08.09.14
Basel – Colmar (98 km)
Heute ging nun die Radtour so richtig los. Nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück mit echtem Bircher Müsli, reichlich Obst und vielem anderen mehr wurden schnell die Taschen gepackt, noch ein Hotel für Strasbourg gebucht und dann die Räder wieder aus dem Keller befreit. Der Weg wieder ans Licht führte durch das Parkhaus zu einem Hinterausgang. Nun mussten wir uns erst einmal orientieren, aber den Rhein kann man natürlich nicht verfehlen. Wir fuhren zunächst noch ein Stück an der Basler Riviera entlang und dann über die Brücke auf die andere Seite. Nun führte unser Weg etwas vom Rhein weg, denn direkt am Fluss hatte der Pharma-Konzern Novartis sein Gelände. Die Straße wurde gerade gebaut, aber glücklicherweise kamen wir als Radfahrer überall durch.
Vom Rhein verabschiedeten wir uns nun, denn auf französischer Seite führt der Radweg am Canal du Rhône au Rhin entlang. Es war ein sehr schöner Weg mit viel Grün und bunten Sommerblumen am Wegesrand. Unsere erste kurze Pause ließ nicht lange auf sich warten, denn schließlich konnte ich an einer Wildwasser-Kanu-Slalom-Strecke nicht einfach vorbeifahren, zumal dort gerade trainiert wurde. Wir sahen dem Treiben ein paar Minuten zu und schwangen uns dann wieder auf unsere Räder. Das Wetter war phantastisch, strahlend blauer Himmel und Sonnenschein, fast schon ein wenig zu heiß. Unsere Route führte durch die Petite Camarque, ein Naturschutzgebiet mit vielen Vögeln und anderen Tieren, von denen wir allerdings nur Blässhühner, Enten, Schwäne und ein paar Eichhörnchen zu sehen bekamen. Der Kanal war nun schon ziemlich breit, es gab einen Hafen für Ferienboote, mit denen man von hier aus den Fluss „erfahren“ konnte. Einige Schleusen sorgen dabei sicher auch für Abwechselung, eine davon hatte Le Courbusier gebaut.
Bei dem schönen Wetter und der abwechslungsreichen Gegend kamen wir schnell voran, wurden aber auch hungrig. Da passte es gut, dass der „Lion d’Or“ (Goldene Löwe) in Blodelsheim (nein, nicht mit Ö) ein Menu du Jour (Salat mit Ziegenkäse, Kotelette mit Pommes und überbackenem Blumenkohl) anbot. Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein Stück Zwetschgenkuchen und einen Espresso. So gestärkt konnten wir den Rest der heutigen Etappe angehen. Unsere Route führte uns nun über Nebenstraßen nach Neuf-Brisach, eine ehemalige Festungsstadt. Das Zentrum der Stadt befindet sich in der Ende des 17. Jahrhunders nach Plänen von Vauban erbauten Festung. Die Stadt ist schachbrettartig angelegt und im Großen und Ganzen noch sehr gut erhalten. Wir gingen durch die Porte de Belfort und stiegen hinab, um zwischen der Festungsmauer und dem Vorwall entlang zu gehen und so einen Eindruck von den Gesamtdimensionen der Anlage zu bekommen – sehr beeindruckend, wie riesig und dick die Mauern sind.
Obwohl wir nach nunmehr über 70 km ob der Hitze schon einigermaßen geschafft waren, entschlossen wir uns die letzten ca. 18 km nach Colmar auch noch zu fahren. Von Sundhoffen an fanden wir dank Steffens GPS einen Weg direkt an der Ill entlang, der uns zum Zeltplatz führte.
Dort angekommen, bauten wir schnell das Zelt auf, machten uns frisch und schwangen uns wieder auf die Räder, um noch etwas von dieser malerischen Stadt zu sehen. Fachwerkhäuser mehr oder weniger schief lassen das Gefühl aufkommen, in eine andere Zeit einzutauchen. Doch die üblichen Geschäfte und Restaurants mit ihrem regen Treiben holen einen schnell in die Realität zurück. Wir mischten uns unter die Touristen, setzten uns in ein Straßencafé, tranken ein Bier bzw. einen Crémant Ice und aßen Flammkuchen, eine elsässische Spezialität.
Inzwischen war es dunkel geworden, und die Stadt wirkte wieder ganz anders.
Der Vollmond half uns, den Rückweg zu unserem Zelt schnell zu finden.
Als wir nun todmüde in unsere Schlafsäcke krochen, stellten wir mit entsetzen fest, dass kurz hinter der romantisch anmutenden Ill die Autobahn verlief. Da blieb nur zu hoffen, dass uns das Radfahren müde genug gemacht hat, so dass uns der Verkehrslärm nichts ausmacht.