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Lyon – Vienne (42,8 km)
Heute kamen wir erst relativ spät los. Grund dafür war auch die Entscheidung, sich von unserer Sicherheitsvariante – der Zeltausrüstung – zu trennen und diese bereits per Post nach Hause zu schicken. Nach unserer bisherigen Erfahurng auf dieser Tour sind die festen Unterkunftsgelegenheiten genauso gut vertreten wie Campingmöglichkeiten, entweder beide da oder nicht da, manchmal eben ohne Gelegenheit zum Abendessen (siehe vorgestern). Also packte ich alles (einschließlich Wäsche) in einen unserer "Flugsäcke" und ging zur Post, die sich nach meinen Recherchen im Internet (la poste) und Nachfrage an der Rezeption in der gleichen Straße wie unser Hotel befand. Im Hotel war leider kein Karton verfügbar aber dort hätte man alles da. Der Blick auf die ausgestellten Postversandkartons sagte mir gleich: damit wird das Nichts. Zum Glück holte der Postangestellte auf meine Nachfrage ob es auch noch "plus grand" gäbe, eine XXL-Box aus dem Lager. Aber selbst das wurde eng. Der Postangestellte half mir sogar beim Falten und Zusammendrücken. Alles sicherheitshalber nochmal mit Packband zugeklebt, Paketaufkleber und weg damit (zum stolzen Preis von 59 Euro plus 2 Euro Verpackung).
Schnell zum Hotel zurück und umpacken, Birgit hatte schon ihren Beitrag für gestern fertig geschrieben und war abmarschbereit. Zum Glück lag ja der Radweg vor unserer Haustür. So angenehm die Fahrt nach Lyon hinein gewesen war, so unangenehm wurde es aus Lyon heraus. Irgendwie hatten wir den Eindruck, dass die Stadt zwar gern Touristen willkommen heißt, sie aber ungern wieder ziehen lässt. Wir kamen noch einmal am "Confluence" vorbei, aber dann wurde es verwirrend, ungemütlich und stressig. Die Route war hier nur selten beschildert – sie war einfach noch nicht ausgebaut. Um uns vielbefahrene Straßen soweit wie möglich zu ersparen, wurden wir über Nebenstraßen in den Vororten geführt, der Nachteil: ein ewiges Bergauf und Bergab! Die Gelegenheit, beim Bäcker und gegenüber beim Fleischer Notvorräte fürs Picknick einzukaufen ließen wir uns nicht entgehen. Bei Lidl füllten wir unsere Wasservorräte wieder auf, als wir wieder einmal an einer größeren Straße, allerdings mit Radweg entlangfuhren. Ein Picknick legten wir in einer Nebenstraße auf einem ruhigen schattigen Platz unweit einer Kirche ein. Zunächst etwas Brot mit "Strasburger" Würstchen – eine Art Wiener, quasi als Vorbote unseres nächsten Ziels "Vienne". Auf dem weg nach Vienne konnten wir auch mal wieder einen Radweg an der Rhone entlang genießen. Direkt am Radweg, zwischen Saint-Roman-en-Gal und Sainte-Colombe lag das Musée Gallo-Romain. Größter Fundus des Museums ist das ausgedehnte Ausgrabungsgelände hinter dem Museum wo im wesentlichen anhand der Grundmauern und einiger besser erhaltenen Gebäude- und Straßenreste, das Leben in diesem wichtigen Handelszentrum des römischen Galliens wieder lebendig wird. Beindruckend ist vor allen die Vielzahl unterschiedlichster römischer Mosaiken und Wandmalereien, die in der Dauerausstelliung im modernen, gläsernen offenen Museumsbau zu sehen sind. Noch spannender war es ja zu erleben, wie die Einwohner von Vienne (nun auf dem gegenüberliegenden Rhone-Ufer) mit und in den römischen Hinterlassenschaften leben. In einer kleinen Grünanlage mit Mauerresten, Stufen usw. sitzen Mütter mit Kindern, Jugendliche. Die Reste des römischen Theaters bilden den Vordergrund des (zugegeben nicht sehr schönen) neuen Theaters und sind alljährlich Schauplatz des Jazzfestivals. Der größte in Frankreich noch erhaltene römische Tempel, der Ausgustustempel, ist umgeben von Carree aus mitelalterlichen und jüngeren Häusern und davor sitzen die Leute im Freien vor einer Kneipe "du Temple". Auch auf alte Bauten der nachrömischen Zeit trifft man beim Gang durch Gassen und Straßen im alten Stadtzentrum: alte Türme und Stadtmauern, Fachwerk, die Kathedrale Saint-Maurice und das archäologische Museum in einem alten romanischen Kirchbau aus dem 12.-16. Jh. Da es weiter auf der Strecke nur spärlich Unterkünfte gab, hatten wir uns nämlich in Vienne im "Grand Hotel de la Poste" eingemietet und hatten somit reichlich Zeit für einen Stadtspaziergang mit Restaurantbesuch. Nach eingehender Sondierung entschieden wir uns für ein offensichtlich auch von Einheimischen gern besuchtes Restaurant um die Ecke von unserem Hotel, so dass der Weg zur verdienten Nachtruhe nicht mehr allzu weit war.