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03.02.2016
Tolaga Bay – Opotiki
 
Nach dem Frühstück vor unserer "Cabin", bei dem wir dezent von einer graugestreiften Katze belagert wurden, packten wir wieder unsere Sachen und rollten los. Frisch machten wir uns auf den Wanderweg zu Cook's Cove, der 2. Stelle an der Cook mit seiner Endeavour 1769 gelandet war. Da wir von der Landseite kamen, mussten wir wohl über die Hügel dazwischen und dann wieder zum Meer hinuntersteigen. Zunächst führte der Weg durch den dichten Wald bis wir die Graszone ereichten. Hier standen nur noch wenige Drachenbäume, so dass wir einen tollen Ausblick auf die nächsten Bergrücken und in der Ferne auf das Meer hatten. Allerdings war hier auch Weidezone. Unsicher, wer zuerst Reißaus nehmen sollte, schauten wir zwei Kühen in die Augen, die an unserem Weg standen. Wir waren wohl überzeugender, denn sie wichen uns aus. Von einem Aussichtspunkt konnten wir die kleine geschützte Lagune, die Cook damals ausgewählt hatte, gut sehen. Wollten wir wirlich so weit absteigen? Wir wollten, und so ging es wieder auf der anderen Seite hinab, wieder durch dichten grünen Wald mit lautem Zirpen, lustigen Vogelrufen, Knarren und Knarxen. Wir waren allein und stellenweise konnte man sich gut vorstellen, dass wir von neugierigen Blicken verfolgt werden oder gleich ein Krieger mit Speer oder Jadekeule aus dem Busch springt – Robinson Crusoe oder "Fluch der Karibik" lassen grüßen. Endlich waren wir unten. Hier also war Cook gelandet, hatte die Wasservorräte aus einem eigens gegrabenen Brunnen auffüllen lassen und Proviant bei den Maori eingetauscht. Beindruckt waren die Maori vor allem vom tahitischen Hohepriester Tuipaea, der Cook begleitete. Die Brunnenstelle wurde von den Maori überliefert als Te Wai Keri a Tuipaea – den Brunnen, den Tuipaea gegraben hat. Nach 6 Tagen lichtete die Endeavour den Anker und startete die Umsegelung Neuseelands. Wir kamen uns auch ein bisschen wie Entdecker vor als wir vom Cove auf die Felswand zu zum "Hole in the Wall" (Loch in der Wand) und hindurch kletterten und auf die Tolaga Bay blickten. Da hier kein Boot auf uns wartete, ging es natürlich wieder über den Berg zurück. Zum Glück lag der größte Teil des Aufstiege nun im schattigen Wald.   
Nach dieser tollen zweistündigen Vormittagswanderung ging es nun auf dem Highway 35 weiter. Die Straße wand sich jetzt im Inland durch die Küstenberge und kehrte an der Tokomaru Bay zur Küste zurück. Dann wieder ins Hinterland in einem ewigen auf und ab durch das Maoriland. In diesem dünn besiedelten Landstrich leben fast durchgängig nur Maori, denen große Teile der Raukumara-Berge gehören. Immer wieder sahen wir Wegweiser zu Marae. In Tikitiki hielten wir an einer 1925 gebauten Kirche an. Diese war im Reiseführer als schönste Maorikirche beschrieben. Von außen recht unscheinbar und als solche nicht erkennbar – außer am geschnitzten Türsturz mit Maori-Motiven, war sie innen mit Schnitzereien und gewebten Paneelen mit traditionellen Ornamenten und Mustern verziert. Dachbalken und das Innendach waren reich verziert wie ein maorisches Versammlungshaus. Das Glasfenster in der Apsis zeigte Christus am Kreuz, angebetet von zwei Soldaten in Uniformen des 1. Weltkrieges – zwei gefallene Maori an der Pforte zum Paradies. Und auf einer Holztafel an einer Wand waren die Gefallenen namentlich genannt.
Wieder ging es jetzt hoch in die Berge, erst in Te Araroa erreichten wir wieder die Küste. Inzwischen waren wir auch etwas hungrig und daher froh, als wir einen Hinweis auf ein Café mit Manuka-Produkten fanden. In einem hübschen Garten von einheimischen Bäumen umgeben, schmeckten Kaffee und Kuchen besonders gut. Nachdem wir uns noch die erläuternden Schilder, die sich vor allem den medizinischen Wirkungen dieser Bäume widmeten, gelesen hatten, ging es weiter zur Hicks Bay, benannt nach dem Leutnant an Bord der Endeavour, der die Bucht als Erster gesichtet hatte. Über das Hinterland erreichten wir Whangaparaoa, wo die ersten Kanus der Tainui und Arawa gelandet waren. Jetzt führte die Straße wieder an der reizvollen Küste entlang. Dem alten Post Office von 1870 in Okoia sah man seine erhwürdige Vergangenheit leider nicht an. Eine kleine alte Kirche in Raukokore war da schon beeindruckender, wenn auch nicht so prächtig geschmückt wie in Tikiti. Aber hier schien man viel Humor zu haben. Gleich am Eingang entschuldigte man sich für einen eventuellen fischigen Geruch, da Pinguine an der Kirche nisten – daneben standen 3 Plüschpinguine. Im Gebälk turnte eine Kirchenmaus – aus Plüsch natürlich. Was uns jetzt, neben toller Meer- und Bergblicke, noch fehlte, war eine Tankstelle. Seit die Tankanzeige auf halbvoll stand, hatten wir schon vorsorglich Ausschau danach gehalten, aber Fehlanzeige! So mussten wir uns wirklich bis zu unserem vorläufigen Zielort Opotiki gedulden (noch 1/4-voll). Sehr groß wirkte die Stadt nicht gerade und so ergriffen wir die ersten Gelegenheit beim Schopf und nahmen im Holiday Park Opotiki unweit der Hauptstraße eine self-contained unit – also Motelzimmer mit Küchenzeile, Dusche und WC. Dann zogen´wir los die Stadt zu "erkunden". Ehrlich gesagt zogen wir nicht sehr weit… Am ehesten nach Abendessen sah noch der Irish Pub and Restaurant (mit angeschlossenem indischen Restaurant!) aus. Aber vorher suchten wir noch einen Supermarkt, um unsere Frühstücksvorräte zu ergänzen. Eigentlich wollte ich auch noch ein Kraftfahrer-Feierabendbier mitnehmen aber es gab nur Bavaria (niederländisch!) oder Baltika (russisch!). Irgendwie wirkte Opotiki wie eine Geisterstadt. Etliche der älteren männlichen Einwohner saßen offensichtlich im Barteil des Irish Pub, während wir in den gemütlicheren Teil mit den Pub-typischen Sitznischen geleitet wurden. Hier genehmigte ich mir dann wenigstens das Feierabendbier zum Essen und Birgit einen Birnen-Cider. Díe Wege waren zumindest kurz und wir waren schnell wieder zurück in der Unterkunft, wo wir noch wilde Plände für den morgigen Tag schmiedeten…