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Avignon – Arles (64,7 km)
Nach dem erlebnisreichen gestrigen Ruhetag sollte uns die heutige Etappe schnell weiter nach Arles führen, einen weiteren Ort in der Provence, den man einfach gesehen haben muss.
Doch ganz so schnell ging es dann doch nicht. Der Start im Hotel mit reichlichem Frühstück klappte zwar super und auch die Fahrt aus Avignon heraus war kein Problem. Doch dann kam sie gleich, die doppelte Bergwertung. Der Höhenunterschied war zwar nicht groß, aber der Anstieg dafür umso steiler, dass nicht nur ich, sondern auch Steffen vom Fahrrad steigen musste. Eigentlich hatten wir gehofft, dass uns die Routenführung – wenn sie schon solche Anstrengungen von uns erfordert – auch an den historischen Sehenswürdigkeiten wie der Chartreuse du Val Bénédiction vorbeführt, aber das klappte nicht so richtig. Nur am Turm Phillippe le Bel kamen wir vorbei. Naja, zu einer Besichtigung hätte die Zeit ohnehin nicht gereicht. Wir fuhren durch verkehrsarme Straßen nach Les Angles, ein nettes Örtchen mit einem historischen Kern. Ab hier ging es in Serpentinen steil bergab. Dabei sahen wir auch, wie die Stadt an den Berg gebaut wurde. Dann ging es gemütlich weiter auf der Via Rhona; zu unserer großen Freude war die Routenführung schon soweit gediehen, dass uns der auf der Karte angezeigte Abschnitt auf der verkehrsreichen D2 erspart blieb.
Wir waren so begeistert von der neuen Routenführung, dass wir die von Bikeline empfohlene Strecke ignorierten und weiter der Ausschilderung folgten. Ja hätten wir mal… Wir bleiben also auf der rechten Rohneseite, doch leider mussten wir bald feststellen, dass die Strecke ziemlich weit von der Rhone wegführte und auch ein ganzes Stück länger war. Dabei wollten wir doch nach Arles… Aber dank Garmin-GPS alles kein Problem. Schnell war eine neue Route gefunden. Erst auf einer kleinen Nebenstraße, dann auf der Hauptstraße, aber da gab es einen Service-Weg neben dem Rhonedamm. Der erwies sich leider als Schotterpiste und ließ sich daher nicht besonders gut fahren, aber wir kamen trotzdem voran und nutzten die Gelegenheit bei der Schleuse von Beaucaire doch auf die andere Seite zu wechseln. Nun rollte es gut und wir erreichten schon bald den historischen Stadtkern von Tarascon. Vorbei an dem beeindruckenden Chateau du Roi René aus dem 15. Jahrhundert und der Stiftskirche Saint Marthe ging es wieder über die Rhone. Die Strecke war nun wieder ganz gut ausgeschildert und ließ sich gut fahen. Nur die Überquerung der D90 erwies sich als etwas kompliziert, da beide Fahrspuren durch eine Betonmauer getrennt waren. Es blieb uns nichts anderes übrig als am rechten Rand zum nächsten Kreisverkehr zu fahren und dann das Stück auf der anderen Seite zurück. Nun ging es gemütlich auf kleinen Straßen durch Felder und Weinberge (heißen die auch so, wenn es gar keine Berge sind?). An einer Ecke mit einer Art Wiese breiteten wir unsere Picknickdecke aus und gönnten uns erstmal eine Stärkung. So waren die nächsten 10 km nach Arles kein Problem. Die Rhone überquerten wir diesmal in einem Fahrradtunnel unter der N113. Dank des GPS klappte auch die Fahrt zu unserem Hotel im Rande der Altstadt super. Unser Zimmer war glücklicherweise (wie sich auf Nachfrage herausstellte) schon bereit und so konnten wir uns bereits halb drei stadtfein zur Erkundung der Stadt aufmachen. Nach einem kurzen Abstecher in die Touristeninformation (wegen Routen in der Camargue) gönnten wir uns erstmal ein Eis. Unser nächstes Ziel war die Fondation Vincent van Gogh, die in einem Stadthaus aus dem 15. Jahrhundert mit einem modernen Museumsanbau aus dem Jahre 2014 untergebracht war. Über van Gogh selbst erfährt man hier nichts Neues, aber es gibt interessante Ausstellungen, in denen es darum geht wie van Gogh Werke anderer Künstler beeinflusst hat. Außerdem sind immer mal wieder Werke van Goghs, die sich in anderen Museen befinden, als Leihgaben zu sehen. Zur Zeit läuft gerade die meiner Meinung nach sehr sehenswerte Ausstellung Hot Sun Late Sun u.a. mit Werken von Picasso, Monticelli (der seinerseits van Gogh beeinflusst hat), Sigmar Polke, Giorgio de Chirico und Paul Nash. Besonders schön ist auch der Blick auf die Altstadt, den man von der Besucherterrasse in der vierten Etage hat.
Nach van Gogh widmeten wir uns nun dem römischen Erbe der Stadt. Wir holten uns einen Liberté-Pass zu 12€ pro Person, der Eintritt in vier historische Monumente und diverse Museen bietet. Wir hatten zwar keine Zeit, alles anzusehen, aber das Amphitheater – das größte und besterhaltene in der römischen Provinz Gallien – ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Es fasst bis zu 25.000 Besucher und wird offensichtlich auch heute (noch oder wieder) für Veranstaltungen (Stierkämpfe) genutzt. Besonders lohnenswert ist der Aufstieg auf einen der später dazugebauten Wehrtürme, denn hier bietet sich ein toller Blick auf die Umgebung. Für uns ging es nun weiter in die Cryptoportiques, unterirdische Galerien, die die Basis für das darüberliegende Forum bildeten. Von den ausgedehnten Gewölben konnnte man auf die beeindruckende Ausdehnung der Forumbebauung schließen. Es war schon interessant und etwas unheimlich in diesen dunklen Gängen umherzuwandeln. Als letztes besichtigten wir noch Kirche und Kloster Sainte-Trophime, das vor allem für seinen Kreuzgang berühmt ist. Er zeichnet sich vor allem durch die filigrane Gestaltung seiner Kapitelle aus, die in verschiedenen Teilgängen jeweils Geschichten aus der Bibel, der Kirchenhistorie und dem regionalen Sagen- und Mythenschatz darstellen.
So viel Kunst und Kultur macht natürlich hungrig. Da war es gut, dass es inzwischen 19.00 Uhr war und die Restaurants für das Abendgeschäft öffneten. Wir bummelten noch ein bißchen durch die Stadt, blieben aber bald in einem kleinen Restaurant in der Rue du Docteur Fanton bei einem leckeren Abendmenü begleitet von einem Wein aus der Region. Die Vorspeisen – Paprika-Creme Bulee und kalte Ratatouille – verdienen besondere Erwähnung.