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07.02.2016
Kauri Coast
Nach einem zeitigen Frühstück hieß es Abschied nehmen vom Tongariro-Nationalpark. Es war echtes Sonntagswetter und sogar der Mount Ruapehu zeigte sich unverhüllt mit seinem schneebedeckten Gipfel. Heute, so unsere Wirtin, würde es auf dem Wanderweg voll werden. Allein 20 Gäste aus der Lodge machten sich heute auf den Weg. Wir hatten gestern eine tolle Wanderung ohne "Anstehen" gehabt. Aber es wartete noch einiges Sehenswertes und so mussten wir weiterziehen – Richtung Norden. Bei schönstem Sonnenschein ging es bergauf bergab noch durch sehr reizvolle Landschaften und bei einem Halt mit Fernblick ("Scenic View") sahen wir noch einmal die Konturen der Bergkette mit Mount Ngauruhoe und Mount Tongariro. Leider mussten wir den Forgotten World Highway links liegen lassen, wenn wir noch etwas von der Region sehen wollten, wo Pakeha und Maori erstmals aufeinander trafen – Northland.
Bis dahin waren es einige Straßenkilometer; die nächste große Rast wollten wir in Hamilton einlegen, wo exemplarisch ein Maori-Garten zu sehen ist, wie er vor der europäischen Besiedelung üblich war. Den "Te Parapara" fanden wir in den Hamilton Gardens, ein etwas anderer botanischer Garten am Rande von Hamilton am Waikato River gelegen. Die verschiedensten Gärten waren hier streng durch Bauten und hohe Hecken voneinander getrennt, so dass jeder Garten für sich wirken kann. Vom Eingang gelangten wir über ein Rondell und einen Rundbau mit mehreren Torbögen zum Maori-Garten. Am Weg zum Tor in den mit Palisaden – wie bei einem Pa – umgrenzten Garten waren einheimische Bäume und Kräuter zu sehen, die im Garten wohlgeordnet kultiviert waren. Ein großer Teil war für die Kumara (Süßkartoffel) reserviert, die die ersten Siedler, die Maori, als wichtige Nahrungsgrundlage aus ihrer polynesischen Heimat mitgebracht hatten. Da das Klima in Aoteroa – von Neuseeland war natürlich erst nach Abel Tasman die Rede – kühler war, mussten die Maori sich etwas einfallen lassen. Die Erde wurde mit dunkler Asche vermischt, damit sie die Wärme besser speicherte. Im Garten waren geschnitzte Pfähle mit Abbildern von Ahnen und Gottheiten verteilt, die die Ernte beschützen sollten, und zwei Vorratshäuser und -kammern "auf Stelzen, ebenfalls reich verziert, ebenfalls mit Gottheiten, diesmal eindeutigen genitalen Symbolen der Fruchtbarkeit. Gleich "um die Ecke" lag der tropische Garten, der japanische Garten und der indische Char Bagh Garten, den wir uns auch noch anschauten. Im Café mit Blick auf den "Turtle Lake" beschlossen wir unseren Aufenthalt. Hier hätte man, zumal bei bestem Sonnenschein den ganzen Sonntag verbringen können, aber wir waren auf der "Jagd" nach weiteren botanischen Superlativen Neuseelands.
Doch vorher durchquerten wir noch auf dem Motorway das riesige Stadtgebiet von Auckland und passierten die gigantische achtspurige Harbour Bridge. Weiter ging es auf dem State Highway (SH) 1, der sich nun mit aufwändigen Brücken- und Tunnelbauten als Mautstraße durch die Landschaft schwang, allerdings ganz ohne Schranken und Kassnhäuschen. Die Maut ("Toll") konnte man entweder vorab an der Tankstelle oder online bis 5 Tage nach Benutzung der Straße zahlen. Dazu wurden bei der Einfahrt über eine Kamerabrücke die Kennzeichen registriert.
Nach weiterem Auf und Ab durchquerten wir Flachland – "Kumaraland" -in dem großflächig die violetten neuseeländischen Süßkartoffeln angebaut wurden. Überall wurden Kumara oder Kumarasetzlinge angeboten. Uns aber ging es um eine ganz andere botanische "Spezialität" – den Kauri. Früher waren ausgedehnte Wälder mit diesen Baumriesen in ganz Neuseeland zu finden. Aber aufgrund ihres geraden Wuchses und ihrer hervoragenden Schwimmeigenschaften wegen des geringen Gewichts wurden die Kauri in großem Stil abgeholzt und zum Kanu- später Schiffbau verwendet. So haben nur wenige alte Baumriesen überlebt, von denen die ältesten zwischen 1200 und 2000 Jahre alt sind. Im Jahre 1921 schenkte James Trounson dem neuseeländischen Staat ein Waldstück, in dem etliche Kauri-Baumriesen dem Kahlschlag entgangen waren. In diesem Trounson-Kauri-Park führt heute ein 40minütiger Spaziergang auf Holzstegen (um das empfindliche Wurzelwerk nicht zu beschädigen) durch den Urwald mit etlichen dieser Riesen; der älteste ist über 1200 Jahre alt. Ein Stück weiter, im Waipoua Forest, steht Neuseelands ältester (über 2000 Jahre) und größter Kauribaum mit 51,5 m Höhe und einem Stammdurchmesser von 13,8 m.
Nicht weniger beeindruckend zeigte sich die Landschaft, wir kamen zum Hokianga Harbour, wo etliche Flüsse münden und einen
verschlungenen Trichter bis zur Tasmansee bilden. Auf kurvenreichen Straßen erreichten wir nach einer langen Reise unser Ziel: Paihia an der Bay of Islands. Nachdem wir uns kurz im Motel (mit Meerblick!) eingerichtet hatten, genossen wir ein Abendessen in einem Fischrestaurant auf Stelzen in der Bucht.