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26.01.2016
Abel Tasman National Park
 
Nach einem vegetarischen Bio-Frühstück rollten wir hinunter zur Kaiteriteri Beach. Am Vortag hatte ich bereits mit Tasman Sea Shuttles telefoniert und eine Passage nach Awaroa und zurück ab Medlands Beach mit anschließendem Bustransfer nach Nelson angemeldet. Wichtig war, dass auch unser Gepäck mitkam, schließlich hatten wiBuchtr ja vier große Taschen (2 davon die gefalteten Fahrräder). Der Ticketverkäufer versicherte uns, dass der Bus unten im Gepäckraum genug Platz hätte. Wir müssten es eben nur bis zur vereinbarten Abholzeit an der Medlands Beach schaffen, aber da sei er bei uns zuversichtlich – 5 Stunden für eine Wanderung von 4 Stunden sollten reichen. Also ließen wir unsere Räder vollbepackt an den Fahrradständern zurück und gingen die paar Schritte Richtung Strand. Das Sea Shuttle war ein Katamaran, der mit dem Bug bis an den Strand heranfuhr und seine Gangway als Ausleger auf den Strand absenkte, so dass wir trockenen Fußes an Bord gingen.
Auf dem Weg nach Awaroa passierte das Boot einige Sehenswürdigkeiten und Buchten, an denen auch rucksackbepackte Wanderer und Spaziergänger wie Badegäste ausstiegen. Dazu gab es über Lautsprecher interessante Erläuterungen und Kommentare. In der Apple Tree Bay passierten wir einen runden Felsbrocken, der Namensgeber der Bucht gewesen sein könnte, der Split Apple Rock. Und er sah wirklich wie ein sauber in zwei Hälften geteilter Riesenapfel aus – ob Granny Smith oder Pink Lady war allerdings nicht zu erkennen. Wichtig für die Fans von "Herr der Ringe", erklärt der Tour Guide, sei der Umstand, dass dieser Split Apple Rock in keinem der Teile eine Rolle gespielt hat. Auf der Steuerbordseite lag Adele Island, das Boot fuhr etwas dichter unter Land, damit man die Robben auf Adele Island besser sehen konnte. 
Weiter ging es an der Küste lang und wir ereichten die Grenze des Abel Tasman National Park. Erstaunlicherweise gabe es hier Wohnhäuser. Diese gingen allerdings auf die Zeit vor der Eröffnung des Nationalparks im Jahre 1942 zurück. Seitdem wurden bestehende Pachtverträge nicht mehr verlängert und die letzten Häuser sollen geräumt werden, wenn der letzte Bewohner oder Besitzer auszieht oder verstirbt, was der Tour Guide mit der launigen Bemerkung kommentierte, dass möglicherweise der eine oder andere Altbesitzer ausgestopft am Fenster steht und den Booten "zuwinkt", damit man das Haus noch lange als exklusives Ferienhaus nutzen kann. Ein tragisches Schicksal ereilte einen anderen Alteingesessenen namens Vernon Arnold Medland (nach ihm wurde die später die Bucht benannt), er ertrank im blühenden Alter von 89 Jahren, genau wie sein Kumpel. Aber vorher sprengte er noch sein Haus samt Klärtank in die Luft, weil er es nämlich räumen sollte, er es aber nicht dem Department of Conservation (DOC) und dem Nationalpark überlassen wollte. Wie schon an früherer Stelle hier berichtet: in Neuseeland eignen sich schräge Persönlichkeiten und Übeltäter jeglicher Art immer noch als Namensgeber. Vielleicht wurde auch deshalb der "Herr der Ringe" hier gedreht.
Wir passierten eine weitere große Steinkugel, dreimal so groß wie der "Split Apple". Erwähnenswert hier fand der Tour Guide, das die neuseeländische Marine es ganz lustig fand, Zielübungen mit diesem großen Felsbrocken zu veranstalten, aber offensichtlich nicht einmal getroffen hatte. Fazit: wenn Sie eines Tages mal von der neuseeländischen Marine angegriffen werden sollten… einfach ruhig bleiben, zurücklehnen und sehen was passiert.
Gegenüber von Tonga Island liegt Tonga Quarry; der Name verweist auf die Zeiten als hier ein Steinbruch betrieben wurde, sogar mit einer Lorenbahn zum Transport des Materials.
