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04.02.2016
 
Opotiki – Aweriki Springs
 
Bereits gestern auf der Fahrt entlang der Küste sahen wir mitten im Meer einen rauchenden Berg. Sollte das etwa ein Vulkan sein? Ein Blick in den Reiseführer zeigte, es war die White Island, ein aktiver Vulkan, den man sogar besuchen kann. Na, wenn das kein Abenteuer verspricht. 
Also fuhren wir heute früh direkt nach Whatakane zum Büro von White Island Tours. Wir hatten Glück. Für die Tour um 13.15 Uhr waren noch Plätze frei. Warum also nicht. Da es gerade mal 10 Uhr war, hatten wir Zeit, um uns das Städtchen etwas genauer anzusehen. Es gab eine ganz hübsche Ladenstraße mit Geschäften und Cafés. Vor der Touristeninfo fand gerade eine Demo statt. Es war eine überschaubare Menge an Demonstranten mit Plakaten, auf den TPPA durchgestrichen war und ein Mann redete zur Menge. Wir sahen uns die Sache aus der Ferne mit fragendem Blick an. Da kam eine Neuseeländerin auf uns zu und erklärte, es gehe um ein Freihandelsabkommen mit den USA, das den Leuten einige Bauchschmerzen bereite, denn Neuseeland sei ja so ein kleines Land und könne da wohl nichts machen. Irgendwie kommt uns das doch bekannt vor …
Wir bummelten ein wenig durch die Geschäfte, d.h. Buch- und Outdoorläden. Gern hätte ich mir Kurzgeschichten von Katherine Mansfield gekauft, doch zu meinem großen Erstaunen waren die nicht zu bekommen. Dafür erwarb Steffen ein Buch über die Geschichte Neuseelands für das er anlässlich des bevorstehenden Nationalfeiertags (6.2. ist Waitangi-Tag) sogar noch 25 Prozent Rabatt bekam. 
Da man uns empfohlen hatte, vor der Tour noch etwas zu essen, suchten wir uns ein gemütliches Café, wo wir einen Salat aßen und Kaffee tranken und gleich noch eine Unterkunft für heute Nacht vorbuchten.
Dann ging es zum Check-in für unser Abenteuer White Island. Bevor wir bezahlten, mussten wir noch eine Sicherheitsbelehrung lesen und unterschreiben.
Gegen viertel 2 kam das Boot von der 1. Tour zurück und wir konnten einsteigen. Zunächst ging es ca. 5 min den Fluss hinunter zur Mündung in den Ozean und dann ca. 1 h 20 über den Ozean zur White Island. Gut, dass ich in meiner Jugend gerne Berg- und Talbahn gefahren bin. Es ging nämlich ganz schön auf und ab und die Wellen klatschten ordentlich gegen das Boot. Bei den größeren Wellen wurde es mir schon leicht mulmig, aber es war auch total spannend. Wir saßen oben auf dem Deck und starrten auf das Wasser hinaus. Schließlich war die Gegend dafür bekannt, dass es Wale und Delfine gab. Diese sahen wir zwar nicht, dafür aber Komorane, Möwen und Basstölpel. Da unser Boot nicht direkt an die White Island heranfahren konnten, mussten wir vorher noch in ein Schlauchboot umsteigen. Zuvor wurden uns aber erstmal Schutzhelme und Gasmasken ausgeteilt. In drei Gruppen zu je 10-12 Leuten fuhren wir mit dem Schlauchboot auf die Insel. Wir waren in der 1. Gruppe. Unser Guide Vanessa informierte uns zuerst einmal über die Sicherheitsbestimmungen: Wir befinden uns auf einem aktiven Vulkan, der theoretisch jeden Moment ausbrechen kann, wenn das geschieht, sofort Schutz suchen hinter Steinen oder Felsen und so viel wie möglich vom Körper abdecken. Normalerweise dauert das nicht länger als 1-2 Minuten, dann sehen wir weiter …. Wem bisher nicht mulmig zumute war, dem war zumindest jetzt etwas flau im Magen. Noch kurz ein paar Worte zur Gasmaske und der Hinweis, wir sollten nirgendwo hintreten, wo sie nicht hintrat, die Kruste sei hier sehr dünn und darunter sei es sehr heiß. Nun sollten wir noch jeder eine Hand voll Bonbons nehmen, die helfen sollten, wenn der Hals wegen des Schwefels anfängt zu kratzen.
