Samuel P. Taylor State Park-San Francisco Ocean Beach (55,78 km)

 

Nach knapp fünf Wochen auf dem Fahhrad haben wir nun unser Ziel erreicht. Es war nicht immer einfach. Manchmal habe zumindest ich meine physischen Grenzen gespürt, doch es war phantastisch. So kam bei unserem letzten Frühstück unter den Redwoods im State Park schon etwas Melancholie auf.

Die letzten Kilometer forderten uns auch noch mal ganz schön. Erst ein ganz sanfter, aber kilometerlanger Anstieg, später weitere kurze, aber relativ steile Anstiege. Die ersten Kilometer konnten wir noch auf dem Cross Marin Trail fortsetzen – also kein Autoverkehr. Doch schon bald erreichten wir die ersten Vororte von San Francisco. Es waren kleine hübsche Orte mit historischer Bausubstanz, netten kleinen Geschäften, Restaurants, Bäckereien …

Auch diesmal konnten wir den Verlockungen leckerer Muffins und Bread Puddings nicht allzu lange widerstehen und legten wir in Larkspur einen kurzen Stopp ein, um unsere persönlichen Energievorräte wieder aufzuladen. Ein älterer Herr sah unsere vollbeladenen Räder und fragte uns nach unserer Reise. Als wir erzählten, dass wir nun bald am Ziel seien, zitierte er Mark Twain, der in Bezug auf San Francisco gesagt haben soll: “Der kälteste Winter den ich je verbrachte, war ein Sommer in San Francisco”. Das war wohl etwas übertrieben, doch je näher wir der Stadt kamen, desto nebeliger, windiger und kälter wurde es.

Nachdem wir uns nocheinmal über mehrere Serpentinen einen Berg hochgequält und eine gemütliche Abfahrt genossen hatten, kamen wir zu einem Radweg, der uns durch Marschland an der Richardson Bay entlang führte. Als wir gerade ein paar Kraniche und kanadische Wildgänse beobachteten, überholten uns zwei Radler, die wir am Tag zuvor in Bodega Dunes getroffen hatten. Nach einem kurzen Schwätzchen gings weiter nach Sausalito.

Als wir die Stadtbusse aus San Francisco und die Fähre sahen, wurde uns langsam bewusst: wir sind gleich am Ziel. Noch ein paar Kilometer am Wasser lang und dann sahen wir zum ersten Mal die Golden Gate Bridge. Und wo war nun der Anfang? Auf jeden Fall ziemlich weit oben. Also ein weiterer Anstieg, doch diesmal hatten wir die Straße für uns. Oben am Einstieg für Fußgänger und Radfahrer stellten wir fest, dass die Westseite, auf der wir ankamen, geschlossen war und wir auf die Ostseite mussten. Das einzige Problem: steile Treppen hinunter und auf der anderen Seite wieder rauf – und dass mit den voll beladenen Rädern. Doch Steffen meisterte die Herausforderung. Nach etlichen Fotos ging’s dann los – wir fuhren mit dem Rad über die Golden Gate Bridge – traumhaft! Auch wenn wir nur langsam vorankamen und neben Fußgängern, entgegenkommenden Radlern auch auf Brückenpatroullienfahrzeuge achten mussten.

Auf der anderen Seite angekommen, erwarteten uns noch einige Kilometer Auf und Ab in den Straßen San Franciscos – mit Ausblicken, wie man sie aus unzähligen Filmen kennt.

Unser Motel liegt direkt am Pacific Coast Radweg, so fanden wir schnell zum Ziel, bezogen unser Zimmer, stellten die Räder ab, machten uns frisch und begaben uns auf Erkundungstour ins Stadtzentrum. Direkt vor unserem Motel fährt die Muni – eine Art Straßenbahn, die in der Innenstadt zur U-Bahn wird. Im Zentrum angekommen, wollten wir erst zur Touristen-Info, um uns einen City Pass zu holen, der uns freien Eintritt zu einigen Museen und Attraktionen sowie freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln für 7 Tage ermöglicht. Doch die Info hatte geschlossen. Nachdem wir auch erfolglos kurz zum Museum of Modern Art gerannt waren (den City Pass gab es schließlich an einem Cable-Car-Fahrkahrtenschalter), spazierten wir gemütlich durch einen Teil der Yerba Buena Gardens, die leider zum großen Teil geschlossen waren. Und dann ging’s erstmal Shoppen, denn nach dem ganzen Radeln brauchten wir ein paar stadtfeine Klamotten. Wir waren zwar nicht ganz so erfolgreich, wie wir uns das erhofft hatten, doch ein paar Sachen hatten wir, als wir uns in Mel’s Diner, einem Restaurant im 50er Jahre-Stil zum Abendessen niederließen. Gut gesättigt und zufrieden fuhren wir zurück zum Motel.