ausrollten – offensichtlich Teil der auf einem Schild angekündigten Sicherungsmaßnahmen zum weiteren Ausbau der alten Bahnstrecke zum Radweg. Also mussten wir nun doch auf die Fernverkehrsstraße ausweichen. Es gab jedoch einen relativ breiten Randstreifen, auf dem wir trotz starkem Verkehr einigermaßen sicher voran kamen. Zum Glück war es auch nicht mehr weit bis zu unserem Hotel Carnia, unserem heutigen Etappenziel.