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Moryn Barlinek [90 km]
Wir haben es tatsächlich gewagt! Trotz einer relativ kühlen Temperatur von gerade mal 10° haben wir uns vom schönen See locken lassen und sind vor dem Frühstück kurz hineingesprungen und ein Stückchen geschwommen. Herrlich – wenn man erstmal im Wasser war.
Das Frühstück war reichlich und lecker. Etwas ungewöhnlich war, dass es bis auf Bananenjoghurt nichts Süßes zu Essen gab.
Gut gesättigt schwangen wir uns auf die Räder und fuhren wieder in Richtung Bahntrassenradweg. Jedoch nicht durch die Stadt, sondern weiter am See entlang. Wir kam zu einer Ruine eines alten Gutshauses, das gerade baulich gesichert wird, mit dem Plan genug Geld einzutreiben, um das Haus zu rekonstruieren. Neben Konzerten gab es Anfang bereits eine Radtour zu diesem Zweck.
Wir kamen an einem idyllischen Zeltplatz am See vorbei. Die einzigen Gäste waren zur Zeit drei Caravanbesatzungen aus Brandenburg. Wir hofften am See weiter voran zu kommen, doch der Weg wurde immer enger. Durch den ersten umgestürzten Baumstamm konnten wir noch mit einigem Geschick durchkriechen, bei den nächsten mussten wir passen und den Weg zurückgehen. Einlagen solcher Art sind die Würze jeder Radtour – oder so?!
Bald kamen wir wieder zu unserer Bahntrasse und konnten nun sorglos bis Trzinsko Zdroj (Bad Schönflies) rollen und die Natur genießen: Vogelgezwitscher, das Quaken der Frösche, Kraniche, Raubvögel, Mohn- und Kornblumen, Margeriten, Lupine, blühende Sträucher….. Zum Glück gab es einen Rastplatz mit verschiedenen Tafeln, die u.a. auch über die Blumen- und Vogeluhr informierten. Trzinsko Zdroj ist ein kleines verschlafenes Städtchen, das von einer gut erhalten Stadmauer aus dem Mittelalter umgeben ist. Rathaus und Marienkirche stammen z.T. aus dem 13, Jahrhundert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die heilende Wirkung des hier vorhandenen Schlamms entdeckt und der Ort wurde zum Bad mit einem eigens erbauten Kurheim. Nach dem Krieg wurde der Kurbetrieb eingestellt und das Haus wurde für soziale Zwecke (u.a. als Altenheim) genutzt. Der Ort insgesamt hat kaum Kriegsschäden erlitten, so dass der historische Kern noch weitgehend erhalten ist. Auf dem Markt entdeckten wir ein kleines Café, das gerade öffnete. Es war inzwischen Mittagszeit und so aßen wir leckeren Krautsalat, Knoblauchbrot und Żurek (eine säuerliche Suppe mit Wurst und Ei – lecker!).
Inzwischen war es Zeit, dass wir voran kamen, denn uns stand ja noch eine ordentliche Strecke bevor. Nach einigen Kilometern war es mit der schönen Bahntrasse erstmal vorbei (weitere Bauarbeiten sind im Gang), so dass wir nun auf holprigen Dorf- und Kreisstraßen weiterfahren mussten. Dazu kamen einige (wenn auch kleine) Anstiege. Ein paar Abstecher zu Gutshausruinen machten wir trotzdem. Überall gab es Versuche, die Objekte zu sichern, zu verkaufen oder wiederherzustellen, aber diese waren noch im Anfangsstadium. Was will man in dieser dünn besiedelten Gegend auch mit diesen z.T. ausgedehnten Anwesen tun?
Wir fuhren holprig weiter und erreichten schließlich die Kreisstadt Myslibórz. Der Verkehr erschien uns sehr stark, aber das kam uns nach der ruhigen Strecke vielleicht auch nur so vor. Auch diese Stadt hatte eine gut erhaltende Stadtmauer, ein paar Stadttore, ein schönes Rathaus und einige hübsche Gebäude inkl. Kirchen. Der Marktplatz wird gerade umgebaut und es war sehr laut. Eigentlich hatten wir uns auf ein hübsches Café mit Kaffee und Kuchen gefreut, aber davon war weit und breit keine Spur. So holten wir Kuchen aus der Konditorei bzw Eis aus dem Supermarkt und verzehrten diese auf eine Bank hinter der Kirche.
Und schon ging es weiter, denn bis Barlinek waren es noch über 30 km, ein Stück ging es auf dem Bahntrassenweg mit Umweg, um über die Autobahn zu kommen. Dann kamen wieder kleine Straßen und sogar ca. 1 km auf der Fernverkehrsstraße Richtung Stettin, glücklicherweise mit breitem Randstreifen, aber auch viel Verkehr, vor allem LKWs. Hinter Sulimierz ging es wieder auf die Bahntrasse. Wir traten nochmal ordentlich in die Pedale und erreichten nach über 90 km Barlinek, unser heutiges Etappenziel. Der Ort (historischer name: Berlinchen) wurde einst als „Perle der Neumark“ bezeichnet und gilt heute als Hauptstadt des Nordic Walking. Mit dem See und der herrlichen Natur rundherum ist der Name wohlverdient. Jürgen hatte in der Willa Burowski zwei Zimmer vorgebucht. Es ist alles neu und sehr schön eingerichtet, sogar mit Balkon mit Seeblick. Mal sehen, ob wir morgen auch so mutig sind wie heute…
Nachdem wir uns etwas akklimatisiert und frisch gemacht hatten, zogen wir nochmal los. Radfahren macht schließlich hungrig. Jürgen und Doro waren schon mehrmals hier gewesen und kannten ein tolles Restaurant. Die Alte Galerie war mit Bildern und etlichen Antiquitäten dekoriert. Und es hat sich gelohnt: nicht nur die Pilzsuppen sondern auch Schnitzel und Dorsch waren hervorragend! Noch ein kurzer Spaziergang durch den Ort vorbei an Wasserfontänen mit Farbenspiel und ein Stück am Seeufer entlang.