Hann. Münden – Höxter (73 km)
Von jedem Etwas und zum Abschluss ein kühles Bad
Nach einem leckeren Frühstück (zum Speiseraum und Buffet ging es natürlich mit Maske) fuhren wir noch einmal durch die bezaubernde historische Altstadt bis zur Werrabrücke. Noch ein kurzer Blick auf den „Kuss“, d.h. den Zusammenfluss von Werra und Fulda und dann ging es richtig los, zunächst auf einem die Straße begleitenden Radweg nach Gimte, einem hübschen Dörfchen mit einer Marien- und Radfahrerkirche. Obwohl der Weg immer ziemlich dicht an der Weser entlang führte, blieben wir von Steigungen nicht verschont. Bis auf eine mörderische 25-Prozent-Steigung kurz vor Bad Karlshafen war es aber ganz erträglich. Wir fuhren durch ein paar malerische Dörfchen mit sehr schönen Fachwerkhäusern und gepflegten Gärten. Ab und an ging es auch mal durch den Wald, was uns sehr freute, denn inzwischen war der Morgennebel verschwunden und aus der angenehmen Frische wurde langsam eine ordentliche Wärme, aber da half zum Glück der Fahrtwind. Die erste kurze Pause legten wir in Bursfelde ein, um einen kurzen Blick in die Anlage des ehemaligen Benediktinerklosters zu werfen. Auch heute ist es noch eine Pilgerstätte auf dem Pilgerpfad von Thüringen nach Loccum. Während wir die Kirche besichtigten, erklang aus einem Nebengebäude Gesang – also ein wirklich spirituelles Erlebnis. Den im Ort angelegten Klaus-Bahlsen-Naturpfad über die Renaturierung der Nieme nahmen wir nur nebenbei zur Kenntnis. Unsere nächste Station war die Klosterkirche in Lippoldsberg. Auch hier handelt es sich um eine weiträumige Anlage mit Nebengebäuden und viel Grün. Im Nebenschiff der Kirche widmete sich eine kleine Ausstellung der Rolle der Musik in „3000 Jahren Gotteslob“, , begonnen bei der Shofar, einem Blasintrument aus Widderhorn, das Luther für seine Bibelübersetzung in etwas europäisches Bekanntes „umtaufte“ – die Posaune. Ausgestellt waren auch andere alte Blasintrumente, deren Klang man an Hörstationen nachhören konnte.
Der Radweg führte über asphaltierte Nebenstraßen, fast ohne Verkehr. Dafür waren sehr viele Radler unterwegs, allerdings waren wir mit unseren „Analogrädern“ fast die Ausnahme, heutzutage fährt man e-Bike. Die meisten Radler sind im Rentenalter, aber auch manche Jüngere (also deutlich jünger als wir) sind so unterwegs.
Nach ca. 45 km gönnten wir uns eine längere Pause. Nachdem wir kurz die barocke Innenstadt von Bad Karlshafen angesehen hatten (mich haben die vorwiegend weißen Häuser nicht wirklich begeistert) fanden wir in einem hübschen Biergarten am Weserufer ein Plätzchen fürs Mittagessen. Es dauerte zwar eine Ewigkeit bis das Essen kam, aber meine gebratenen Forellenfilets mit Gemüse waren wirklich ein Traum, vor allem der knusprig geröstete Spinat dazu. Gut gesättigt konnten wir nun den Rest unserer Tagesetappe in Angriff nehmen. In Herstelle setzten wir mit der Radlerfähre über die Weser, auch ein tolles Erlebnis sein Fahrrad in diese „Nussschale“ von Gierfähre zu hieven. Aber wir sind gut am Ufer angekommen und hatten jetzt wieder einen tollen verkehrsfreien Radweg, der über weite Strecken sogar im Schatten verlief. Die schönen Fachwerkhäuser in Beverungen nahmen wir nebenbei zur Kenntnis, unser nächster Stopp war der Schlosspark Wehrden. Uns „Schlossparkverwöhnte“ riss der Park zwar nicht vom Hocker, aber die ganze Anlage war hübsch gestaltet. Der jetzige Zustand ist einem Projekt in Verbindung mit der Expo in Hannover zu verdanken. Der ursprüngliche Bauherr Fürst Wolff-Metternich war übrigens mit einer Tante von Annette Droste-Hülshoff verheiratet, die die Dichterin hier öfter besucht hatte. Dabei wohnte sie in einem Turm, der heute ihren Namen trägt. Nein nicht Rapunzelturm! Nun waren es nur noch wenige Kilometer bis Höxter. Die Strecke führte an einem Naherholungsgebiet mit einem herrlichen See vorbei. Die Gelegenheit für einen Sprung ins kühle Nass ließen wir uns nicht entgehen, also zogen wir schnell die Badesachen an und schwammen ein paar Meter in dem glasklaren See. Jetzt waren wir erfrischt! Nach ein paar Kilometern erreichten wir unser Ziel. Kurz geduscht und auf ging es zu einer Erkundungstour durch die Stadt. Die Museen waren natürlich alle schon zu, aber die Stadt selbst hat auch Museumscharakter mit ihren zahlreichen Fachwerkhäusern und der Kiliankirche. Im Biergarten des Strullenkrugs fanden wir ein gemütliches Plätzchen für ein sehr leckeres Abendbrot. Den Heimweg versüßte uns noch ein Eis auf die Hand aus der italienischen Eismanufaktur.