Westport-Astoria (44,45 km)
Die freiwillige Feuerwehr von Westport wurde nicht alarmiert und so konnten wir ungestört unserem Sandwich-Frühstück mit Tee und Orangensaft „entgegenschlafen“.
Heute sollte es ein halber Ruhetag werden: eine kurze Etappe bis Astoria und anschließend Stadtrundgang und ein Besuch des Maritime Museum.
Auch wenn wir bei wenigen Sonnenstrahlen hoffnungsfroh ohne Regenklamotten starteten – unser alter Bekannter aus Washington (der Regen) holte uns auch in Oregon wieder ein. Immer mal wieder gab es Sprühregen oder Schauer, selbst bei Sonnenschein. Zwischendurch trockneten wir immer ein wenig ab, sei es durch den Fahrtwind bei der Schussfahrt bergab, oder während einer kurzen Pause in einem Café.
Letzteren Luxus hatten Lewis und Clark, auf deren Spuren wir allenthalben entlang des „Lewis and Clark Trail“ stießen, allerdings nicht genießen können. Tja, so ist halt das Los der Pioniere – wenn du ein Coffeehouse willst, bau dir selber eins. Ein bisschen fühlten wir uns den beiden aber schon verbunden, schließlich waren wir heute wieder weit und breit die einzigen Radfahrer. Aber als Radler kann man einfach anhalten und den Blick schweifen lassen, wenn es was zu sehen gibt, z.B. Wildgänse in den Ausläufern des Columbia River. Die schönsten Ausblicke waren natürlich wieder mit Muskelkraft erkauft – auch heute hatten wir einige ausgedehnte Steigungen zu überwinden.
In Astoria angekommen entschlossen wir uns zuerst das Maritime Museum zu besichtigen. Wir schlossen unsere Räder an und tauchten ein in die Geschichte und das Alltagsleben am „großen Fluss im Westen“, dem Columbia River. Wir erfuhren, warum James Cook am Columbia vorbeisegelte und wer als erster den „Sprung“ mit dem Schiff über die Schwelle des Flusses wagte, an der die Brandung des Pazifik und die enormen in den Ozean strebenden Wassermassen des Columbia aufeinander treffen. Und dass es auch heute noch selbst für moderne Hochseeschiffe auf dem Wege nach Portland oder Vancouver (Washington) ein große Herausforderung ist, die Flussmündung zu befahren. Dem „Graveyard of the Pacific“ (Friedhof des Pazifik) vor Astoria sind unzählige Schiffe zum Opfer gefallen. Dies zu verhindern ist die Aufgabe der Lotsen, die sich bestens mit Wind, Wetter, den wandernden Sandbänken an der Einfahrt in den Fluss auskennen. Und die US-Küstenwache, die vor den Toren Astorias in einer Einrichtung am Deception Point Bootsführer für ihre Seenotkreuzer ausbildet – nur hier kann man das Handwerk richtig erlernen, in tosender Brandung ein Schiff oder über Bord gegangene Schiffbrüchige zu retten.
Dies alles wird mit beeindruckenden Exponaten, praktischen Beispielen, Multimedia und Augenzeugenberichten gezeigt. Und auch über die traditionellen Gewerbe wie Fischfang und Fischverarbeitung wird berichtet, und zwar nicht nur durch die rosa Brille.
Ein tolles Museum – kein Wunder, dass wir einige Zeit im Museum und noch an Bord des an der Pier liegenden historischen Feuerschiffs Columbia verbrachten, bevor wir die letzten Meter zu unserem Motel radelten.
Fahrräder und Gepäck ins Zimmer, geduscht und trockene Sachen angezogen – und los ging es in die Stadt. Die erste feste amerikanische Siedlung (begründet 1811 von John Jacob Astor als Namensgeber) westlich des Mississipi hatte noch einige historische Gebäude aufzuweisen.
Bemerkenswert ist aber, dass es oft schwer fällt, wirklich alte von neu gebauten Wohnhäusern zu unterscheiden, weil auch heute noch viel mit Holz und in traditionellem Stil gebaut wird. So ist es in jedem Fall eine Zeitreise, wenn man eine amerikanische Kleinstadt durchquert – von McDonalds und Subway einmal abgesehen.
Den Abend beschlossen wir mit einem amerikanischen üppigen Abendessen: Muschelsuppe, Lachs bzw. Prime Rib mit Ofenkartoffel. Ein Gläschen Weißwein aus Oregon und ein Bier aus Alaska dazu.
Gute Nacht.