In Awaroa landeten wir in einer ausgedehnten Bucht in der äußersten rechten Ecke mit der größten Wassertiefe. Unser Wanderweg führte uns am Strand entlang bis zum Aufstieg zur Awaroa Lodge, die wir auch bald ereichten. Wir umrundeten ein größeres Sumpfgebiet ("Wetlands") und stiegen weiter bergan, bis wir den Coastal Path erreichten. Durch dichten Urwald mit riesigen Baumfarnen und anderen exotischen Pflanzen, die wir sonst nur in Topflanzengröße kennen, ging es ordentlich bergauf und dann wieder auf Meeresniveau hinunter als höchsten Punkt erreichten wir 187 m. Unterwegs öffneten sich immer wieder tolle Ausblicke auf die türkisfarbenen Buchten und zur anderen Seiten hin auf die gründen Berge des Nationalparks. Bei unserem Picknick in einer der Buchten wurden wir von einer Möve "belagert". Ganz dezent arbeitete sie sich immer näher an uns heran, verschwand mal kurz um die Felsecke um dann wieder neugierig hervorzulugen. Gut dass wir uns gestärkt hatten, es ging nämlich wieder steil bergauf.
Wir stiegen wieder ab und der Weg führte nun auf Plankenstegen durch das Wetland. In der Bark Bay mussten wir den "High Tidal Path" nehmen, da die Ebbe erst wieder gegen halb 6 zu erwarten war. Dafür kamen wir aber an den Wasserfällen vorbei und überquerten die Hängebrücke (zugelassen für maximal 4 Personen gleichzeitig), die auch schon bei zwei Personen ordentlich ins Schwingen kam. In der Buch lagen einig Boote vor Anker und einige Kajakausflügler paddelten auf dem türkisfarbenen Wasser und genossen offensichtlich die windgeschützte Lage.
Direkt zur Bark Bay ging es nach links, wir stiegen aber wieder in den Wald hinauf, um die Kurve und stiegen zu unserem Ziel Medlands Beach hinab. Rechterhand lag eine kleine Lagune, links eine kleine Bucht, die von "sorgfältig aufgeschichteten" Steinbrocken eingerahmt war. Wir waren über eine Stunde vor der Abholzeit eingetroffen und hatten also reichlich Zeit, uns nach der Wanderung zu entspannen. Erst einmal Schuhe aus und Beine ins Wasser – zisch! Ebenso war Zeit für ein Picknick. Außer uns sammelten sich weitere "Gestrandete", die auf ihr Boot warteten. Ein bisschen unruhig wurden wir schon, als ein Boot, das nach Tasman Sea Shuttle aussah, sich zunächst der Bucht näherte, dann aber wieder abdrehte. Was hatte der Tour Guide an Bord gesagt? "Wenn Sie nicht mit der richtigen Abholzeit und dem richtigen Abholort auf der Liste stehen, dann können Sie uns zuwinken, wir winken dann einfach zurück…" Aber der Katamaran kam und wir fuhren nun etwas zügiger nach Kaiteriteri zurück. Mit Ankunft in der Bucht hatte aber schon die Ebbe eingesetzt, so dass der Skipper ganz schön ausholen musste um so weit wie möglich ans Ufer zu kommen. Der Ausleger reichte aber doch nicht ganz. Also mussten wir alle die Schuhe ausziehen und ein kleines Pril durchwaten.
Die Shuttle-Busse standen auch schon bereit. Wir mussten aber noch einmal quer über den Strand zu unseren Rädern. Die Überraschung dann am Bus: Wir standen auf der Liste für den Bus nach Nelson, aber das war nur ein kleiner Bus. Der große mit Gepäckfach fuhr offensichtlich eine andere Route. Da innen gerade noch Platz für unsere Fahrradtaschen, aber kaum für unsere Räder war (selbst in gefaltetem Zustand), baute der Busfahrer schnell den Fahrradträger auf die Hängekupplung und verzurrte die Räder darauf. Da er trotzdem flott mit 100 Sachen unterwegs war, bangten wir bis zum Schluss, ob unsere Räder mit uns zusammen am Hotel ankommen würden. Aber alles war gut, wir bezogen unser Zimmer und genossen, nach einer kurzen Schleife durch Nelson, das Abendessen im Hotelrestaurant am Fluss (The Tides – die Gezeiten) auf der Außenterasse.