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Zürich – Hospental

Nach einer geruhsamen Nacht packten wir unsere sieben Sachen und verließen das gastliche Hotel. Steffen holte die gut verstauten Räder wieder aus dem Keller und checkte uns aus, während ich auf die Taschen aufpasste. Dabei schaute ich mir das organisierte Chaos von Fahrrad- und Motorradfahrern, Tram und Autos auf der Kreuzung an und beschloss, für den Weg zum Bahnhof den Umweg durch die Fußgängerzone und über die Fußgängerbrücke zu nehmen. Das klappte auch super und so waren wir schon eine Stunde vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof. Während Steffen die Fahrradtaschen in den Riesentaschen verstaute, machte ich mich auf die Suche nach etwas Leckerem zum Frühstück: Ich schaute mir die riesige Auswahl an und entschied mich schließlich für Laugenbaguettes, Joghurt, O-Saft und Kaffee. Dass die Schweiz ein teures Urlaubsland ist, wussten wir vorher, also werden wir auch nicht klagen.
Wenn man über eine Stunde auf einem betriebsamen Bahnhof sitzt, bekommt man so allerlei mit und wir stellten fest, auch die Schweizer Bahn ist nicht perfekt. Ein Zug fiel aus, bei einem anderen wurde der Bahnsteig geändert. Am Besten gefiel uns die Ansage: "Bitte beachten Sie die Ersatzkomposition des Zuges". Das klingt doch wesentlich besser als "geänderte Wagenreihung", oder? Der Zug wurde in Zürich eingesetzt und so konnten wir unsere Fahrräder ohne Probleme verstauen. Doch der Zug wurde richtig voll, offensichtlich hatte das Schweizer Heer eine größere Maßnahme geplant, denn es stiegen zahlreiche junge Männer in Uniform mit riesigen Taschen und – unvorstellbar in Deutschland – ihrem Gewehr (wenn auch ohne Magazin) in den Zug. Wir fuhren durch die herrliche Schweizer Landschaft – Berge, Wiesen, malerische Dörfer, glasklare Seen und das bei strahlend blauem Himmel. In Erstfeld – der Endstation des ersten Zuges – mussten wir umsteigen. Zwar hatte uns der Fahrkartenverkäufer beteuert, wir bräuchten nur über den Bahnsteig, doch das erwies sich als Irrtum – Bahnsteigänderung! Zum Glück gab es einen riesigen Aufzug, denn die jungen Soldaten mit ihrem Gerödel wollten auch nicht die Treppe nehmen. Etwas außer Atem erreichten wir unseren Anschlusszug und fanden auch ein Plätzchen für die Räder und uns – alles gut. So kamen wir nach Göschenen, den nächsten Umsteigeort. Hier ging es in die Bergbahn. Diesmal konnten wir auf der gleichen Ebene bleiben. Das Fahrradabteil war groß genug, so dass außer unseren Rädern noch vier weitere bequem Platz hatten. Nun ging es aber wirklich bergauf – mit Zahnradunterstützung und durch einen Tunnel kamen wir schließlich in Andermatt an – einem hübschen Bergdorf mit wunderschönen Holzhäusern. Am Bahnhof standen zahlreiche Reisebusse, die die Touristen zum Glacier-Express brachten. Wir beluden unsere Räder und fuhren los. Hier in Andermatt ist ein richtiger Kreuzungspunkt für Radwege – neben dem Rhoneradweg geht es von hier auch zum Rheinradweg und nach Italien. Außerdem gibt es eine Menge Mountainbikerouten. Hochbetrieb herrscht allerdings im Winter. Wir fuhren einmal durch den Ort. Ich holte mir noch ein Paar Fahrradhandschuhe, denn beim Einpacken zuhause musste ich feststellen, dass meine kaputt waren. Dann ging's los, eine Mini-Minietappe zum Eingewöhnen – von Andermatt nach Hospental – 3,6 km. Hier hatten wir eine Übernachtung gebucht und von hier geht's morgen über den Furkapass. Als wir kurz vor 1 an der Pension Egg ankamen, waren unsere Zimmer natürlich noch nicht fertig und so stellten wir nur die Fahrräder ein und begaben uns auf Entdeckungstour. Es gibt eine hübsche kleine Kirche, einen Turm aus dem 12. Jahrhundert, der hoch über dem Ort thront und eine kleine Kapelle für Pilger. Die Aufschrift außen weist darauf hin, dass man sich hier entscheiden muss, welchen Weg man gehen möchte, zur Rhone, zum Rhein oder nach Rom. Wir beendeten unseren Spaziergang auf der Terrasse des Hotels St. Gotthart, wo übrigens General Suworow 1799 mit seinem Generalstab Quartier bezogen hatte. Mit Blick auf die Berge ließen wir uns Kaffee und Blaubeerkuchen gut schmecken.
Inzwischen war auch unser Zimmer fertig. Die nette Wirtin begrüßte uns freundlich. Es war zwar erst 15.00 Uhr, aber so konnten wir den Nachmittag nutzen, noch ein wenig auszuspannen, unser Reisetagebuch zu führen und uns mental auf die morgige Bergetappe vorbereiten. Einen kleinen Spaziergang zum Bahnhof haben wir doch noch gemacht, schließlich wollten wir einmal die Furkapass-Bahn sehen (und fotografieren). In einem kleinen Nebenfluss zur Reuss entdeckten wir auch noch eine Forelle. Unser Abendbrot bekamen wir in der Pension (Schnitzel mit Pommes und Bohnen).