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Barlinek – Insko [80 km]

Ooops, we did it again! Ja, wir haben am Morgen wieder ein erfrischendes Bad im See genommen!

Mit ein bisschen Überwindung – der See blühte und es war auch noch etwas frisch.

Aber wir waren wach und konnten nach einem Frühstück in der benachbarten Pizzeria auf die Piste gehen. Zwei Sehenswürdigkeiten in Barlinek passierten wir noch, die wir gestern nicht gesehen hatten. Zum einen: in Erinnerung an die vielen Nordic-Walking-Stecken, die Barlinek den Titel Nordic-Walking-Hauptstadt Europas eingebracht haben, zwei 11m-hohe Nordic Walking Stöcke. Zum anderen: den Lasker-Park, der zu Ehren des längsten je amtierenden Schachweltmeisters Emanuel Lasker angelegt wurde, der 27 Jahre (1894-1921) ungeschlagen blieb. In die UdSSR geflüchtet, gelang ihm kurz vor den stalinschen Säuberungen die erneute Flucht, diesmal mit Ziel USA, wo er 1941 in New York starb.

Natürlich gibt es im Park etliche Schachtische, aber so früh waren wohl noch keine Schachspieler unterwegs.

Die Bahnstrecke von Barlinek, am 31. Oktober 1883 eröffnet, ist nach 108 Jahren nicht mehr in Betrieb. So wie schon gestern und vorgestern konnten wir aber die alten Bahntrassen entlangfahren, die mit EU-Fördermitteln zu einem Radweg durch Westpommern ausgebaut worden ist. Mehrere ehemalige Eisenbahnbrücken liegen auf dem Weg, ebenso Gebäude, die mit der noch erhaltenen Bahnsteigkante von der ehemaligen Zweckbestimmung künden. An einem „Bahnhof“ findet sich auch ein kleines Eisenbahn-Freilichtmuseum: eine Rangierlok von 1960, eine große Dampflokomotive, die das letzte Mal 1942 gewartet wurde, Signale und andere Bahntechnik. Und im Schatten lag ein Ziegenbock – war das jetzt der Prellbock?

An einem See in einem relativ kleinen Ort gab es einen schönen Uferweg mit einem Steg und Pavillon – auch mit EU-Mitteln gefördert. In einem Kleingarten wehte neben der polnischen auch die Europafahne – ob auch hier Fördermittel geflossen sind, war nicht ersichtlich 😉

So schön bequem und zügig wie auf der Bahntrasse konnte es ruhig weitergehen. Von wegen!

Erst ärgerte man uns mit einem Sand-Schotter-Weg neben der neugebauten Fernbahntrasse. Aber es sollte noch schlimmer kommen… Zunächst stärkten wir uns aber in einem kleinen Laden, wo zwei Frauen hinter einer Plexiglasscheibe emsig Teigtaschen formten. Und die hausgemachten Pierogi waren echt lecker!

Weiter ging’s aus der Stadt heraus. Zunächst führte der Weg gut abgetrennt neben der Straße entlang, aber dann kam es dicke: Ein Sandweg über den wir recht und schlecht schlingernd vorankamen, bis zu einer Brücke über das Flüsschen Ina – wir schickten Ina natürlich ein Foto und herzliche Grüße! Der Weg wurde danach nicht viel besser; ab hier gab es Lochspurplatten aus Beton, bis uns ein ruppeliger Asphaltweg davon erlöste. Die vielen Schlaglöcher auf dieser Nebenstraße wurden gerade von einem Arbeitstrupp geflickt: ein Lastwagen und ein Arbeiter, der mit einem Schwenkarm mit Schlauchstück ein Gemisch aus Teer oder Bitumen und Splitt in die Löscher füllte. Problematisch für uns, denn die scharfkantigen Splittsteinchen steckten dann in unseren Reifenprofilen fest. Damit sie sich nicht „reinarbeiten“ und evtl. für einen Platten sorgen konnten, mussten wir nach einer Splittstrecke oder einem frisch gestopften Schlagloch erst einmal die Steinchen von den Reifen pulen. Auch ging es jetzt stetig bis auf 133 m bergauf und immer wieder kurz runter und hoch. Einziger Trost bei allem war die wunderschöne Landschaft – Wälder und Wiesen – und die Störche, hoch oben im Nest oder auf der Wiese und sogar im Vorgarten!

Wir geben der Route darum als Bewertung „5 Störche“!

In Insko angekommen, erwies sich die Suche nach einer Unterkunft ganz unerwartet als Problem. Etliche Unterkünfte waren noch nicht saisonfertig, andere Vermieter waren noch nicht bereit oder vermieteten nicht mehr. Jürgen und ich waren schon auf dem Weg zu einer Freizeitanlage, als uns der Anruf ereilte: „Doro hat eine Unterkunft!“

Die Unterkunft entpuppte sich als ein Appartment in einem Neubau mit ganz moderner Technik: Codeschloss, Bewegungssensor im Bad und anderer Schnickschnack – aber alles noch ein bisschen unfertig. Birgit und Jürgen kauften im Dino-Supermarkt um die Ecke für das Abendbrot und das Frühstück ein, während ich mich schon mal an diese Zeilen setzte und Doro letzte Details mit dem Verwalter dieser Ferienimmobilie klärte.