{besps}tour/2016_neuseeland/01_28{/besps}
28.01.2016
Picton
 
Seit gestern abend hatte ein Sturm getobt und heute morgen sah es noch nicht viel ruhiger aus. Da auch noch Schauer angekündigt waren, musste die Kajaktoru leider ausfallen. Stattdessen schwangen wir uns nach einem gemütlichen Frühstück auf die Räder und fuhren über Waikawa zum Karaka Point. Es ging wie üblich immer ein wenig auf und ab, aber ohne Gepäck war das natürlich kein Problem. Mit ein paar Tröpfchen störte der Regen auch noch nicht so sehr. Wir stellten die Räder auf dem Parkplatz am Karaka Point Track ab und streiften durch den Busch zu den "historic sites". Auf dieser Landzunge hatten Maori eine "Pa", eine befestigte Siedlung, angelegt, die an der engsten Stelle mit einem Erdwall und Palisaden und an der Seeseite durch die Steile Küste geschützt wurde. Pas wurden gewöhnlich in der Nähe von größeren Siedlungen gebaut, die an Stellen errichtet wurden, an denen Fluss, See und Wald reichlich Nahrung boten. Im Pa selbst gab es auch Siedlungshäuser – die rechteckigen Gruben waren noch erkennbar, die seinerzeit ein Holzdach trugen. Von diesem Pa ist bekannt, dass er von einem fremden Stamm eingenommen und niedergebrannt wurde. Trotz der geschützten Lage konnten sich die Verteidiger der mit Musketen bewaffneten Angreifer nicht erwehren und gerieten beim Rückzug über die Landzunge in einen Hinterhalt. Auch wir gerieten in einen Hinterhalt: inzwischen war der Regen stärker geworden. Dann lag die Strecke anscheinend ein Stück im Regenschatten. Wir fuhren wieder duch Waikawa und wollten uns dort noch das ausgeschilderte Marae (ein heiliger Platz der Maori für Versammlungen, meist mit Versammlungshaus) anschauen. Der Eingang zum Geländer führte durch einen geschnitzten Holzbogen. Auf den Innenhof stand ein ebenfalls mit Schnitzereien verziertes Kanu auf einem Bootsanhänger. Da in dem Versammlungshaus Bewegung war und Leute hin und her liefen, zögerten wir und bleiben im Torbogen stehen. Ein älterer Mann kam auf uns zu, fragte uns ob wir Touristen seien und sagte, wir seien an einem anderen Tag gern willkommen, aber heute hätten sie Tangi (Trauerfeier, Totenwache).
Wir bedankten uns, schwangen uns auf unsere Fahrräder und radelten zurück nach Picton. Dort bot sich bei dem Regen der Besuch des Aquariums an. Das relative kleine Aquarium ist in einem Komplex mit dem Kino untergebracht. Im großen Becken schwammen vor allem große Exemplare des Blue Cod und Snapper und auf einem Rundkurs flitzte immer wieder ein Zwergpinguin vorbei. Nachdem er etliche Runden absolviert hatte, setzte er sich in der Mitte auf die Steininsel unter eine Wärmelampe. Die Pinguine sind zur Rehabilitation im Aquarium. Verletzte und geschwächte Tiere werden hier mit Unterstützung zweier örtlicher Veterinäre gesund gepflegt. So ein kleiner Pinguin frisst bis zu 1 kg Lachs täglich. Das Futter für die Pinguine im Aquarium wird von der NZ Salmon Co. gespendet.
Im Felsenaquarium waren Krabben und Seeigel zu bewundern. Daneben gab es weitere Becken mit vielen anderen in und um Neuseeland heimischen Meerestieren, z.B. Aale, Seenadel, Seepferdchen, Langusten. Da die Fütterungszeit aber noch nicht heran war, hatten sich viele Aquariumbewohner versteckt. In einem Terrarium lag eine zu Stein erstarrte urzeitliche Echse aus der Gondwanazeit (Tuatara – Brückenechse), aber doch – da hatte sie sich gerade ein wenig bewegt. Ein präparierter Riesenkalmar, ein Jungtier von nur 6 m Länge, lässt die Dimension der erwachsenen Exemplare dieser Art aus der Tiefsee erahnen.
Inzwischen waren wir hungrig geworden und so aßen wir im "The Barn" Mittag. Als wir mit unseren Rädern wieder am Motel vorfuhren hatte der Regen plötzlich aufgehört. Aber die Regenpause währte nicht lange. Wir nutzten die Zeit in unserem schönen Motel-Studio um Ansichtskarten zu schreiben oder die Reiseführer und -tipps zu studieren. Der Tag wurde durch einen schönen Spaziergang bei Sonnenschein zum Briefkasten und weiter hinunter zum Hafen abgerundet, wo uns sogar noch das Schauspiel einer Wasserflugzeugwasserung geboten wurde.