Cannon Beach – Cape Lookout State Park (102,68 km)

Früh am Morgen grüßt die Sonne – das hatten wir lange nicht gehabt. Und sie sollte uns den ganzen Tag über treu bleiben.

Wir wurden daher mutig und peilten als Etappenziel einen Zeltplatz im Cape Lookout State Park an.

Dank der Sonne waren wir guter Stimmung und es radelte sich auch ganz gut.

Wir erreichten einen Tunnel, wo wir an der Einfahrt einen Knopf drücken müssten, damit die Autofahrer durch Blinklicht am Eingang gewarnt werden, dass da ein paar Verrückte mit dem Fahrrad im Tunnel unterwegs sind. In der Röhre grummelte es aber auch ganz ordentlich, selbst wenn uns nur ein Pkw entgegenkam, von den Trucks ganz zu schweigen. Wir waren jedenfalls froh als wir auf der anderen Seite wieder herauskamen.

Entlang der Strecke eröffneten sich immer wieder traumhafte Ausblicke auf die Küste und den weiten Pazifik. Heute zeigte er sich wirklich mal als der Stille Ozean, nun ja mit nicht ganz spiegelglatter Oberfläche.

Einen wirklich atemberaubenden Ausblick hatten wir aber von einem Plateau – das hieß also wieder einige Höhenmeter überwinden – im Oswald West State Park.

Oswald West war Governeur von Oregon und ihm ist es zu verdanken, dass das Ufer des Pazifik entlang der gesamten Küste von Oregon, vom Norden bis an die kalifornische Grenze, für die Allgemeinheit frei zugänglich bleibt. (Im Land Brandenburg klappt das ja nicht einmal mit einem kleinen Binnensee…)

Unsere Route führte uns auch stückweise landeinwärts, wo wir kleinere Flüsse querten und dort entlang fuhren, wo sich Meer und Fluss im Mündungsgebiet treffen.

In diesen geschützten Bereichen finden sich viele Fischarten, es wird nach Muscheln und Krabben gefischt. Auch Hobbyfischern werden allerorten Bootsverleih oder Ausfahrten zur Jagd auf Muschel und Krabbe angeboten, z.B. als „husband daycare“ (Tagesstätte für Ehemänner).

Auch andere werden durch die geschützten Buchten angelockt. Am schönen flachen sandigen Ufer hatten es sich ein einige Seelöwen bequem gemacht.

Gar nicht bequem war unsere weitere Strecke. Es ging ja schon immer etwas auf und ab, längere Anstiege waren keine Seltenheit. Aber auf der Three Capes Scenic Route vorbei am Cape Meares wurde es schon heftig. Ein endloser Anstieg von 7 m auf über 177 m will erst einmal bewältigt sein.

Noch dazu ließen wir uns vom Hinweis auf den historischen Leuchtturm verleiten, wo wir bei dem Abstecher aber wichtige schon gewonnene Höhenmeter wieder aufgaben und diese dann mühsam erneut erklimmen mussten. Der Blick auf die Steilküste war schon beeindruckend, aber diese Route ist doch eher etwas für den der die athletische Herausforderung sucht – oder extreme Leuchtturm-Freaks, die den Weg auch auf sich nehmen würden, wenn der Turm auf einem Achttausender im Himalaya stehen würde.

Nach einigem Auf und Ab erreichten wir dann relativ spät den Cape Lookout State Park.

Die Hiker/Biker-Zeltplätze lagen gut versteckt in einem verwunschenen Wald mit wilden Wurzelgebilden. Die nächsten Waschgelegenheiten waren weit weg. Birgit ging nach dem Abendbrot bei einsetzender Dämmerung zum Duschen und kam erst nach einiger Zeit im Dunkeln zurück, gerade als ich die Suchmannschaft (mich) losschicken wollte.

Freundlicherweise hatte man aber in der Nähe der Zeltplätze eine (sehr saubere!) Dixie-Toilette aufgestellt, und ein Stück weiter gab es eine Waschgelegenheit (nur kaltes Wasser) in einem festen Gebäude.

Gut geschafft von unser trotz Berg-und Talbahn bisher längsten Etappe kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke.