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Vertrieu – Lyon (67,5 km)
Nach einem gemütlichen französischen Frühstück ging es wieder los. Die heutige Etappe war übersichtlich, wir hatten etwas Zeit für eine Stadtbesichtigung in Lyon eingeplant. Zuerst warfen wir noch einen Blick auf das alte Schloss und die Kirche von Vertrieu. Dann ging es zurück auf die Route. Ein paar Kilometer sollten über eine stark befahrene Straße führen. Darauf hatten wir nicht so recht Lust. Zum Glück gab es eine Alternative, auch wenn die Nebenstraße ziemlich holprig war. Kurz hinter La Balme kamen wir wieder auf die normale Strecke, obwohl die hier als provisorische Streckenführung ausgeschildert war. Ja, die Ausschilderung: Bisher konnten wir nicht klagen, die Schilder waren zahlreich und eindeutig aufgestellt, so dass wir mit unserer Bikelinekarte ohne zusätzliche Hilfe sehr gut klar kamen. Doch heute machte sich das GPS wirklich bezahlt. Stellenweise gab es überhaupt keine Schilder und auch auf der Karte war eine Straße als asphaltiert ausgewiesen, die aber nur ein sehr steiniger Waldweg war. Kein Wunder, dass ich daran vorbeifuhr. Ich hatte sie einfach nicht für voll genommen und es rollte so schön bergab. Aber es half nichts: wir konnten der Schotterpiste nicht ausweichen. Aber wenigstens mussten wir nicht auf der Hauptstraße fahren. Das war hier überhaupt kein Vergnügen. Die knapp 2 Kilometer bei Chavanoz hatten das deutlich gemacht. Ab und an gibt es schon einen rücksichtsvollen Autofahrer, aber vor allem die LKWs fahren gnadenlos eng vorbei, so dass man das Gefühl hat, man müsste gleich in den Straßengraben fahren. Glücklicherweise ging alles gut. Und bald führte die Route auch wieder direkt an die Rhone. Nun ging es über 20 km direkt bis ins Zentrum von Lyon immer auf einem separaten Radweg direkt am Ufer entlang. Zunächst kam eine Seenlandlandschaft mit Naturpark und Badestellen. Ein herrliches Naherholungsgebiet für die Lyoner. Wir machten eine kurze Picknickpause – ein paar Kekse, etwas Käse, getrocknete Mangos und Nüsse mussten reichen. Im Grand Parc wurden gerade noch die Reste von einer Großveranstaltung abgebaut. Außer der einen oder anderen Brücke und mal ein Stück einer dichtbefahrenen Straße in der Nähe bekamen wir gar nicht mit, dass wir schon fast im Zentrum der zweitgrößten Metropole Frankreichs waren. Nun mussten wir nur noch die richtige Ausfahrt erwischen bei der Pont Wilson und schon waren wir an unserem Hotel. Dank Steffens Verhandlungskünsten konnten wir auch diesmal unsere Räder kostenlos parken. Wir bezogen unser Zimmer in der 5. Etage, machten uns schnell stadtfein und gingen los, die Stadt zu erkunden. Über die bereits erwähnte Brücke ging es ins Zentrum. In der Fußgängerzone gönnten wir uns erstmal ein leckeres Eis. Als wir am Touristenbüro vorbeikamen, erkundigten wir uns nach einer Stadtrundfahrt, aber für heute gab es nur noch eine Hop-on-hop-off-Tour, so dass wir eigentlich nicht so richtig was davon gehabt hätten. Doch zum Glück gab es auch eine einstündige Bootstour auf der Saone, die hier in Lyon in die Rhone mündet. Wir genossen es, einfach mal gefahren zu werden und so einen Blick auf die Stadt zu erlangen und etwas über ihre reichhaltige Geschichte zu erfahren. Beeindruckt waren wir nicht nur von den Kirchen, Kathedralen und alten Mauern, sondern auch vom neuen Stadtviertel Confluence, das am Ende der Halbinsel am Zusammenfluss gebaut wurde und ähnlich wie die Hamburger Hafen City interessante Architektur und nachhaltige Bebauung aufweist. Auch die Lyoner haben Humor, wenn es darum geht, Spitznamen für Gebäude zu finden, so heißt ein orangefarbenenes Bürogebäude "Käsestück" und ein grünes mit zwei großen Einbuchtungen, über die Tageslicht ins Innere kommt "Anspitzer". Besonders beeindrucktend ist das Museé des Confluences, das an seinem Erscheinen nach an ein Raumschiff aus einer anderen Galaxie erinnert und sich mit den Themen woher kommen wir (Naturgeschichte) und wohin gehen wir (Zukunftsforschung) beschäftigt.
Nach der Bootstour ging es in Richtung Altstadt. Um zur Kathedrale Saint Jean zu kommen, mussten wir über alte Mauern aus der Römerzeit steigen. Leider wird die Kathedrale gerade restauriert, so dass nur ein Teil zu sehen ist. Beeindruckend sind vor allem die astronomische Uhr (die aber nicht mehr funktioniert) und die Rosettenfenster. Weiter gings zur Zahnradbahn, die uns zum gallo-römischen Museum bringen sollte. Sie fährt durch einen Tunnel, so dass nichts zu sehen war. Das Museum selbst war zwar schon geschlossen, aber man konnte einfach so über das Gelände spazieren oder auch kraxeln, denn im Amphitheater ging es mächtig steil bergauf. Man gewann auf jeden Fall einen Eindruck, wie das antike Lugdunum ausgesehen haben könnte. Von oben hatte man außerdem einen phantastischen Blick auf die Stadt. Dann ging es noch ein wenig höher zur hoch über der Stadt thronenden Basilika Notre-Dame de Fourvière. Ein beeindruckendes Gebäude allemal, mit unzähligen in Stein gemeißelten Figuren und Symbolen außen. Drinnen ist sie sehr dunkel, reich verziert mit Gold und Edelsteinen. Wenn man das sieht, mag man gar nicht glauben, dass die Kirche erst 1870 gbaut wurde. Wir waren schnell wieder draußen, genossen noch einmal den Blick von der Terrasse auf die Stadt und gingen dann in Serpentinen durch den Garten in die Altstadt. In dem hübschen Restaurant Le Comptoir du Boeuf genossen wir unter freiem Himmel umgeben von alten Gebäuden ein leckeres Abendessen mit einem Weißwein aus der Region. Noch ein gemütlicher Spaziergang zurück zum Hotel und damit war auch dieser Urlaubstag zu Ende.