Höxter – Hameln (70,57 km)

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Ein besonderer Tag – Birgit hat Geburtstag! Und was schenkt sie sich nicht? 70 km Weserradweg von Höxter nach Hameln – denn da wartet unsere nächste Hotelunterkunft.

Also ging es nach dem Früstück weiter, zunächst Richtung Weltkulturerbe Corvey kurz hinter Höxter. Das ehemalige Kloster Corvey, heute Schloss Corvey und noch bewohnter Adelssitz, wurde 822 von Benediktinermönchen aus Corbie in Frankreich gegründet und zwar auf Initiative von Ludwig dem Frommen (ein Sohn Karls des Großen). Unser relativ früher Start in Höxter frommte uns allerdings nicht, denn die Welterbestätte öffnete erst um 10.00 Uhr für Besucher. Ein Schild verbot selbst das Betreten des Geländes ohne Eintrittskarte. So zogen wir, wie etliche andere Radwanderer, leicht enttäuscht weiter. 45 Minuten wollte keiner warten, schließlich wartete ja die Weser auf uns! Zunächst ging es eine schöne schattige Allee entlang bis sich eine Baumreihe verabschiedete und später wieder weite Wiesen und Felder die Landschaft beherrschten. Wir erreichten Holzminden, eine Stadtgründung von 1200. Dennoch bot die Stadt im Zentrum nicht so ein durchgängig idyllisches Bild – weniger Fachwerkhäuser, mehr Lücken- und modernere Gebäude mit einer geschäftigen Füßgängerzone. Das wir in der „Stadt der Düfte“ waren, wo etliche synthetische Aromastoffe entwickelt worden sind (u.a. das Vanillin als Ersatzaroma für echte Vanille) und produziert werden, war für uns nirgendwo zu erkennen. Der Radweg führte jetzt entlang der Weserschleifen immer mal wieder etwas von der Weser weg um sich ihr dann wieder als Uferweg zu nähern. Erstaunlich wie breit der Fluss inzwischen geworden war; wir sahen Gruppen im Kanu, aber auch Kühe, die am Ufer schon bis zu den Beinen im Wasser standen, um zu trinken oder gar zu baden?

Der nächste große Ort war Bodenwerder. Wir leisteten uns den Umweg über die Brücke hinüber in die historische Altstadt. Bereits am Ortseingang grüßten Schilder und Figuren die Besucher und erinnerten an einen berühmten Sohn des Ortes: Hier wurde 1720 Freiherr Hieronymus von Münchhausen geboren (wenn man den Chroniken und irgendwelchen alten Gemäuern heutzutage überhaupt noch Glauben schenken kann ;-). Nach 12 Jahren als Offizier im Dienste der russischen Zarin ließ er sich später hier zur Ruhe und schwelgte vor gespannten Gästen in seinen Abenteuern. Zu den Erinnerungen muss wohl der eine oder andere Schriftsteller (Raspe in Englisch und Bürger in Deutsch) etwas dazugedichtet haben – der „Lügenbaron“ war empört.

In der Fußgängerzone gönnten wir uns ein Stück „Geburtstagskuchen“ – Sachertorte und Münchhausentorte. Gestärkt ging es weiter Richtung Hameln. Am gegenüberliegenden Ufer lag das Wasserschloss Hehlen, ein recht imposanter Bau aus den Jahren 1579-1584 mit großer Freitreppe Richtung Weserufer.

Dann war am jenseitigen (!) Ufer ein Kernkraftwerk und etwas später sogar ein Dampfer auf der Weser zu sehen.

In Hameln angekommen sparten wir erst einmal die Altstadt weitestgehend aus und fuhren schurstracks zu unserem „Hotel Jugendstil“ das auch in einem entsprechenden Altbau eingerichtet und ganz passend ausgestattet war. So gab es z.B. ein Zimmer „Heinrich Vogeler“ und „Gustav Klimt“. Allerings war die Rezeption nicht besetzt; nach einem Anruf erhielten wir einen Code auf den hin ein Kasten einen Zimmerschlüssel für uns ausspuckte. Mit diesem konnten wir aber auch gleich unsere Räder sicher in der Garage einschließen.

Frisch geduscht und „zivilisationsgerecht aufgeputzt“ (keine Radlerhosen usw.) erkundeten wir die Stadt mit ihren unzähligen alten Fachwerkhäusern und sonstigen historischen Bauten. Glücklicherweise kamen wir gerade am sogenannten „Hochzeitshaus“ (ein Festsaalbau am Markt) vorbei, wo um 15.35 Uhr das Glockenspiel ertönte, sich zwei Türen öffneten und mit einem Figurenreigen und Orgelpfeifentönen die Rattenfängersage nacherzählt wurde.

Im Altstadt-Pflaster sind an vielen Stellen Bronzeratten zu sehen.

Dazu dazu die vielen alten Häuser, meist Fachwerk mit den Jahreszahlen 15.. oder 16.., wir wussten gar nicht, welche Gasse wir zuerst lang laufen und wo wir zuerst hinschauen sollten. Nach einem ausgedehnten Rundgang ließen wir uns draußen vor einem gut besuchten hippen Lokal mit einer gelungenen kleinen Auswahl an Speisen wie Tapas, Flammkuchen, Burger und Steaks nieder, genossen Tapas und leckere Jumbo-Cocktails zur Happy Hour.

Wir setzten den Stadtrundgang auf dem Rattenfängerweg noch weiter fort – inzwischen wehte auch ein laues Lüftchen und kehrten gut geschafft und mit vielen Eindrücken ins Hotel zurück.