no images were found
Göteborg-Kungsbacka
67,1 km
Heute nun war es endlich soweit: der erste volle Tag im Sattel! Wegen der Zeitreise in unserem Hotel mit historischem Ambiente hatte ich befüchtet, die im Konferenzraum abgestellten Fahrräder könnten zu Hochrädern mutiert sein – zum Glück nicht! So schwangen wir uns nach einem – wichtig! – guten und reichlichen Frühstück auf die Räder und machten uns auf den Kattegattleden (Kattegattradweg). Der Startpunkt lag am Bahnhofsplatz, also direkt vor unserem Hotel. Auf dem Weg aus der Stadt konnten wir noch einen Blick auf das Palmenhaus im Park des Gartenvereins (Trädgårdsförenigen) werfen – eine Reminiszenz an den Crystal Palace in London. Wie gewohnt ging es sicher auf zweispurigen Radwegen mit eigener Ampel voran. Der Weg führte ans Wasser vorbei an den Fährterminals gegenüber dem Hafen von Göteborg, wo wir noch einmal einen Blick auf die Kräne, Containerstapel und die riesige Brücke wie bei unserer Ankunft werfen konnten. Apropos Ankunft: Gerade um 09:00 Uhr lief die Fähre der Stena-Line von Kiel ein; in einer Viertelstunde würde sie am Terminal anlegen. Es war die Germanica – das Schwesterschiff der Scandinavia, mit der wir gestern um die gleiche Zeit angekommen waren. Unter der großen Fernstraßenbrücke liegt das Kulturzentrum Klippan mit Kunsthalle und Veranstaltungsort. Aber es war „noch zu früh für Kultur“;-) Die Route führte jetzt vom Wasser weg ins Land hinein, eigentlich immer gut ausgeschildert – bis auf eine Ausnahme! Gut dass wir den Track auf dem GPS-Gerät hatten, so kamen wir gut wieder auf den richtigen Weg. Über Brücken und Unterführungen schlängelten wir uns an Schnellstraßen entlang und wurden sicher an großen Straßenkreuzungen und Auf- und Abfahrten vorbeigeführt. So rollten wir zügig voran, aber auch mit der einen oder anderen „Bergwertung“ Von zeitweise -1m kletterten wir teilweise auf atemberaubende 33m. Und dann ging es wieder an der Küste entlang mit Blick auf die Schären- und Küstenlandschaft und Yachthäfen. Farbtupfer vor dem blauen Wasser waren die kleinen „Angelhäuser“ auf Stelzen oder Betonfundamenten.
Wieder auf der „Landroute“ durchfuhren wir das eine oder andere Waldstück. Wiesen und Siedlungen – klischeehaft nur mit Holzhäusern bebaut, auch bei neuen Stadtrandsiedlungen auf der grünen Wiese. Wieder bergauf, bergab. Die erste Rast war schon eine Weile her, es war nach 11:00 Uhr und wir hatten schon mehr als ein halbes Tageskilometerpensum hinter uns – kein Wunder dass wir schon ein wenig Mittagshunger verspürten. Allein, es war kein Restaurang (ja, so schreibt man es auf Schwedisch) am Wegesrand zu entdecken. Erst in Onsala kamen wir an einem Café vorbei (nach inzwischen 52 km), wo allerdings alle warmen Gerichte wie Lasagne und Pasteten schon ausverkauft waren. Also Sandwich und eine große Tasse Tee, gefolgt von einem Stück Apfelkuchen.
Hatten wir bis kurz vor Onsala noch die Sonne genießen können, mit nur wenigen Tropfen, ging nun der bereits für 11:00 Uhr angesagte Regen in dicken Strippen auf uns nieder. Also ein Fall für Regenjacke, Regenhosen und Gamaschen! Der Regen hatte bereits während unserer Pause eingesetzt. Bis Kungsbacka waren es nur noch maximal 15 km, aber danach kam lange kein Ort mit Unterkunftsmöglichkeit. Der anvisierte Zeltplatz lag noch weitere 30 km entfernt und erschien uns angesichts des Dauerregens bis in die Nacht hinein wenig erstrebenswert. Kapitulation! Das einzige Hotel in Kungsbacka gebucht, mit der Aussicht auf besseres Wetter morgen früh. Die letzten Kilometer radelten wir nun wirklich in strömendem Regen, schade eigentlich denn die Strecke war stellenweise noch einmal sehr schön. Am Hotel schlüpfte ich erst einmal aus den triefnassen Regenklamotten – ich hatte ohnehin schon den Rezeptiontresen vollgetropft. Die Fahrräder kamen wieder in einen Konferenzraum, diesmal mit untergelegten Plastikplanen.
Nachdem wir uns im Hotelzimmer „trockengelegt“ hatten ließ der Regen überraschend nach. Also konnten wir doch noch einen kleinen Spaziergang durch Kungsbacka unternehmen. Einige Straßenzüge waren von hübschen Holzhäusern gesäumt, etliche mit kleinen Cafés, Kneipen oder Matsalen (Speisenrestaurant). Aber montags waren viele „stängt“ (geschlossen). So landeten wir doch im Restaurant im Hotel mit einem überschaubaren aber nettem – und wie wir feststllen konnten – leckeren Speisenangebot.
Ach, eine kuriose Entdeckung hatten wir noch gemacht: Am Flüsschen gab es einen „Kajakomat“: In einem Regal lagen mehrere Kajaks, die angekettet und mit einem Zahlenschloss gesichert waren – wahrscheinlich online zu buchen.