{besps}tour/2013_saale/04_13{/besps}

13.04.2013

Joditz – Bad Lobenstein (38,4 km)

 

Wenn es nur nach den Tageskilometern geht, dann war es ja eine einfache Etappe, doch weit gefehlt.

Gleich hinter Joditz ging es mit der Berg- und Talfahrt weiter. Es folgte Anstieg auf Abfahrt und immer wieder war unten im Tal die Saale zu sehen – also eher ein Saaleblickweg als ein Saaleradweg. Die schöne Nachmittagssonne von gestern hatte sich nicht über die Nacht gerettet; es war bewölkt und immer wieder bekamen wir eine kleine Dusche ab. Zeitweise mussten wir gehörig gegen den Wind ankämpfen, selbst die Abfahrten wurden durch den Gegenwind gebremst. Warum ein Ort wie UnterTIEFENgrün wohl auf dem Berg liegt? Jaja, die tektonischen Verschiebungen… Wir erreichten Hirschberg, ehemals thüringische Leder- und Gerberstadt im DDR-Grenz- und Sperrgebiet. Von der Handwerkstradition zeugt das Stadt- und Gerbereimuseum, davor eine Gerbtrommel und eine Gerbgrube in der früher Tierhäute mit Eichenrinde und Tannennadeln natürlich gegerbt wurden.

Wieder ging es direkt ein Stück an der Saale entlang bevor es erneut auf die Höhen ging, mit Blick über die Landschaft und auf die sich dadurch schlängelnde A9 mit einem imposanten Brückenbauwerk.

Für den Weg nach Blankenstein wählten wir die vermeintlich leichtere Hauptstrecke, aber die Anstiege in den kleineren Ortschaften hatten es in sich. Über Blankenberg erreichten wir Blankenstein, wo sich, anders als in Hirschberg, die Industrie gehalten hat. Eine moderne Papierfabrik im Ort produziert weiter, historische Zeugnisse dieser Produktion konnten wir auf unserer kleinen Extratour entlang der Selbitz durch das Höllental sehen. Ein alter Bahndamm mit Brücken und sogar eine alte Dampflok lassen den damaligen Transportweg für die Holzrohstoffe erahnen. Weiter oben am Flüsschen, dass in seinem Felsbett kraftvoll zu Tal schießt steht am anderen Ufer ein altes Wasserkraftwerk, das auch heute noch Strom liefert. Früher wurden hier Holzstämme für die Papierfabrik zu Faser zermahlen. Eine kleine Rast an einer überdachten Holzbrücke, die den Wanderweg auf das andere Ufer führt, und dann geht es weiter durch das Höllental, immer wieder vorbei an Felsblöcken aus fränkischem Basalt.

Wir erreichten den Ort Hölle, hielten uns aber (aus Angst?) nicht lange dort auf sondern fuhren am der Mineralwasserabfüllwerk – Marke „Höllensprudel“ vorbei; und wieder ging es bergauf.

Beim Verschnaufen auf dem Berg kamen wir mit einem Walker ins Gespräch, der im Winter mit Stöcken und Langlauf-Ski unterwegs ist. „Ja Frankenwald – da geht des auf und ab…“

Und das merkten wir auch weiterhin.

Der Ort Lichtenberg auf dem Berg wartete mit kleinen Straßen und Gassen und einer Burg auf, von der sich ein schöner Blick in die Landschaft eröffnete.

Jetzt standen wir vor der Entscheidung: zurück ins Tal nach Blankenstein oder direkt nach Bad Lobenstein. Wir wollten unseren „gequälten“ Körpern etwas Gutes tun und uns in der Therme in Bad Lobenstein entspannen. Aber dafür mussten wir uns wieder die Berge hochquälen. Auch nach einer Schussfahrt ins Tal ging es wieder bergan, vor dem Ortseingang Bad Lobenstein. Endlich da, jetzt brauchten wir noch ein Quartier möglichst nah zur Therme. Das erste Hotel, kein Hinweis auf den richtigen Eingang, nur unbeschriftete Klingeln – wollte man hier etwa keine Gäste? (Wie wir später erfuhren, was das Hotel im vergangenen Jahr Pleite gegangen.) Der schwarze Adler lag direkt gegenüber Therme und Kurpark. Aber auch hier mussten wir erst anrufen, doch dann kam der
Chef und gab uns ein Zimmer.

Und jetzt Entspannung: Thermalbecken und dann Saunaparadies – aufwärmen wie im Fegefeuer. Zum Abschluss schmierten wir uns noch in der Moorsauna mit schwarzer Pampe ein – das was Eltern ihren Kindern immer verbieten – und warteten dann auf den Dampf und die anschließende automatische Dusche.

Mit samtweicher Haut gingen wir dann zum Abendessen im Schwarzen Adler; gute ostdeutsche Küche: Soljanka und Rostbrätel.