Bremerhaven-Lehe – Wingst 95,88 km

Nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotel Primula ging's los. Leider war von dem gestrigen schönen Wetter nichts übrig geblieben. Uns erwarteten tiefhängende Wolken und zum Wachwerden erstmal ein Regenguss. Nachdem wir die Räder aus dem Schuppen geholt und bepackt hatten, fuhren wir Richtung Zentrum, Museumshafen. Um uns diesen wirklich schön gestalteten Teil der Bremerhavener Innenstadt etwas genauer anzusehen, reichte die Zeit leider nicht aus. Außerdem war es zu früh. So fuhren wir am Auswandererhaus und dem Klimahaus vorbei mit dem festen Vorsatz, demnächst mal ein Wochenende hier zu verbringen und die vielgerühmten Museen zu besichtigen. Unser Weg führte über das Hafengelände, vorbei an unzähligen Containern, die alle mit einem GPS-Sender ausgestattet sind, um sie wieder auffindbar zu machen, sowie an PKw, LKw, landwirtschaftlichen Maschinen und sogar Panzern, die alle ihrer Verschiffung harren oder bereits eine Schiffsreise hinter sich haben und nun in Deutschland ihre neuen Besitzer finden sollen. Bei Weddewarden ging es dann an den Deich. Trotz der dichten Wolken sahen wir etwas von den Hafenanlagen, vom Meer (es war gerade Ebbe) und auch einige einlaufende Schiffe. Der Weg war sehr schön und der Wind blies von der Seite und von hinten, so dass wir ziemlich schnell vorankamen. Der wolkenverhangene Himmel, das graue Meer sowie die grünen Deiche, Felder, Wiesen und Weiden strahlten eine große Stille aus. Ab und an sahen wir ein paar andere Radler oder Fußgänger, doch meist waren wir allein inmitten der Natur. Es gab natürlich auch einige Dörfer und Ferienorte, wo ziemlich viel los war.
Die Route führte nun ziemlich weit von der See weg, dazwischen lagen Salzwiesen. Bei Arensch ging es in den Wernerwald und dann erreichten wir auch schon bald die Strände von Sahlenburg, wo zu unserem großen Schock auch einige recht häßliche Hochhäuser standen.
Der Radweg verlief nun wieder am Deich entlang, am Naturschutzgebiet Duhner Heide. Dort gab es auch einen Naturlehrpfand und eine Aussichtsplattform. Diese sind wir zwar hochgestiegen, doch von Aussicht war nicht viel zu spüren. Weiter ging's Richtung Cuxhaven. Ein Hinweisschild verwies auf einen FKK-Strand, aber um diesen genießen zu können, fehlten mindestens noch 10-15°. Vorbei ging es auch am Fort Kugelbake, das Ende des 19. Jahrhunderts von den Preußen gebaut worden war. Direkt an der Elbemündung steht die Kugebake – die Namensgeberin des Forts, geprisen als nördlichster Punkt Niedersachsens. Wir fuhren nun weiter elbaufwärts, vorbei am Kurpark zum Fährhafen. Inzwischen war es nach eins, und das Radfahren und die frische Lust hatten uns hungrig werden lassen.
Zum Glück war es bis zur die Gaststätte "Am Pier", nicht mehr weit. Gestärkt von Scholle Büsumer Art, Labskaus und alkoholfreiem Weizen, konnten wir unsere Tour bald fortsetzen. Nach einem Blick auf die Karte und einem Anruf war auch die Unterkunftsfrage geklärt, wir mussten nur noch nach Wingst kommen.
Hinter dem Fischereihafen ließen wir den Trubel der Stadt hinter uns. Ein Radler aus Bremen begleitete uns ein Stück in Richtung Otterndorf. Bei der "Dicken Berta", einem ehemaligen Leuchtturm, den man im Sommer auch besteigen kann und der auch als Standesamt der Stadt Cuxhaven fungiert, bogen wir dann direkt an die Elbe ab. Der Radweg führt hier mitten durch Schaf- und Kuhweiden, die alle durch Absperrgitter voneinander getrennt sind. Da wurden Erinnerungen an England und vor allem Schottland wach, wo die Schafe von den Grashängen staunend auf uns geblickt hatten.
Bei Otterndorf verabschiedeten wir uns dann von der Elbe und fuhren auf Nebenstraßen nach Wingst. Da es inzwischen angefangen hatte, zu regnen, waren wir sehr froh als wir gegen Viertel 6 das Hotel Peter erreicht hatten. Um 19.30 wollten wir doch noch eine Kleinigkeit zum Abend essen. Erleichterung bei den Hotelangestellten: bis dahin wäre der große Ansturm "schon durch", kein Wunder bei der Speisekarte, die durchaus gehobene Küche versprach und dieses Versprechen auch einlöste. Schade, dass wir nur einen kleinen Hunger verspürten. So entschieden wir uns für die "etwas andere Vorspeise" (gebratener Spargel mit verschiedenen Blattsalaten, geräucherter Gänsebrust, Pinienkernen und einem sehr leckeren Dressing). Ein Pastetenaufstrich und der Gruß aus der Küche rundeten das Ganze ab. Zum Glück war noch Platz für ein leckeres Dessert. Dazu noch ein Gläschen Müller-Thurgau als Abschluss eines anstrengenden, aber sehr schönen Tages.