{besps}tour/2016_neuseeland/01_27{/besps}
27.01.16
Nelson – Picton
 
Nach einem sehr leckeren kontinentalen Frühstück mit viel frischem Obst fuhren wir mal wieder zum Bus. Diesmal sollte er uns nach Picton bringen, das ca. 140 km entfernt liegt und der Abfahrtsort für die Fähre nach Wellington ist. Die ca. 2,5stündige Fahrt führte auf dem stark befahrenen State Highway Nr. 6 über einige hohe Berge – definitiv kein Spaß für Radfahrer. Wir ließen uns also fahren und konnten unbeschwert den Blick über die Berge und Täler schweifen lassen. Der Bus machte einen kurzen Stopp in Havelock, das inzwischen vor allem für seine Muschel- und Lachsfarmen berühmt ist. Insbesondere die grünen Miesmuscheln (green lipped mussels) gelten hier als Delikatesse. Davon zeugt auch ein kleines Restaurant, dessen Dach mit diesen Muscheln und einem mit Muscheln gefüllten Pott in Riesengröße dekoriert ist. Gegen 12 Uhr erreichten wir den Fährhafen Picton. Hier würde also am Freitag unsere Fähre abfahren. 
Auf dem Weg zu unserem Hotel kamen wir an der Edwin Fox vorbei. Dieses 1853 in Indien gebaute Schiff (ein sogenannter "Indiaman") landete nach zahlreichen Reisen verschiedenster Art schließlich in Neuseeland. Nachdem es erst nur so im Hafen "rumgelegen"  und durch die Auswirkungen von Ebbe und Flut stark gelitten hatte, fand sich schließlich eine Gruppe von Leuten, die das Schiff "retteten" und in ein Trockendock schleppten, wo es heute zu besichtigen ist. Im dazugehörigen Museum wurde ein interessanter Film über die wechselvolle Geschichte dieses Schiffes gezeigt, das neben Gewürzen, Tee und allerlei Schätzen aus Indien auch Whisky und Bier transportierte und damit den Spitznamen "Booze Barge" (Schnapskutter) erwarb. Die englische Regierung charterte das Schiff, um Truppen, Kanonen und Pferde für den Krimkrieg ins Schwarze Meer zu transportieren. Außerdem wurde es für Gefangenentransporte nach Australien, als Kohletransporter und nach einigen Umbauten schließlich als Kühlschiff für Fleischtransporte eingesetzt. All dies war im Museum anschaulich dargestellt. Vom Schiff selbst existiert nur noch der Rumpf, doch es war schon spannend über die Planken zu laufen und einen Eindruck davon zu gewinnen, wie die Leute damals auf so einem Schiff untergebracht waren.
Vom Museum aus fuhren zu unserem Motel. Nachdem wir unser Zimmer bzw. Appartment in Beschlag genommen und die Räder sicher untergebracht hatten, nutzten wir erstmal die Guest Laundry (Waschmaschine). Während unsere Wäsche gewaschen wurde, kauften wir im nahegelegenen Supermarkt für Kaffeetrinken und Frühstück ein. Wo wir schon einmal eine richtige Küche hatten, wollten wir sie auch nutzen. Nach dem Essen war auch die Wäsche fertig, so dass wir uns in Richtung Zentrum. begaben, um die Möglichkeiten für eine Seekajak-Tour am nächsten Tag zu klären. Nachdem dies erledigt war, gingen wir über die Marina-Brücken zur Victoria Domain, einer in den Sound hineinreichenden Landzunge mit zahlreichen Wanderwegen, die tolle Aussichten auf den Sound und den Hafen versprachen. Wir folgten zunächst der Ausschilderung Harbour View und erreichten nach einer reichlichen halben Stunde diesen Aussichtspunkt. Weiter ging es auf einer Straße und später einem Wanderpfad, dem Snout Track, auf und ab auf dem Kamm dieser Landzunge, die übrigens aus der Ferne wie ein schlafender Drache aussieht, bis zum Queen Charlotte View. Wie der Name vermuten lässt, hatten wir hier einen phantastischen Blick auf den Queen Charlotte Sound sowie die umliegenden Inseln und Halbinseln. Ab und an kam mal ein Boot und auch die Fähre nach Wellington, doch ansonsten war es sehr ruhig, so dass sich sogar eine Wekaralle vorsichtig aus dem Gebüsch traute.
Obwohl der Wanderweg nicht schwer zu laufen war, gab es einige steilere Abschnitte. So waren wir ziemlich erstaunt als wir nicht nur einen, sondern mehreren Joggern begegneten – Hochachtung. Neben Farnen, Manuka-Bäumen und vielen anderen Sträuchern wuchs hier auch eine Art Holunder. Die Blätter waren etwas anders als bei uns glänzender und die Früchte etwas kleiner, aber eine Verwandtschaft besteht mit Sicherheit. Wir konnten noch einige einheimische Vögel beobachten, aber als Steffen die Kamera zückte, waren sie verschwunden. Für den Rückweg nahmen wir den Lower Bob's Bay Track, der dicht am der Steilküste entlang führt. So konnten wir noch beobachten, wie diverse kleine Boote offensichtlich Ausflügler zu dem vor Anker liegenden französischen Kreuzfahrtschiff zurückbrachten und dieses dann den Sound in Richtung Cook Strait verließ.
Inzwischen war ein ziemlich hässlicher Wind aufgekommen. So beschlossen wir noch etwas zum Abendessen einzukaufen und vor dem Essen den Whirpool in unserem Bad zu nutzen.