Astoria-Cannon Beach (51,1 km)

Nachdem gestern nachmittag zwischen den Regengüssen schon ein paar Mal ein klitzekleines bisschen Blau am Himmel zu sehen war, hegten wir für den heutigen Tag große Hoffnungen. Diese wurden jedoch bitter enttäuscht, denn als wir auf dem Weg zum Frühstück waren, regnete es genau so stark wie an den Tagen zuvor. Wir spielten kurz mit dem Gedanken, einen Ruhetag einzulegen und einfach in Astoria zu bleiben, doch so richtig konnten wir uns dafür nicht erwärmen. Also nahmen wir erstmal das „continental breakfast“ (Zuckerschnecke, Muffin,Apfel, O-Saft und Kaffee) zu uns.Vielleicht sollte uns der viele Zucker ja über das Wetter hinwegtrösten. Wir zogen uns also wieder die volle Regenkluft (einschließlich Gamaschen) an und fuhren los. Von der – theoretisch – tollen Aussicht auf die Youngs Bay bekamen wir nichts mit. Wir versuchten nur zwischen regennasser Brille und den Wassertropfen vom Helm die Straße zu erkennen und vorwärts zu kommen. So waren wir auch einfach nur froh, dass wir die beiden Brücken über die Youngs Bay ohne Zwischenfälle passieren konnten. Vor der 2. Brücke mussten wir einen Knopf betätigen. Daraufhin gingen zwei Warnblinklichter an, die Autofahrer darauf hinweisen, dass sich Radfahrer auf der Brücke befinden.

Trotz Regen kamen wir ganz gut voran und so dauerte es nicht lange bis wir unser erstes Etappenziel Fort Catsop erreichten. Nachdem wir so viele Hinweise auf die Lewis and Clark Expedition gesehen hatten, wollten wir nun etwas mehr darüber wissen. So sahen wir uns zuerst einmal die beiden Filme über das Winter Camp der Lewis und Clark Expedition und die Expedition von ihrem Beginn in Missouri bis hin zum Columbia River und den Pazifik an. Das Ganze wurde durch verschiedene Exponate, Zeichnungen und Briefe in einer Ausstellung sehr gut illustriert. Natürlich warfen wir auch einen Blick in das rekonstruierte Fort der Expedition, um einen Eindruck zu bekommen, wie es damals wirklich war. Da es im Winter 1805/06 auch ununterbrochen regnete, war eine gewisse Realitätsnähe garantiert.

Als wir unseren Bildungshunger gestillt hatten und uns wieder auf die Räder schwangen, stellten wir mit Freude fest, dass es in Richtung Ozean ein paar blaue Flecken am Himmel gab. Mit vorsichtigem Optimismus legten wir zumindest die Gamaschen ab. Wir kamen noch an der Stelle vorbei, an der die Expedition im November 1805 mit ihren Kanus angelegt hatte. Unser weiterer Weg führte uns am Lewis und Clark River entlang nach Seaside. Nach einem ordentlichen Anstieg wurden wir mit einem ersten Blick auf den Pazifik belohnt. Alle Strapazen waren vergessen und nun konnten wir uns den ganzen Weg bis in den Ort rollen lassen.

An der Strandpromenade stellten wir die Räder ab, um zu Fuss direkt ans Wasser zu gehen und wenigstens die Finger in den Pazifik zu halten. Weiter ging’s auf der Strandpromenade entlang mit kurzem Stop für ein Mittagessen. Wir kamen zum Ende des Lewis and Clark Trails, doch die beiden sollten uns noch weiter verfolgen. Erstmals ging’s auf den legendären Highway 101, dem wir nun bis nach Kalifornien folgen werden. Er führte uns wieder vom Ozean weg durch ein Waldgebiet, doch dann kamen wir nach Cannon Beach, unserem heutigen Etappenziel. Der Name des Ortes geht übrigens auf eine Kanone des US-Schoners „Shark“ zurück, die 1846 hier angespült wurde, nachdem der Schoner beim Versuch die Columbia-Schwelle zu überwinden, auf Grund gelaufen war.

Unser erster Halt in Cannon Beach – ein Waldenkmal. Und da wandelten wir auch schon wieder auf den Spuren von Lewis und Clark, denn eine Gruppe aus der Expedition hatte auf der Suche nach Nahrungsmitteln erfahren, dass hier ein Wal gestrandet war. So konnten sie ihren Speiseplan mit Tran aufbessern.

Und wieder zogen unsere Räder Interesse auf sich. Diesmal von einem gebürtigen Australier, der nun schon seit den 70er Jahren hier lebt und sich sehr wohl fühlt. Er gab uns auch den Tip bei der Visitor Information nach einer Unterkunft zu fragen, denn vor dem langen Memorial Day Wochenende ist es wohl nicht gerade einfach, etwas passendes zu finden. Also folgten wir seinem Vorschlag und fanden auf diesem Weg auch eine sehr nette Unterkunft im Blue Gull Inn. Wir bezogen unser Zimmer, machten uns stadtfein und gingen erstmal zum Strand. Fasziniert beobachteten wir das Lichtspiel von Sonne und Wolken. Jeden Moment ergab sich ein anderes Bild. In der Ferne sahen wir einen Leuchtturm, verschiedene Felsformationen und den Haystack – einen riesigen mit Gras bewachsenen Felsen im Meer, auf dem sich unzählige Wasservögel tummeln.

Wir waren inzwischen auch hungrig geworden und fanden einen Seafood-Imbiss. Als Dessert gönnten wir uns eine Riesenportion Eis, die wir in unserem Innenhof bei SONNENSCHEIN verzehrten.

Und zu guter Letzt – unser erster Sonnenuntergang am Pazifik.