{besps}tour/2017_pacific/04_22{/besps}
22.04.2017
Redondo Beach – Newport Beach (75,6 km)
Nach einem typisch amerikanischen Frühstück im Innenhof des Hotels (leider wieder mit Einweggeschirr aus Plastik – und das zum Earth Day) setzten wir unsere Route durch L.A. fort. Im wesentlichen führte diese durch ruhige Nebenstraßen, aber auch auf den 2-3-spurigen Hauptstraßen ließ es sich ganz gut fahren – es war zum Glück Samstag und damit blieb uns der Berufsverkehr erspart. Wir kamen an Kirchen der verschiedensten Glaubensgemeinschaften vorbei (koptisch, griechisch-orthodox, anglikanisch, katholisch, Methodisten etc.). Als wir in die 223. Straße einbogen, staunten wir nicht schlecht, denn da waren sie wieder – unsere Radler aus San Luis Obispo. Wir fuhren ein Stück gemeinsam, doch dann trennten sich unsere Wege wieder, aber wer weiß… Schließlich erreichten wir den Los Angeles River, der hier einen sehr traurigen wasserarmen Eindruck machte, und damit auch wieder einen gesonderten Radweg. Der war allerdings gut befahren, vor allem von Rennradlern, die hier etwas für ihre Fitness tun. Manche grüßen freundlich, andere rasen schnell vorbei, aber das kennt man ja bei uns auch. Der Fluss führte nun immer mehr Wasser, je näher man der Mündung kommt. Auf der anderen Seite ragen die Kräne des Hafens in den Himmel, vor uns die Hochhäuser von Long Beach. Wie in anderen Orten, sehen wir auch hier, vor allem auf dem anderen Ufer eine Menge Obdachloser, die oftmals ihr ganzen Hab und Gut auf ein Fahrrad oder in einen Einkaufswagen geladen haben und so von Ort zu Ort ziehen – ein sehr deprimierender Anblick, vor allem wenn es sich um alte Menschen handelt. Allmählich erreichten wir das Hafenviertel von Long Beach mit seinen Parks, Cafés, Restaurants, Marinas und Bootsanlegern. An einem begann gerade der Einstieg auf die Fähre nach Catalina Island – da wollen wir ja auch noch hin, also hat Steffen schon einmal die Lage und den Fahrplan sondiert. Sieht so aus, als könnten wir die Räder mitnehmen. Der Weg führte nun wieder direkt am Strand entlang, der sich allmählich füllte. Doch noch kamen wir ganz gut voran. An der Alamitos Bay bog der Radweg ab und führte nun allmählich wieder zum Pacific Coast Highway. So langsam stellte sich auch etwas Hunger ein, aber für ein richtiges Mittag hatten wir nicht die rechte Lust. Da passte es gut, dass wir ein Hinweisschild zu einem Whole Food Market (eine Art Bio-Supermarkt) mit einem riesigen Büffet mit Salatzutaten und warmen Gerichten, die man sich nach Lust und Laune in eine Schüssel packen kann. Bezahlt wird nach Gewicht. Wir kannten das schon von unserer letzten Tour und sind von dem Konzept begeistert. Vor dem Markt gab es auch ein paar Tische und Stühle, so konnten wir gleich das Gekaufte genießen. Frisch gestärkt stürzten wir uns nun wieder in den Verkehr. Zum Glück ging es nur ein kurzes Stück auf dem Highway entlang. Dann ging es wieder an den Strand. Dort herrschte inzwischen mächtig Trubel und da Fußgänger Vorrang haben, kamen wir nur langsam voran. Ein Strand reihte sich an den nächsten und alle waren voller Menschen. Linkerhand befanden sich oft Parkplätze oder sogar Stellplätze für Wohnmobile. An einigen Stränden gab es runde Feuerstellen aus Beton, die trotz der heißen Temperaturen genutzt wurden. Manche Leute hatten, wie es schien, ihre gesamte Grillausstattung mit an den Strand gebracht, um hier für die meist spanisch sprechende Großfamilie zu grillen und zu kochen. Am Ende des Huntington State Beach ließ der Trubel etwas nach und als wir auf einer Wiese ein paar Tische mit Bänken sahen, fanden wir, das sei eine gute Gelegenheit, für eine kleine Pause und ein kurzes Bad im Pazifik. Da wir unsere Sachen nicht so ganz unbeobachtet lassen wollten, schickte ich Steffen vor, um den Ozean zu testen. Er hatte offensichtlich Spaß in den Wellen, so dass ich mich später auch hineinwagte. Aber man muss schon vorsichtig sein, vor allem die Unterströmung hat es in sich. Schließlich sind wir keine Wellenreiter-Profis wie man sie hier oft bestaunen kann, wenn sie auch den Wellenbergen entlang surfen. Wir waren jedenfalls gut erfrischt und gesalzen. Nun ging es weiter, zunächst noch ein paar Meilen am Strand und dann auf den Pacific Coast Highway. Dieser war heute stark befahren. Manchmal gab es gekennzeichnete Fahrradspuren, auf denen man gut und sicher fahren konnte. Doch die hörten meist irgendwo unvermittelt auf. Was soll man da als Radler tun? Davonschweben? Leider unmöglich. Die meisten Autofahrer sind eigentlich sehr rücksichtsvoll, aber man muss schon aufpassen. Bald hatten wir auch Newport Beach erreicht, unser heutiges Etappenziel. Da es hier keinen Campingplatz gab, hatten wir heute früh noch schnell über booking.com ein Hotel gebucht. Da die Internetverbindung immer wieder abbrach, konnten wir nicht wie gewohnt recherchieren und vor allem die Lage auf der Karte ansehen. Wir hatten zwar ein tolles Schnäppchen in Newport Beach, MacArthur Boulevard, aber leider am falschen Ende des Boulevards – also ca. 7 km Umweg (pro Richtung). Der MacArthur Boulevard erwies sich als 3-spurige Verkehrsader mit Zufahrten zu diversen Autobahnen. Zum Glück war Samstag und der Verkehr hielt sich in Grenzen, aber das Nervenkostüm musste leiden. Irgendwann hatten wir es dann geschafft und standen in unserer Radlerkluft mit dem ganzen Gedöns vor dem doch ziemlich noblen Hotel. Steffen wollte uns einchecken, doch leider waren die Zimmer noch nicht fertig – und das abends um 5. Es blieb nichts anders übrig als zu warten. Schließlich konnten wir auf unser Zimmer und endlich duschen. Danach ging's nochmal in den Pool und den Whirlpool und dann zum kostenlosen Abendessen, das wir als Entschädigung für die Wartezeit herausgehandelt hatten.