DSCN1225

Bild 1 von 4

Rousay Hostel – Stromness

50,2 km

Da die erste Fähre erst 10.10 Uhr fuhr, hatten wir genügend Zeit für ein gemütliches Frühstück. Es regnete wieder einmal, da wollten wir die schöne warme und trockene Bleibe nicht so schnell verlassen. Die Camperin, eine amerikanische Fotografin, wie sich herausstellte, kam herein, um endlich mal warm und trocken zu sein. Wir kamen ins Schwatzen und plötzlich war die Zeit vorbei und wir mussten zur Fähre. Der Regen hatte zum Glück inzwischen aufgehört und zu unserer großen Überraschung und Freude lichtete sich die Wolkendecke immer mehr und schließlich lugte sogar ab und an die Sonne hervor. Da konnten wir nun endlich mal von den Windjacken in die normalen Fahrradjacken wechseln. Bei dem Wetter fuhr es sich gleich viel leichter. Wir genossen die Ausblicke auf das Meer und sahen die Insel Rousay noch einmal aus anderer Perspektive. Wir fuhren durch kleine Dörfchen, vorbei an einigen Seen und wurden dabei oft von den Kühen neugierig beäugt. Wir erfreuten uns an den vielen bunten Wildblumen am Straßenrand. Die Straße war auch hier wieder ziemlich hügelig, doch bis auf einen waren die Anstiege sehr moderat. Wir kamen nun so langsam in eine touristisch interessante Gegend. Da nahm auch der Verkehr etwas zu. Den Ort Birsay mit dem beeindruckenden Brough Head, einer felsigen Insel, die man bei Ebbe zu Fuß erreichen kann, und der Ruine des Earl’s Palace (aus dem 16. Jahrhundert) ließen wir rechts liegen und auch das Kitchener Memorial, das an den britischen Kriegsminister Lord Kitchener erinnert, der hier bei einer Reise zu Gesprächen mit dem russischen Zaren 1916 auf der HMS Hampshire durch deutsche Minen den Tod fand, erinnerte, sahen wir uns nur aus der Ferne an. Unser erstes Reiseziel war Skara Brae, ein sehr gut erhaltenes Steinzeitdorf, das nach einer Sturmflut 1850 von William Watt zufällig entdeckt wurde. Heute ist es eine touristische Attraktion mit einem Museum, indem man anschaulich über die Entdeckung und die Ausgrabungen sowie das Leben im Dorf, wie es sich vermutlich gestaltete, informiert wird. Das eigentliche Dorf ist nur von oben zu besichtigen, um die fragile Konstruktion, die ohnehin schon den Naturgewalten ausgesetzt ist, nicht noch mehr zu beschädigen. Für den räumlichen Eindruck wurde eine etwas kleinere Kopie gebaut, die man betreten kann. Wir waren offensichtlich durch unsere gestrigen Erlebnisse bereits sehr verwöhnt, so dass sich unsere Begeisterung etwas in Grenzen hielt. Inzwischen war es auch kälter geworden und in der Ferne brauten sich dunkle Wolken zusammen. Da nahmen wir erstmal eine Stärkung im Café zu uns (Soup of the day und Carrot Cake bzw. Schokoladenbrownie). Neben Skara Brae befindet sich das Skaill House, das Haus des Entdeckers von Skara Brae, des siebten Lairds von Breckness. Es wurde 1997 renoviert und zeigt nun ein Sammelsurium an Objekten. Die Einrichtung reicht von Möbeln und Gegenständen aus dem 18. Jahrhundert bis hin zu Kleidern der letzten Bewohnerin, die 1991 verstarb. Für uns natürlich interessant: etliche Exponate mit Bezug zu Russland aus der Zeit als ein Laird als Colonel ein Regiment der „Weißen“ gegen die Bolschewiki führte.

Wir schwangen uns nun wieder auf unsere Räder. Nach ein paar Kilometern erreichten wir den Ring of Brodgar, ein Weltkulturerbe, das oft in einem Atemzug mit Stonehenge genannt wird und von der eigentlichen Ausdehnung viel größer war. Ursprünglich bestand der Ring aus 60 Monolithen, von denen heute noch 27 stehen. Sehr beeindruckend. Über den ursprünglichen Zweck des Rings sind sich die Wissenschaftler nicht so richtig im klaren. Leider wurde unser Kulturgenuß durch den einsetzenden starken Regen etwas getrübt. Wir fuhren weiter zu den Stehenden Steinen von Stennes, die sich auf einer schmalen Landzunge zwischen zwei Lochs befinden. Es regnete jedoch inzwischen so stark, dass wir nur kurz für ein Foto hielten und nun schnell zu unserem Guesthouse nach Stromness fuhren. Wir wurden von der Wirtin, die aus Österreich stammt abr schnon über 20 Jahre in Schottland lebt, freundlich begrüßt und zu unserem Zimmer gebracht. Nachdem wir die nassen Klamotten aufgehängt und uns schön heiß geduscht hatten, begaben wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Wir landeten im Ferry Inn. Das Essen war sehr gut. Neben den traditionellen Gerichten wie Fish and Chips, Steak etc. gab es auch etwas exotischere Gerichte, wie zum Beispiel Seeteufel mit Garnelen Curry, das hervorragend schmeckte. Ein Dessert hatten wir uns natürlich auch verdient (z.B. Panna Cotta mit Himbeeren und Whiskygelee).

Als wir das Restaurant verließen, schien plötzlich wieder die Sonne und tauchte die ganze Umgebung in ein zauberhaftes Licht. Wir nutzten die Gelegenheit für einen Spaziergang durch den Ort mit seinen engen Gassen und schönen alten Häusern.