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Lerwick – Gaudiesfauld

89,78 km

Der erste Tag auf dem Rad hatte es mächtig in sich. Nach einem guten Frühstück auf der Fähre erreichten wir gegen halb 8 Lerwick. Das Wetter war schön, wenn auch windig und ziemlich frisch. Da die Shetland Inseln nur dünn besiedelt und die Einkaufs- und Essensmöglichkeiten noch dünner gesäht sind, war die erste Aufgabe des Tages einen Supermarkt zu finden und Vorräte anzulegen. Ein paar hundert Meter in die Gegenrichtung unserer Tour befand sich ein Coop. Wir deckten uns mit dem Nötigsten ein, verstauten alles auf den Rädern und los ging es. Gleich hinter der Stadt kam der erste Anstieg, und dazu blies uns der Wind direkt ins Gesicht. Das ging ja gut los und wurde noch besser. Doch für die Mühen wurden wir mit wunderbaren Aussichten auf die zerklüftete Küste und die zahlreichen vorgelagerten kleinen Inseln belohnt.

Wir folgten der Ausschilderung des Radwegs Nr. 1, der hier mit dem Nordseeradweg identisch ist. Im Prinzip folgt die Route der Hauptstraße. Um Lerwick herum war noch relativ viel Verkehr, doch mit jeder Abbiegung wurde es weniger, so dass es sich sehr gut fahren ließ. Die Sonne versteckte sich immer mehr hinter den Wolken und der Wind wurde nicht weniger.

Bei Veensgarth teilte sich die Strecke, es gibt eine Ost- und Westroute Richtung Norden. Wir wählten die Ostroute. Sie führt auf sehr schmalen Straßen fast ohne Verkehr. Die Strecke war traumhaft, überall boten sich herrliche Ausblicke auf das Meer, die Inseln, malerische Buchten. Auf der linken Seite mit Heidekrauf bewachsene Hänge, auf den sich unzählige Schafe mit ihren Lämmern tummelten. Einige sahen uns neugierig an, andere rannten weg und manche blickten einfach nur gelangweilt in die Gegend. Spuren menschlicher Zivilisation waren hier selten, das ein oder andere Haus, ein Denkmal an die Gefallenen des Krieges. Später kamen noch ein paar Ruinen dazu, wobei man nicht sicher sein kann, ob es sich einfach nur um verlassene und verfallene Crofts handelt oder ältere Gebäude. Als wieder an der Hauptroute ankamen, legten wir einen kurzen Stopp ein. Ein Einheimischer sprach uns an und sagte, wir sollten die schöne Landschaft nochmal genießen, denn bald würden auf den Bergen über 200 Windräder aufgestellt. Um diese anzuliefern, müssten hundert Meilen Straßen gebaut werden, quer durchs Land. Bei aller Begeisterung für erneuerbare Energien, diese Aussicht ist mehr als deprimierend.

Später legten wir noch ein Picknick ein zur Stärkung. Von Restaurants, Cafés o.ä. keine Spur – abgesehen von einer Werbetafel für ein Restaurant, aber dafür hätten wir einen Umweg einlegen müssen. Nach knapp 50 km auf und ab erreichten wir nun die Fähre in Toft, die uns nach Ulsta auf der Insel Yell bringen sollte. Wir mussten unsere Fahrräder in einem offenen Raum an der Seite der Fähre abstellen und konnten dann die Überfahrt im warmen Salon genießen. In Ulsta angekommen, ging es gleich wieder steil bergan, aber das war ja inzwischen normal. Wir durchquerten die Insel auf der Hauptstraße, auch hier bot sich immer wieder ein toller Blick auf die Küste mit den unendlich vielen kleinen Inselchen. Auch hier gibt es nur wenige Häuser und ein paar kleine Dörfchen. Autos sahen wir nur, wenn eine Fähre ankam oder abfahren sollte. Dann fuhren die Autos auch schon mal mit mörderischer Geschwindkeit. Unsere Kräfte ließen nun langsam nach, so dass wir bei anden Anstiegen auch mal die Räder schoben. Da wir bis auf einen Hinweis zu einem B&B und einer Camping Böd (Campinghütte) keine Hinweise auf Übernachtungsmöglichkeiten sahen, entschlossen wir uns noch die Fähre nach Unst zu nehmen und dann zum Gausdiesfauld Youth Hostel mit angeschlossenen Campingplatz zu fahren. Wir krochen inzwischen schon fast auf dem Zahnfleisch, da hatte der liebe Gott wohl ein Einsehen mit uns und ließ den Wind für einen Berg mal von hinten wehen. An anderer Stelle hatte uns so kräftig entgegengeblasen, dass wir sogar bergab ordentlich in die Pedalen treten mussten. Als wir in Gutcher an der Fähre ankamen, war diese offensichtlich gerade erst weg, die nächste fuhr erst in einer Dreiviertelstunde, gegen 20.10. Der Tearoom hatte leider schon lange zu, aber zum Glück gab es einen Warteraum, denn inzwischen wehte nicht nur ein kalter Wind, es hatte auch zu regnen begonnen. Als wir endlich Unst erreicht hatten, ging es nur noch einmal bergauf und dann hinunter zum Hostel. Ein freies Zimmer gab es nicht mehr, aber wir hatten ja unser neues Zelt. Da wir mit dem Aufbau noch nicht so vertraut waren, dauerte es etwas länger und wir wurden gleich ordentlich nass. Doch wir schafften das. Als das Zelt stand, ging Steffen in die Küche, um Abendbrot zu machen und ich pustete noch unsere Matten auf. Nach einem leckeren Abendessen (naja nach dieser Anstrengung schmeckt auch Suppe aus der Dose mit Weißbrot wunderbar) und einem heißen Tee nahmen wir noch eine heiße Dusche und fielen dann gegen halb 12 todmüde in die Schlafsäcke.