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08.02.16
Paihia – Waitangi
 
In der Bay of Islands wollten wir noch einmal einen Versuch unternehmen, Kanu zu fahren. Auch heute war die Wetterprognose nicht optimal, aber wenn es nicht die ganze Zeit regnet, wären wir schon zufrieden.
Wir hatten den Wecker für kurz nach 7 gestellt, um gleich anzurufen, ob für heute Kayaktouren möglich waren. Das waren sie. Für die Nachmittagstour ab 13.45 Uhr waren noch Plätze frei. Also meldeten wir uns an. Steffen ging dann erstmal zum Supermarkt, um etwas für's Frühstück einzukaufen. Als wir nach dem Frühstück in Richtung Waitangi Treaty Grounds aufbrechen wollten, ging erstmal ein ordentlicher Regenguss nieder. Zum Glück hielt er nicht lange an und wir machten uns auf den Weg, die Regenjacke, aber auch die Kayaksachen im Gepäck. Zu den Treaty Grounds gab es einen Fußweg am Strand entlang – eine schöne Erfrischung für die Füße. Nach einer knappen halben Stunde erreichten wir die Treaty Grounds, den Ort, an dem sich 1840 Vertreter der Maori-Stämme und der britischen Krone trafen, um einen Vertrag abzuschließen, der als Gründungsdokument des modernen Neuseelands gilt. Vor zwei Tagen, am 6.2., dem Waitangi Day und Nationalfeiertag hatte es hier große Feierlichkeiten gegeben mit ca. 20000 Besuchern. Ein paar Überreste in Form von Partyzelten waren noch zu sehen. Wir kamen gerade rechtzeitig für die 10.00 Uhr-Führung und die Maori-Vorführung um 11. Bis es losging hatten wir noch ein paar Minuten Zeit, um uns die einführende Ausstellung über die Geschichte der Besiedelung Neuseelands anzusehen, von den ersten Polynesiern vor ca. 1000 Jahren über Abel Tasman, der 1642 Neuseeland entdeckte, aber nicht betrat, James Cook und viele mehr, u.a. übrigens auch Charles Darwin.
Die Führung war sehr interessant. Besonders was die Vorgeschichte des Vertrags anbelangt, denn die Maori haben sich freiwillig in den Schutz der britischen Krone begeben. Die Verhandlungen fanden im Hause von James Busby statt, dem Unterhändler der Briten. Er war ursprünglich zur Bay of Islands geschickt worden, um den kriminellen Machenschaften in Russell, dem "hell hole of the Pacific" Einhalt zu gebieten. Auch nach dem Vertrag von Waitangi lebte er weiter mit seiner Familie dort. Nachdem seine Nachkommen das Haus verkauft hatten, geriet dessen historische Bedeutung mehr oder weniger in Vergessenheit. Erst im der Vorfeld der Hundertjahrfeier des Vertrags erlangte das Gelände wieder große Aufmerksamkeit und wurde für die Feierlichkeiten instand gesetzt. Neben dem eigentlichen "Vertragshaus" und dem dazugehörigen Garten umfasst das Gelände ein Versammlungshaus der Maori, in dem jetzt Gesang- und Tanzvorführungen der Maori stattfinden sowie eine Kanuhalle für das größte existierende Maori-Kriegsboot, das mit einer Länge von 35 m sogar im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet ist. Jedes Jahr am Waitangi Day wird das Boot zu Wasser gelassen und von 80! Mann gerudert. Außerdem gibt es ein Waldstück mit vorwiegend einheimischen Pflanzen und nett angelegten Spazierwegen. Eine Attraktion dabei sind zwei Kamelienbäume, die von James Busby oder seiner Frau gepflanzt wurden und somit bereits mehr als 200 Jahre alt sind.