 Wir gingen nun zuerst in Richtung einer Stelle, aus der weißer Dampf trat und die rundherum in gelb gehüllt war. Es roch stark nach Schwefel. Je näher wir kamen, desto unersträglicher wurde der Geruch. Die Augen fingen an zu tränen und trotz Gasmaske war es schwer zu ertragen. Aber ein Foto vor dem aufsteigenden Rauch musste sein. Glücklicherweise kam ein Lüftchen auf und der Schwefeldampf zog in die andere Richtung. Unsere nächste Station war der Kratersee, der sich heute teils in hellgrün und teils in schlammgrau zeigte. Je nach mineralischer Zusammensetzung ändert sich dessen Farbe, manchmal ist sie auch rot oder sogar bläulich. Es brodelte mächtig, aber wir wurden  eruhigt, dass die Temperatur gar nicht so hoch sei. Es war schon beeindruckend in dieser Mondlandschaft zu stehen. Unsere Tour führte weiter zu einem Schlammloch (mud pool), in dem es ebenfalls mächtig brodelte. Im Gegensatz zu anderen mud pools, in denen man seiner Gesundheit etwas Gutes tun kann, sollte man diese nicht betreten, da der Säuregehalt viel zu hoch ist. Als nächstes kamen wir zu zwei kleinen Wasserläufen. Das Wasser darin kam einmal von der Süd- und einmal von der Nordseite und unterschied sich nicht nur in der Temperatur (ca. 45-50 bzw. 35-40 Grad C), sondern auch im Geschmack. Eines enthält mehr Schwefel, das andere mehr Eisen. Den Abschluss dieser wirklich faszinierenden Tour bildeten die Überreste einer Schwefelmine, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts dort war, jedoch bankrott ging. Vor allem während der Weltwirtschaftskrise wurden Arbeiter angeworben, die jeweils für 3 Monate wurden. Für Manche war es ein tolles Erlebnisse, für andere die Hölle auf Erden, wie man aus Tagebüchern und Briefen weiß. Ein Mann fand es so schrecklich, dass er an den Mast des Schiffes band und erst wieder runter kommen wollte, wenn man ihn von diesem Ort fortbrachte, was er auch erreichte, während ein anderer mit Begeisterung seinen Vertrag immer wieder verlängerte und insgesamt 8 Jahre blieb. Ob er vielleicht Lucifer hieß ist nicht überliefert…
Auf dem Rückweg fuhren wir noch dicht an die Nordspitze der Insel, wo sich eine Basstölpel-Kolonie befand. Dann ging es auf direktem Weg zurück. Die See war inzwischen etwas ruhiger geworden. Auch war der Himmel etwas aufgeklart, so dass wir die Vulkaninsel nochmal in einem anderen Licht sehen und fotografieren konnten. Nach etwa einer dreiviertel Stunde Fahrt kam noch eine besondere Überraschung. Eine Gruppe von Delfinen mit ihren Jungen schwamm ganz in der Nähe des Bootes. Der Skipper folgte ihnen noch eine Weile, so dass wir diesen tollen Anblick länger genießen konnten – dafür gibt es nur ein Wort: atemberaubend.
Gegen halb 7 erreichten wir schließlich den Hafen und gingen von Bord. Wir fuhren noch kurz zum Supermarkt, um für Abendbrot und Frühstück einzukaufen und dann nach Aweriki, wo wir auf dem Zeltplatz eine Cabin reserviert hatten. Das Beste daran war der Hot Pool mit heißen Thermalwasser, den wir ausgiebig nutzten, ehe wir zu Abend aßen und unseren Chronistenpflichten nachkamen.