Wingst – Hamburg-Altona 85,9 km
Obwohl es laut Hotel-Info erst ab 8.00 Uhr Frühstück geben sollte, wurden bereits kurz nach 7 von dem Gewusel einer vorwiegend aus Rentnern bestehenden Reisegruppe geweckt. Also packten wir unseren Kram zusammen und gingen zum Frühstück.
Gut gestärkt konnte es nun losgehen. Es schien sogar die Sonne. Beim Auschecken fragte uns der Hotel- und Küchenchef, wo wir denn hin wollten. Auf unsere Antwort mit Nordseeradweg nach Hamburg reagierte er mit: „Fahren Sie bloß nicht da hoch in den Wald (so wäre die Strecke gewesen), ich weiß überhaupt nicht warum die die Strecke angeben, ich werde Ihnen gleich sagen, wo sie lang fahren sollten.“ Nun gut, der Tipp eines Einheimischen ist meist besser. Also folgten wir seiner Empfehlung und fuhren Richtung Oberndorf zur Oste. Nach etwa 4 km gab es plötzlich sein lautes Geräusch und meine vorderen Radtaschen knallten samt Gepäckträger auf den Boden. Zum Glück stürzte ich nicht, sondern stieg nur etwas unelegant vom Rad. Na so eine schöne Bescherung. Eine Befestigungsschiene war gebrochen. Steffen hatte glücklicherweise noch einen Spanngurt und konnte so den Gepäckträger samt Taschen wieder ganz gut befestigen. Es hielt alles und wir konnten die Fahrt fortsetzen. Hinter der Oste führte erst eine Straße und später ein Radweg direkt am Deich entlang. Links des Weges standen malerische reetgedeckte Häuser, die früher einmal die Katen der armen Ostefischer waren, inzwischen jedoch meist Ferien- oder Wochenendhäuser sind. Ab und an hielten wir an und stiegen auf den Deich, um einen Blick auf den Fluss zu werfen. Auch hier hatten wir wieder eine Menge vierbeiniger Zuschauer.
Als wir in Osten ankamen, fing es an zu regnen. So warfen wir nur einen kurzen Blick auf die Schwebefähre. Sie war 1909 in Betrieb genommen und bis 1974 genutzt worden. Das steigende Verkehrsaufkommen machte den Bau einer Brücke erforderlich, und dies bedeutete das Aus für die Schwebefähre. 1975/76 wurde sie gründlich überholt und ist seitdem technisches Baudenkmal.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Osten ist die Kirche, die auch als kleine Schwester des Hamburger Michels bezeichnet wird, da sie vom selben Architekten gebaut wurde. Während wir in der Kirche saßen, ging draußen ein mächtiger Gewitterguss nieder, sehr zum Ärger der Leute, die gerade ihre Flohmarktstände aufgebaut hatten. 5 Minuten später war alles vorbei und wir konnten unsere Fahrt bei Sonnenschein fortsetzen.
Wir verließen nun die Oste und fuhren auf wenig befahrenen Straßen über Himmelpforten nach Stade, einer alten Hansestadt mit wunderschönen Fachwerkhäusern. Nach einem Stadtrundgang und einer Kaffeepause fuhren wir Richtung Lüher Fähre. Laut unserem Reiseführer sollte von dort einmal täglich am Wochenende eine Fähre bis zu den Landungsbrücken fahren. Das klang verlockend….
Inzwischen hatte es sich wieder zugezogen und der Wind blies auch ganz ordentlich, meist von der Seite, aber glücklicherweise eher von der Seite hinten als vorn. Unsere Route führte uns durch malerische Dörfer des Alten Landes zum Fährhafen, der an sich schon ein Ausflugsziel zu sein schien, wenn man nach der Anzahl der Buden und lauten Musik urteilen kann.
Die Fähre nach Wedel war überall ausgeschildert, doch kein einziger Hinweis auf die andere Fähre. In einem Schaukasten hing ein Schreiben, dass die Fähre aufgrund der geringen Passierzahlen zum 25.5. eingestellt würde, naja nochmal Glück gehabt – dachten wir – denn der 25. ist ja erst nächste Woche. Beim zweiten Lesen fiel uns dann auch die Jahreszahl auf, 2014. So blieben uns nur zwei Möglichkeiten, weiter auf dieser Elbseite fahren oder übersetzen und auf der anderen Seite Richtung Altona fahren. Wir wählten „unsere“ Seite und fuhren am Elbdeich entlang am Airbusgelände vorbei nach Finkenwerder. Die Ausschilderung ließ hier etwas zu wünschen übrig und unsere Karte reichte auch nur bis zur Lüher Fähre, so dass wir etwas durch den Ort irrten, aber dann doch noch rechtzeitig zur Fähre kamen. Nun konnten wir verschnaufen und uns die Elbe hoch fahren lassen bis zu den Docklands. Dort kam nochmal eine kurze, aber steile Steigung und bald waren wir am Bahnhof Altona und unserem Hotel. Die Räder schlossen wir im Fahrradschuppen ab und wir selbst nahmen erstmal eine heiße Dusche zur Entspannung. Kurze Zeit später trafen wir uns mit Nadja zum Abendbrot. Sie hatte ein veganes Restaurant ausgesucht „Leaf“, wo wir es uns bei ausgezeichneten Speisen sehr gut gehen ließen.