Nach so viel Infos hatten wir uns ein Käffchen wohl verdient, das wir im Whaka Café zusammen mit leckeren Scones genossen. Anschließend warfen wir noch einen Blick in das erst gestern eröffnete Waitangi-Museum. Hier hätte man durchaus einige Stunden verbringen können. Allein der Film über die Geschichte des Vertrags und die Infos zu den Unterzeichnern sind sehr sehenswert. Auch die Neuzeit mit den Maori-Protesten gegen etliche Vertragsbrüche und das daraufhin eingerichtete Waitangi-Tribunal, das u.a. Entschädigungen für die Maori verfügen kann, wurden ausführlich behandelt. Leider war die Zeit war schon fortgeschritten und die Kayaktour wartete.
Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir das Häuschen von Coastal Kayak Tours. Nachdem wir die entsprechenden Formulare ausgefüllt und unseren Obulus entrichtet hatten, zogen wir uns sicherheitshalber noch Badezeug an und ein T-Shirt darüber. Das Wetter sah gar nicht mehr so schlecht aus, also auf jeden Fall noch ordentlich mit Sonnenschutz eincremen. Da der Wind ziemlich heftig blies, fuhren wir im Zweier. Außer uns war noch ein australisches Pärchen gekommen. Mit unserem Guide Diane waren wir also zu fünft. Nach einer kurzen Einweisung ging es los. Zunächst fuhren wir mit dem Boot durch eine Brücke und dann die Mündung des Waitangi Rivers hinauf. Es war Ebbe und der Wind blies von hinten, so mussten wir nur darauf achten, nicht auf einer Sandbank zu landen. Nachdem wir diese umfahren hatten, fuhren wir mit den Booten nebeneinander und hielten eine Art Segel aufrecht. Während wir uns vom Wind treiben ließen, erzählte Diane eine Maori-Legende: Einst lebte hier ein mächtiger Maoriführer, der eine wunderschöne Tochter hatte. Um seine Macht noch weiter auszudehnen, wollte er diese mit einem benachbarten Stammeshäuptling verheiraten. Seine Tochter hatte sich jedoch in einen einfachen Jüngling aus dem Landesinneren verliebt und weigerte sich. Zur Strafe wurde sie in einen Käfig gesperrt und in den Fluss gesenkt. Es gelang ihr zu fliehen und sie lief zu ihrem Liebsten. Ihr Vater suchte lange nach ihr, sah sie jedoch nie wieder.
Nach der Geschichte wurde das Segel wieder weggepackt und wir paddelten weiter. Dabei sahen wir Komorane, Reiher, Basstölpel, Enten und Möwen. Sehr faszinierend waren auch die Mangroven. Jetzt bei Ebbe sah man nur ihre Wurzeln aus dem Schlamm ragen. Ab und zu waren auch neue Keimlinge mit den ersten Blättern zu sehen. Neben den Wurzeln waren überall Löcher im Schlamm dort leben kleine Shrimps, die mit ihren Scheren erstaunlich laute Knackgeräusche von sich geben und so im Wasser ihre Beute mit der Schallwelle betäuben, und kleine Krabben, die man immer wieder hervorkommen sieht.
Nachdem wir uns dies genauer angesehen hatten, ging es zu den Haruru Falls, wo der Waitangi einige Meter tief fällt. Dort gibt es übrigens eine Höhle, in der vor weit über 100 Jahren eine Maori-Frau einen britischen Seemann mit seiner Familie versteckt hatte, der in Neuseeland bleiben wollte. Als Bezahlung der Überfahrt hätte er eigentlich an Bord bleiben müssen, bis der Endhafen in Australien erreicht ist, aber er ging mit seiner Familie von Bord und versteckte sich bis das Schiff ausgelaufen war. Seine Nachkommen haben übrigens heute noch ein Haus hier.
Wir gingen nun für eine kurze Kaffeepause an Land. Auf dem Rückweg mussten wir ein wenig mehr Kraft einsetzen, denn die Flut kam und es ging gegen den Wind. Gegen 5 erreichten wir wohlbehalten unseren Ausgangsort. Wir holten die Boote aus dem Wasser und räumten alles weg. Da das Wetter inzwischen richtig gut war, sprangen wir auf dem Rückweg zu unserem Motel nochmal ins Wasser. Unser erstes Bad im Südpazifik, wenn auch nur in einer Bucht.
Im Motel machten wir uns noch einmal "stadtfein" und gingen dann zum Abendessen in einen Pub.