Achim-Farge (64,64 km)

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Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir bei blauem Himmel und Sonnenschein los. Zunächst ging es wieder einmal über die Weser und dann ein Stück auf einem straßenbegleitenden Radweg bis nach Werder. Von dort ging es über landwirtschaftliche Straßen nach Thedinghausen mit dem schönen Renaissanceschloss Erbhof und einem interessanten Gebäudeensemble mit Rathaus, Packhaus und Taubenturm aus der Zeit um 1800. Wir kreuzten die Museumsbahn Pingelheini, die aber nur am Wochenende und ausgewählten Feiertag unterwegs ist. Bis Ahausen folgte die Route wieder größtenteils der Straße, zum Glück auf einem separaten Radweg. Ein Gartenbaubetrieb an der Strecke warb im Hofverkauf und einem 24 Stunden geöffneten Tomatomaten.

Bei Dreye kamen wir wieder an die Weser, oder besser gesagt den Weserdeich. Wir fuhren nun bis Bremen auf und manchmal neben dem Deich. Es fuhr sich sehr gut, wir hatten einen schönen Blick auf die Weserwiesen und die Industrieanlagen am anderen Ufer. In den Bremer Vororten war auf dem Deich ziemlich viel los: Radfahrer, Spaziergänger mit und ohne Hund, Jogger…. Wir sahen sogar ein paar Schwimmer im Wesersee. Außerdem sahen wir das Weserstadion am anderen Ufer. Auf der Insel Stadtwerder gab es einen kleinen Umweg, aber wir fanden uns trotzdem gut zurecht und waren bald in der Bremer Innenstadt. Ein Blick auf den Stadtplan zeigte, dass es sinnvoll wäre zuerst von der Brücke aus nach rechts zu fahren, um ins Schnoorviertel zu gelangen, eines der ältesten Stadtviertel Bremens, mit einigen sehr gut erhaltenen Gebäuden aus dem 15. und 16. Jahrhundert und engen urigen Gassen. Es war wirklich beeindruckend. Wir fanden ein hübsches kleines Café und legten erstmal eine Ruhepause ein. Gestärkt von Preiselbeer-Buchweizen- und Zitronencrème-Torte mit Baiserdecke sowie leckerem Tee schoben wir nun unsere Räder durch die engen, aber sehr belebten Gassen. Wir warfen noch einen kurzen Blick in die St. Johann Kirche und gingen dann zum Dom und Rathaus. Der Dom war leider nicht offen zur Besichtigung. Wir schossen noch die obligatorischen Fotos von Dom, Roland, Rathaus und natürlich den Bremer Stadtmusikanten. Letztere waren, wenn man sich recht erinnert, eigentlich gar nicht bis Bremen gekommen, sondern im Räuberhaus im Wald geblieben und hatten auf die Musikerkarriere verzichtet. Aber Marketing ist ja oft auch sehr märchenhaft. Mit den offiziellen Wahrzeichen endete dann auch unsere Stippvisite in Bremen. Uns erwartete wieder der Weser-Radweg, der noch ein paar Hundert Meter auf dem Weserkai entlangeführte, ehe wir die Weserbrücke zum Bahnhof Neustadt nahmen, auf der linken Uferseite zunächst durch Woltmershausen und dann durch gefühlt endlose Logistikgebiete mit Lagerhäusern, Containerrampen und einm riesigen Hochregallagerhaus – ein ganzer Zweig rund rund um die Hafenwirtschaft; und es wurde weiter kräftig ausgebaut. Etliche Hinweis- und Reklameschilder verwiesen auch ganz unbescheiden auf „bremenports“ – einer tut es wohl nicht. Nach Seehausen ging es auf dem Radweg unterhalb des Deiches direkt an der Weser entlang. Mit Rückenwind kamen wir gut voran. Wir überquerten das Ochtum Sperrwerk und kamen bald nach Lemwerder. Dort kamen wir an der Weser-Side-Gallery vorbei, einer der längsten Freiluftgalerien in Deutschland. Über 200 internationale Künstler, aber auch Schüler des Ortes haben verschiedene Kunstwerke auf eine 3500m² große Deichschutzwand gemalt, darunter einige sehr beeindruckende Bilder.

Ab Lemwerder ging es dann hinter dem Deich weiter. In Warfleth kamen wir an der St. Marienkirche vorbei. Als wir unsere Räder abstellten, kam gerade der Pfarrer aus der Kirche und bot uns an, noch etwas über diese zu erzählen. Die Kirche stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert. Das Altarbild wurde wohl von einem zweitrangigen Künstler gestaltet, „wäre es von Dürer dann hätten wir keine Geldsorgen“, meinte der Pfarrer. Die Kirche wird auch Schifferkirche genannt. Davon zeugen viele maritime Details, wie Schiffsmodelle, ein Steuerrad an der Kirchenwand und Anker und Festmacher vor der Kirche. Zur Gemeinde gehören weniger Seefahrer als vielmehr Schiffsbauer und Werftarbeiter. Kirche und Dorf waren immer wieder von Sturmfluten und Hochwasser bedroht, doch nun gibt es die Mauer auf dem Deich, die die Kirche hoffentlich schützt. Der Friedhof war schon vor Jahren weiter ins Land verlegt worden, denn Überschwemmungen hatten zuvor die Totenruhe öfter gestört und die Folgen waren nicht schön anzusehen gewesen.

Nach diesem informativen Stopp waren es nur noch ein paar Kilometer bis zur Fähre und zu unserer heutigen Unterkunft. Da konnte uns der einsetzende Regen nichts mehr anhaben – dachten wir. Denn zu unserer Überraschung war das Fährhaus Farge verschlossen und sollte erst 18.00 Uhr öffnen, das wären noch fast 3 Stunden. Zum Glück kam nach einem Anruf die Wirtin aus einem Nebengebäude und ließ uns rein. Wie sich herausstellte, ist aktuell das Einchecken normalerweise erst ab 17.00 Uhr möglich. Uns hatte diese Info allerdings nicht erreicht. Zum Glück hat ja alles noch geklappt und wir sind gut untergekommen.