{besps}tour/2016_neuseeland/01_25{/besps}
25.01.2016
Nelson – Kaiteriteri
80,18 km
 
Nach so viel Busfahrten ist es wohl an der Zeit, dass die Räder mehr sehen als nur den Kofferraum diverser Busse. Eine gute Gelegenheit dafür schien der Great Taste Trail, oder zumindest ein Teil davon. Man könnte ja verschiedene Aktivitäten wie zum Beispiel Wandern und Radfahren miteinander verbinden. Ein Wander-Muss in Neuseeland ist natürlich Abel Tasman National Park. Von Nelson aus nicht weit, warum also nicht dahin radeln, zumal es einen umfassend angeprießenen Radweg – den Great Taste Trail – dahin gab. Nach dem Video, das Steffen und ich schon zu Hause angesehen hatten, erwarteten wir einen angenehmen ca. 70 km langen beschaulichen Radweg mit diversen Einkehrmöglichkeiten. Doch das, was man erwartet und das, was man erlebt, sind oft verschiedene Sachen. So auch hier. Voller Elan schwangen wir uns nach einem im Motel selbst zubereiteten Frühstück auf die Räder in Richtung Great Taste Trail. Ursprünglich wollten wir als erstes die Touristeninfo aufsuchen, um auch den richtigen Weg zu finden, doch dann dachten wir: selbst ist der Mann, oder die Frau – ja hätten wir mal. Wir folgten diversen Schildern in Richtung Hafen und fuhren auch auf extra angelegten sehr angenehmen Radwegen, nur vom Great Taste Trail keine Spur. Naja Steffen hat ja GPS. Wir fuhren also der Nase nach in der entsprechenden Richtung und sahen uns plötzlich vor einem ordentlichen Berg. Also tief durchatmen und schnaufend nach oben fahren. Nachdem wir erstmal ordentlich durchgeschwitzt waren, stellten wir fest: so optimal ist das hir nicht, entweder wir fahren noch weiter nach oben und sehen dann weiter, oder wir fahren auf der anderen Seite wieder runter und erstmal den Highway entlang. Dies taten wir dann auch. Neben dem Highway gab es einen Weg direkt an der Küste, der uns erstmal nach Tahunanui Beach führte. Von dort folgten wir dem Highway in Richtung Richtmond. Dabei kamen wir eher zufällig zur Great Railreserve. Wer hätte gedacht, dass sich hinter diesem etwas merkwürdigen Namen ein phantastisch ausgbauter, asphaltierter Radweg verbirgt, der durch Parks und Einfamilienhaussiedlungen führt. So radelten wir gut gelaunt dahin und stießen irgendwann auf die Ausschilderung "Great Taste Trail". Nun ja, manche Probleme lösen sich von ganz alleine. Wir fuhren nun immer am Wasser bzw. an den Sümpfen entlang und konnten dabei herrliche Ausblicke genießen und Wasservögel beobachten. Außer uns, waren noch eine ganze Menge anderer Radler unterwegs. Diese hatten allerdings kein Gepäck dabei und nutzten die herrliche Strecken entweder zum Fitnesstraining oder um mit Freunden eine Winery zu besuchen. Wir wollten natürlich so viel Natur wie möglich erleben. Daher wählten wir auch den Weg über Rabbit Island, ein Naherholungsgebiet mit ausgedehnten Wäldern und einem tollen Strand. Das Wetter war übrigens dafür wie gemacht – die Sonne schien, der Himmel war blau und ab und an ein kleines weißes Federwölkchen …. Von Rabbit Island nach Mapua, dem nächsten Ort auf dieser Strecke gibt es eine Fähre. Die Fährzeiten 1x pro Stunde hatten wir gesehen. Ein Blick auf die Uhr sagte, entweder schnell oder warten. Wir entschieden uns für ersteres und traten ordentlich in die Pedalen. Doch irgendwie scheinen die Kilometer in Neuseeland anders zu sein: jedes Mal, wenn wir dachten, jetzt sind wir da, sahen wir nur Bäume und weder Wasser noch eine Fähre. Auf den letzten Kilometern hatte ich Steffen schon mal vorgeschickt: vielleicht hat der Fährmann ja