Cape Lookout State Park – Devils Lake State Park (69,91 km)
Heute wurden wir vom Rauschen des Ozeans und Vogelgezwitscher geweckt. Die Sonne hatte sich hinter den Wolken versteckt und der Zauberwald am Cape Lookout war in leichten Nebel gehüllt. Mit einem ausgiebigen Frühstück mit allerlei frischen Beeren, Müsli, O-Saft, Tee, Brötchen, Käse legten wir eine solide Grundlage, um die erste große Steigung, die uns gleich am Ausgang des Parks erwartete, in Angriff zu nehmen.
Gerade als wir den Park verlassen wollten, trafen wir auf zwei Radler aus Quebec, mit die ebenfalls in Richtung Süden unterwegs waren. So tauschten wir erstmal Erfahrungen und Pläne für die kommende Strecke aus. Die beiden waren auf der Westseite des Hood Canal entlanggefahren und hatten dabei den Mount Walker erklommen. Respekt! Nun hieß es aber wieder kräftig in die Pedale treten und von etwas über 0 auf 277m klettern. Für unsere Mühe wurden wir mit einem herrlichen Blick auf Cape Lookout, Felsen, Strand und den Ozean sowie einige Kilometer Abfahrt ins Tal belohnt.
Wir kamen an einem riesigen Sandsee (der Ort heißt auch Sandlake) vorbei, wo zahlreiche Jungen mit vierrädrigen motorradähnlichen Fahrzeugen wild durch die Gegend rasten. Unsere weiterer Weg führte uns wieder durch Wälder, über Felder, an Buchten entlang zum Ozean. Der erste größere Ort war Pacific City, einem eher beschaulichen Urlaubsort, der trotz des ähnlichen Namen nichts von Glamour von Atlantic City aufweist. Der Wind machte uns ein wenig zu schaffen und so waren wir froh, als wir nach ca. 40 km nach Neskowin kamen, wo wir eine Mittagspause einlegen wollten.
Wir fanden ein nettes Café, waren aber ziemlich schockiert, als uns eine Wartezeit von 20 min in Aussicht gestellt wurde. Der nächste „Verpflegungspunkt“ war 20km weit entfernt, so dass wir uns entschlossen zu warten. Wir setzten uns auf die Terrasse und hörten, wie ein Mann in Radfahrklamotten zu seiner Begleiterin etwas von „German bikes“ erzählte. Er meinte unsere Fahrräder und wie sich herausstellte, kannte er die Marke Gudereit selbst sehr gut, da er vor seiner Übersiedelung in die Staaten in Aschaffenburg gewohnt und einen Fahrradladen hatte. Wir erfuhren, dass er vor einigen Jahren selbst die Küste Oregons entlang geradelt war. Er gab uns noch einige Tips, auch ein für ein Seafood-Restaurant in Newport, das wir vielleicht morgen ausprobieren werden. Außerdem empfahlen uns die beiden, doch auf jeden Fall noch eine Winery (Weingut) in Oregon zu besuchen, allerdings müssten wir dafür einen Abstecher ins Innere Oregons und damit über eine Bergkette in Kauf nehmen.
Inzwischen war die Wartezeit um, und wir konnten nun eine Steinofenpizza (die beste in ganz Oregon, wie man uns sagte) und Suppe genießen. Danach fuhren wir auf einer ziemlich einsamen Straße durch einen dichten Wald mit moosbewachsenen Bäumen, der wie verzaubert wirkte. Da störte es uns nicht mal, dass es die ersten acht Kilometer stetig bergan ging. Dafür erfuhren wir einen Schock, als wir aus der Einsamkeit des Zauberwaldes wieder auf den dicht befahrenen Highway kamen. Wir radelten durch die Haupteinkaufsstraße von Lincoln City zum Devil’s Lake State Park. Der Campingplatz war zwar voll, aber glücklicherweise galt das nicht für die Hiker/Biker Sites, wo wie auf einer schönen Wiese unser Zelt aufschlagen konnten und nun hoffen, dass das Wetter hält und es nur bei den vereinzelten Tropfen bleibt, die ab und zu auf meinen Bildschirm fallen.
Inzwischen ist auch Steffen vom kurzen Einkauf zurück, er musste erst etliche Fachgeschäfte für „Kunstgewerbe“, Souvenirs und Autoteile – wer kauft Samstag abends Autoteile? – passieren, bis er einen geöffneten Lebensmittelmarkt gefunden hatte.
Jetzt gibt es frische Erdbeeren aus Oregon, Roséwein aus dem Willamette Valley (Oregon), Grüne Gurke aus Kanada und Baguette aus Frankreich (naja, nicht direkt). Und das alles am Lagerfeuer, denn soeben brachte uns ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Parks, der früher mal in Deutschland war und sich vor allem an das gute Bier und Schnitzel erinnerte, eine Packung Holzscheite vorbei.