14.04.2013
Bad Lobenstein-Staumauer Hohenwarte-Talsperre (67,9 km)
Nach einem guten Frühstück, bei dem uns die Bedienung gleich über die wirtschaftliche Lage der Region, Arbeitsmöglichkeiten und die Situation im Hotelgewerbe informierte, ging’s wieder weiter. Die heutige Tour begann mit einem kleinen Umweg, um wenigstens einen Eindruck von der Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten zu bekommen. Da bot sich natürlich der Marktplatz an, der wirklich hübsch ist. Wir sahen noch das neue Schloss und nach einer kurzen Fahrt durch den Kurpark, kamen wir zu einer Skulptur (Die Trauernde) eines polnischen Künstlers. Eine Tafel wies darauf hin, dass diese ein Geschenk an Wilhelm Pieck zum 5. Jahrestag der Gründung der DDR gewesen war. Aus seinem Nachlass kam sie dann zum Demokratischen Frauenbund Deutschlands und von da nach Bad Lobenstein, wo sie seit 1965 den Kurpark ziert.
Wir fuhren nun weiter, wie sollte es anders sein, erstmal bergauf. Doch der Anstieg war nur kurz und dann ging es auf einer Bundesstraße kontinuierlich bergab. Als wir die Brücke über den Bleilochstausee erreichten, erfuhren wir auf einer Infotafel etwas über die Geschichte der Saaletalsperren und auch die Orte, die ihnen zum Opfer fielen. Von Saaldorf aus führte uns unsere Route nun auf zum Teil unbefestigten und ziemlich stark ansteigenden Forststraßen durch einen märchenhaften Wald. In traumhafter Landschaft erklommen wir schnaufend die Höhen dieses Teils Thüringens. Doch wie wir bereits bei unserer großen Tour im vergangenen Jahr feststellen durften, folgt jedem Anstieg meist auch eine schöne Abfahrt. Nicht nur unsere Bremsen wurden einem Härtetest unterzogen, auch unser fahrerisches Können wurde gefordert, als wir plötzlich Schneereste auf dem Weg bemerkten, die sich im schattigen Wald bis jetzt gehalten hatten. Kurz vor Saalburg überquerten wir noch einmal auf einer Brücke die Talsperre. Nach einem Halt mit kurzem Erfahrungsaustausch mit einem uns entgegenkommenden Radler, musste ich plötzlich feststellen, dass meine Gangschaltung nicht mehr richtig funktionierte. Zum Glück fand Steffen schnell den Fehler und nach ein paar Minuten konnte es weiter gehen. Wir streiften Saalburg eher am Rand und fuhren nun entlang der Talsperre nach Gräfenwarth. Vor Kurzem war der Saaleradweg von hier an bis Walsburg neu gestaltet und die Route geändert wurden. Zum Teil folgt die jetzige Route einer ehemaligen Bahntrasse. Sie ist sehr gut ausgebaut, aber die Steigungen sind natürlich immer noch da. Kurz vor Burgk sahen wir den 2011 eröffneten Saaleturm. Eine Holz-Stahlkonstruktion mit 192 Stufen, die bei gutem Wetter phantastische Ausblicke auf die Umgebung mit den Saalebögen bietet.
Unsere nächste Station war das Schlossmuseum Burgk. Die bereits aus dem Mittelalter stammende Burg der Reuß-Dynastie ist sehr gut erhalten und bieten einen umfassenden Eindruck über das Leben vergangener Jahrhunderte. Besonders beeindruckend waren der Rittersaal, die Wohnräume und Küche, aber auch die Kellergewölbe, der Wehrgang und der Rote Turm. Die meisten Räume der Burg waren natürlich nicht beheizt und ein großer Berg Schnee im Burghof brachte uns die Kälte einmal mehr ins Bewusstsein. Da ist es natürlich nicht verwunderlich, dass wir uns noch eine kurze Rast im Schlossrestaurant genehmigten und uns mit Wildsuppe und heißen Getränken stärkten.
Unsere weitere Route führte uns auf dem neugebauten Radweg durch den Wald entlang der Saale. Dabei ging es auf einem etwas aufgeweichten splittbedeckten Untergrund leicht auf und ab. Phantastische Ausblicke auf die Saale belohnten uns für unsere Mühe. Doch dann war Schluss mit lustig, denn nun führte die Route von der Saale weg und auf einem asphaltierten Weg in Serpentinen bei 16!-prozentiger Steigung bergauf. Da blieb uns beiden nichts anderes übrig als zu schieben. Doch auch hier folgte der Mühe das Vergnügen. Eine lange Abfahrt ins Tal. Über die Saalebrücke erreichten wir nun wieder den alten Saaleradweg. Am Ufer entlang ging es auf schöner Strecke gemütlich nach Ziegenrück. Unterwegs kamen wir noch an der Heinzequelle vorbei, wo wir erstmal unsere Trinkwasservorräte wieder auffüllten. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich bald zeigen sollte. Nachdem wir so auf einer relativ langen und fast ebenen Strecke mit relativ geringer Kraftanstregung dahingerollt waren, folgte nun wieder eine ordentliche Herausforderung. Kurz hinter Ziegenrück ging es auf einem unbefestigten, aber dennoch ziemlich guten Waldweg ca 2km-stetig bergab nach Paska. Schnauf, schnauf…. Doch wir meisterten auch das. Paska erwies sich als hübsches Örtchen mit schönen Fachwerkhäusern. Und dann folgten knapp 3 km Abfahrt – traumhaft! Wir kamen dann nach Linkemühle und setzten von dort mit der Fähre nach Altenroth über. Und wie sollte es anders sein, nun ging’s wieder bergauf. Ein Hinweisschild gab an, dass eine 2,9 km lange 6-prozentige Steigung bevorsteht. Da uns nichts anderes übrig blieb, traten wir also kräftig in die Pedalen. Mit ein paar Verschnaufpausen überwanden wir schließlich aus diese Hürde. Wir fuhren durch Altenbeuthen und weiter nach Drognitz. Inzwischen waren unsere Kräfteressourcen so ziemlich verbraucht. Also hielten wir nach Unterkünften Ausschau. Diese waren erstmal Fehlanzeige. In Altenbeuthen hatten wir es versäumt. Und nun kam erstmal eine Weile nichts. Umzukehren stand natürlich überhaupt nicht zur Disposition. Wir genossen noch ein paar wirklich traumhafte Aussichten auf die Umgebung und dann kam die ersehnte Abfahrt wieder hinunter zur Saale. Eigentlich hätten wir gern in der Lothramühle übernachtet, doch das Restaurant war schon geschlossen und wegen eines Familienfestes sah es auch mit einem Zimmer schlecht aus. Doch nach 6 Kilometern winkte weit über der Staumauer der Hohenwarte-Talsperre das Waldhotel. Die Wirtin der Lothramühle hatte uns schon angekündigt. Und nach einer sehr schönen und glücklicherweise wenig anstrengenden Fahrt erreichten wir auch schon die Staumauer. Es bleib nur die 12-prozentige Steigung zum Hotel. Mit letzter Kraft schoben (ich) bzw. fuhren (Steffen) wir den Berg hinauf. Wir bekamen ein hübsches Zimmer in einem Chalet und genossen natürlich als erstes die heiße Dusche. Das Essen im Restaurant war OK, das Tollste war allerdings ein wunderschöner Blick auf die Talsperre. Satt und Zufrieden konnten wir uns nun von den Strapazen des Tages erholen.