ein Einsehen und wartet. Doch das war gar nicht nötig, ich erreichte den Anleger, als gerade die ersten Fährgäste von Bord gingen. Na, das hat ja nochmal geklappt. Da hatten wir uns aber eine Stärkung wohl verdient. Bei einem leckeren leichten Lunch stärkten wir uns für die noch ungeahnten Herausforderungen. Der Weg führte abwechselnd auf Nebenstraßen oder eigens angelegten Wegen an der Küste entlang nach Tasman. Und dann kam sie, die Überraschung. Plötzlich war Schluss mit easy going. Jetzt ging's aufwärts und zwar ordentlich. Unter brütender Sonne schnauften wir bergauf. Wir verließen die Straße und folgten einem geschotterten Feldweg. Ab und zu gab es einen extra angelegten gesonderten Pfad, auf dem die Steigung nicht ganz so stark war, wie auf der Straße, aber eben noch stark genug. Dafür gab es natürlich auf viel zu sehen: Weinberge, Gehöfte, Felder, die Bucht und das Meer und Berge aller Art. Zu unserer großen Freude gab es auf dem Gipfel ein Picknickplatz sogar mit Sonnendach. So stärkten wir uns mit unserem mitgerachten frischen Obst und Wasser und genossen die Ruhe und die herrliche Aussicht. Dann ging es erstmal eine ganze Weile bergab. Leider war der Zustand des Weges so, dass man alle Konzentration brauchte, um die Abfahrt ohne Sturz zu überstehen – also nix mit runterrasen. In Lower Moutere ging es es wiedermal eine Weile an der Straße entlang. Doch dann konnten wir wieder auf einen Pfad abbiegen. In Mouteka fanden wir zu unserer großen Freude ein Café – Toad Hall, wo am Wochenende auch Konzerte stattfinden. Es gab einen hübschen Garten, man konnte frisches Obst aus der Gegend kaufen (wir entschiedens uns für Aprikosen und Birnen) und es gab verführerisch leckere Smoothies. So sammelten wir nochmal Kraft für die (laut Infoblatt) letzten 14 km. Auf unserem Weg an der Küste entlang suchten wir nun das Meer vergebens – es war Ebbe und Wasser in weiter Ferne. Dafür gab es wieder unzählige Vögel und sogar ein verrostetes Schiffswrack zu sehen. Die Strecke schien sich nun immer weiter auszudehen. Das wurde nicht besser, als vor uns noch einmal Berge aufstiegen. Der Trail führte nun auf einem ausgewiesenen Mountain-Bike-Pfad weiter – definitiv nichts für uns. Wir quälten uns die Hauptstraßen in Serpentinen hoch. Zum Glück hatten wir bereits eine Unterkunft sicher, denn verschiedene "No vacancy"-Schilder auf dem Weg ließen nichts gutes Erahnen. Die Aussicht auf eine Nacht in einem Spa-Resort ließ die Anstrengung etwas vergessen und gab neue Kraft. So radelten wir auf der anderen Seite des Berges wieder hinunter und dann konnten wir auch schon in "unsere" Straße – die Martins Farm Rd abbiegen. Das Resort war schnell gefunden, es ging einfach nur steil bergauf zur Rezeption. Das war jetzt auch schon egal: tief durchatmen und die Räder den steilen Berg hochschieben. Nach etwas über 80 km war das Ziel erreicht und bei der Aussicht auf eine Stunde im Pool und im Whirlpool waren die Mühen schon fast vergessen. Wir genossen erstmal das Wasser und die Massagen. Das Restaurant des Eco-Resorts war rein vegetarisch. Die Speisekarte war sehr übersichtlich, aber dafür waren die Speisen sehr lecker. Wir aßen auf der Terasse mit Blick auf den Wald und die See in der Ferne – ein Traum. Und damit wir uns nicht einsam fühlten auf der Terasse leisteten uns ein paar kalifornische Schopfwachteln Gesellschaft. 
Damit war der Tag für uns zu Ende, doch zu erwähnen ist noch der herrliche Blick von unserem Balkon auf die Bucht und den sich in ihr spiegelnden Vollmond – wenn das nicht romantisch ist …