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28.04.2017

San Diego – San Clemente (189 km, davon 13 km per Fahrrad)

Kaum zu glauben, doch die vier Tage San Diego sind nun schon vorbei. Nach dem Frühstück haben wir in Ruhe unsere sieben Sachen zusammengepackt und das Hotel verlassen. Ein letztes Mal sind wir bei herrlichem Sonnenschein gemütlich auf dem Radweg in Richtung Innenstadt gefahren. Heute hatten wir so richtig Zeit. An unserem Ziel, dem Santa Fe Depot, dem Hauptbahnhof von San Diego, mussten wir erst gegen 14.00 Uhr sein. So hielten wir ein paar Mal an Parkbänken an, um dem Treiben in der Hafenbucht und am Embarcadero zuzusehen. Ab und an wurden unsere voll beladenen Räder bestaunt und die üblichen Fragen nach dem woher und wohin gestellt. Wir fuhren am Embarcadero weiter Richtung Süden und entdeckten dabei noch zwei berühmte Postkartenmotive: die Skulptur "Embracing Peace", einen riesigen Marinesoldaten, der eine Krankenschwester küsst, von Seward Johnson sowie das Denkmal Bob Hope und das Militär, eine Skulptur von Bob Hope, der vor Soldaten im Zweiten Weltkrieg auftritt, dazu erklingen Originaltonaufnahmen. Wir fuhren noch ein Stückchen weiter an den Fischereihafen bis zum Seaport Village, einem restaurierten Fischerdorf so wie es vor ca. hundert Jahren aussah. Die Häuser heute sind allerdings Läden und Restaurants. Die Atmosphäre ist sehr angenehm und wir nutzten die Gelegenheit für einen kleinem Imbiss (mexikanisch), ehe es nun zum Bahnhof und damit zum Abenteuer Amtrak ging.

Ich glaube, um ein Land wirklich kennenzulernen, sollte man unbedingt auch seine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Mit Bus und Trolley waren wir schon vertraut, aber so richtig Zug sind wir in Amerika noch nie gefahren. Bei unserer letzten Tour vor fünf Jahren hatte uns die Information, dass Räder nur verpackt befördert würden, abgeschreckt. Doch unterwegs hatten uns mehrere Radler bestätigt, dass man nun seine Räder nach Anmeldung kostenfrei im Zug mitnehmen konnte. Das wollten wir probieren.

Wir hatten uns also ein Ticket für den Nachmittag besorgt. Ursprünglich wollten wir in der Altstadt einsteigen, doch das Santa Fe Depot ist erstens der Anfangsbahnhof und zweitens besser mit dem Rad zu erreichen, so fuhren wir hierher. Als erstes verpackten wir unsere Fahrradtaschen wieder in der großen Tasche und schauten nach, ob wir auch die zulässigen Abmessungen einhielten – gerade so, wenn man ein Auge zudrückt. Dann hieß es nochmal warten. Wir genehmigten uns nochmal einen richtigen Kaffee, denn das was wir beim Frühstück unter dieser Bezeichnung erhalten hatten, konnte man kam so nennen. Unser Zug kam mit Verspätung aus L.A. an, so verzögerte sich alles etwas, aber als Bahnreisender ist einem eine Verspätung ja nicht ganz unvertraut.

Jetzt wurde es interessant, denn man geht hier nicht etwa einfach auf den Bahnsteig, um in den Zug einzusteigen – nein. Man stellt sich in eine Schlange an (Business Class, 2. Klasse oder mit Fahrrad (wir 2). Dann kommt Bahnpersonal, von dem es unzählig viel zu geben scheint, und leitet die Business Class-Passagiere und uns zwei zum Zug. Wir mussten ganz nach vorn, denn der Gepäckwagen befand sich direkt an der Lok. Dort mussten wir die Räder einem Schaffner in den Wagen reichen, über eine breite mit Rollladen versehene Tür, die gefühlt ca. 1,50 hoch lag. Dann stiegen wir mit unserem Gepäck etwas weiter hinten in eine geöffnete Tür ein (das Türenöffnen ist dem Zugbegleitungspersonal vorbehalten). Wir fanden auch schnell einen Platz und Steffen wuchtete unser Gepäck in die riesigen Gepäckablagen über den Sitzen. Die Fahrt war sehr angenehm. Wir genossen die tollen Ausblicke auf die Küste, auf Berge und Orte und freuten uns, wenn wir ein bekanntes Plätzchen entdeckten. Unsere Verspätung erhöhte sich noch etwas, da wir auf der einspurigen Strecke ein paar Mal auf Gegenzüge warten mussten. An einem solchen halt ging der Lokführer schon mal nach hinten zum Buffetwagen um sich einen Kaffee zu holen. Bei der Fahrkartenkontrolle brachte der Schaffner übrigens verschiedenfarbige Zettel über den Sitzen an, möglicherweise um damit anzuzeigen, wohin die Leute fahren wollten. Die meisten bekamen einen gelben Zettel, vermutlich waren es die, die bis zur Endstation L.A. fuhren. Es gab eine Menge blaue Zettel, wir bekamen einen in rosa. Dieser wurde kurz vor unserem Ausstieg vom Schaffner auch wieder abgenommen – interessant…

In San Clemente stiegen wir aus, holten unsere Fahrräder, beluden sie und fuhren nun bergauf zum Camino Real, wo unser Hotel lag. Die nette Frau an der Rezeption empfahl uns ein mexikanisches Restaurant in der Nähe des Hotels für unser Abendbrot. Das war wirklich ein Supertipp. Es war ziemlich voll, so dass wir ca. 20 Minuten auf Plätze warten mussten, aber die haben sich wirklich gelohnt. Das Essen war superlecker und der Cocktail dazu ebenfalls sehr gut. So lässt es sich leben.