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Prolog
Eigentlich aus einer Laune heraus ("Wir waren schon lange nicht mehr in Frankreich", meinte Birgit) hatten wir uns für eine längere Radtour entlang der Rhone entschieden. Klingt ja auch spannend: von den Alpen bis zum Mittelmeer! Da wir sonst Terminprobleme bekommen hätten, kombinierten wir kurzerhand die Radtour mit dem jährlichen Treffen mit einigen ehemaligen Kollegen. So fuhren wir zunächst erst einmal nach Limburg an der Lahn. Durch eine Verkettung an sich ungünstiger aber für uns glücklicher Umstände – alle unsere Züge hatten Verspätung, einschließlich der Anschlusszüge, die wir sonst nicht mehr erreicht hätten – kamen wir nur leicht verspätet in Limburg an. Da unsere Umsteigezeiten ja "zusammengeschmolzen" waren, hatten wir zwischendurch keine Gelegenheit etwas zu kaufen und so hatten wir seit dem Frühstück nichts richtiges mehr gegessen. Daher gönnten wir uns auf dem Wege ins Hotel in der Limbuirger Altstadt noch eine Kleinigkeit – Weißwurst bzw. Kartoffeln mit grüner Soße. Nach Ankunft, Duschen und Umziehen war sogar noch Zeit für eine kleine Stadterkundung und einen Kaffee bevor wir uns am Abend in gemütlicher Runde in einem italienischen Restaurant trafen.
Am nächsten Tag dann volles Kulturprogramm: Diozösanmuseum mit Führung, Domführung und Stadtführung – quasi Limburg aus allen Perspektiven. In der wunderschönen Altstadt waren auch viele Besucher unterwegs – bestimmt nicht nur durch den zweifehaften Ruhm oder Bekannntheitsgrad, den ein kleiner Bischof namens Thebarz van Eltz der Stadt gebracht hatte.
Aber nicht nur von außen bekamen wir alte Häuser aus verschiedenen Epochen zu Gesicht, den Tag ließen wir in einem Lokal in einem alten Hallenhaus ausklingen.
Heute morgen hieß es früh aufstehen – ohne Frühstück (gab es im Hotel erst ab 07.15 Uhr) machten wir uns wieder mit bepackten Rädern auf in Richtung Bahnhof. Dann endlich Kaffee und belegte Brötchen! Der Bäcker am Bahnhof hatte schon auf und so konnte wir noch vor Bereitstellung unseres Zuges frühstücken. Zunächst ging es nach Koblenz, von dort im EC nach Basel, wo wir bis zur Abfahrt unseres Zuges nach Zürich noch Zeit hatten. Gegenüber unserem Ankunftsgleis stand aber schon ein Zug nach Zürich, trotz Europa-Sparpreis mit Zugbindung (für den IR hatten wir aber ohnehin keine Platz- und Fahrradreservierungen) nahm uns die Zugchefin mit. Dadurch waren wir eine halbe Stunde früher in Zürich, die aber schnell in der Warteschlange am Fahrkartenschalter "aufgezehrt" war. Wir mussten schließlich noch unsere Karten für die Fahrt von Zürich nach Andermatt lösen. Fahrradkarten gab es zum stolzen Preis von jeweils 20 Franken. Da die meisten Züge durch den neuen St.-Gotthard-Tunnel und nicht mehr über die Bergstrecke fahren, gibt es nicht so viele Verbindungen und man muss 3-4 mal umsteigen. Aber der Mann am Schalter konnte mich beruhigen, nur 2mal umsteigen – einmal am Gleis gegenüber und einmal durchs Bahnhofsgebäude durch zum anderen Bahnsteig.
Unser Hotel, das Hotel du Theatre lag günstig in Bahnhofsnähe, wir mussten uns bloß durch das geschäftige Treiben rund um den Hauptbahnhof und die anliegenden Kreuzungen wuseln. Es war knapp, aber es fand sich ein Platz für unsere Räder im Keller halb in einer Werkstatt.
Wir hatten nun noch den ganzen Nachmittag für einen ausgedehnten Stadtrundgang. Zunächst auf die Insel im Limmat mit dem Landesmuseum – ein ausgedehnter Komplex irgendwo zwischen Burg und Palais mit einem moderen Betonanbau als Kontrast. Im grünen Park, auf den Liegewiesen, an den Springbrunnen und Bänken genossen die Zürcher aller Provenienzen den sonnigen Sonntagnachmittag – Familien, Pärchen, Spaziergänger und Touristen. Vom Wehr abgetrennt gab es sogar eine "Badeanstalt", wo doch einige Schwimmer unterwegs waren. An größeren Stadthäusern vorbei, heute Sitz von Nobelläden und Firmen, gelangten wir in die Altstadt mit vielen schmucken Gässchen – hier hätte man in jede Gasse abbiegen können. So eine Dichte von alten Häuschen aus dem 13.-15. Jahrhundert hatte selbst Limburg nicht aufzuweisen; auch wenn dort nicht durch Kriegsschäden sondern durch einen großenen Stadtbrand im 16. Jh. ältere Bauten verloren gingen. Vom Lindenhof, einem großen, schattigen Platz unter Bäumen, hatten wir noch einmal einen schönen Blick auf die Stadt entlang des Limmat-Flusses und in der Ferne den Zürichsee mit schneebedeckten Bergketten im Hintergrund. Auf dem Platz wurden Boule und Schach gespielt. Für uns ging es wieder die Gassen hinunter ans Ufer, noch einmal mit einem wundervollen Panoramablick auf den Zürichseee und die Berge dahinter.
Vorbei an der Oper auf der anderen Seite ging es hoch zum Münster, in der die Reformation unter Zwingli ihren Anfang nahm. Wieder schöne Gassen. In einem schlichten Haus befand sich das Cabaret Voltaire, wo laut einer Wandtafel der Dadaismus begründet wurde. Unser Weg führte uns vorbei an einem Haus, wo ein anderer "Reformator" gewohnt hatte – Lenin. Wir verließen einen lauschigen Platz und stiegen wieder ab in Richtung Neumarkt. Aus der Niederdorf- und Oberdorfgasse mit vielen Kneipen und Restaurants schallte uns bereits laute Musik entgegen. Der Neumarkt war voller Menschen, auf einer Bühne legte ein DJ auf und rundum waren Imbiss- und Getränkestände. Das Bild wiederholte sich auf den kleinen Plätzen, die auf unserem Weg lagen, auf einem Platz gab es wenigstens Live-Jazz. Wir fanden doch ein Plätzchen abseits der lauten Musik draußen vor einer "Bierhalle" und genossen "Spätzli" und einen "Krug" (0,5l) Schweizer Feldschlösschen-Bier