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23.05.2018
Carmel Head und Beaumaris
Nach den Strapazen des gestrigen Tages wollten wir es heute ruhig angehen. Wir genossen erstmal ein gemütliches Frühstück auf der Terrasse und sahen uns im Wanderführer mögliche Routen an. Nach den Bergen entschieden wir uns für eine leichte Küstenwanderung im Norden der Insel Angesley. Wir fuhren also nach Cemaes zum Parkplatz Tyn Llan. Dieser war irgendwie nicht so recht zu finden. Wir kamen schließlich zu einem Parkplatz für Wanderer, der ca. 2 km von der geplanten Route entfernt lag, doch es gab einen schönen Küstenweg dorthin. Dann war es halt keine drei-, sondern eher eine vierstündige Wanderung. Am Einstieg "unserer" Route bogen wir erstmal vom Küstenpfad auf einen Inlandweg ab. Wir passierten zahllose Weidetore und Weiden und kamen schließlich zur Mynachdy Farm. Hier herrschte richtig Betrieb: Gras wurde eingefahren und eingelagert. Der Wanderweg führte quer über das Gelände der Farm. Für uns etwas ungewöhnlich, aber hier wird man einfach freundlich gegrüßt. Eine Weile folgte der Wanderweg dem Radweg Nr. 566. Wir stellten fest: Wenn man hier radeln will muss man Berge und Wind lieben, ansonsten könnte es leicht zur Qual werden. Ich glaube nicht, dass Nordwales mal Ziel für eine Radtour wird.
Wir wanderten durch die hügelige, ausgedehnte Landschaft. Außer uns und zwei Farmtreckern keine Menschenseele. Schließlich näherten wir uns wieder der Küste. Von einem beschaulichen Wanderweg konnte nicht die Rede sein. Es ging steil runter und wieder hoch, auf einem Abschnitt bedrohlich dicht an steilen Klippen entlang. Doch die Ausblicke waren atemberaubend. Auf einer nahegelegenen Insel strahlte ein weißer Leuchtturm vor dem blauen Meer und die Küste selbst ist zerklüftet mit steil ins Meer fallenden Felsen. Überall blüten rosa und lila Steinnelken, Glockenblumen, Gänseblümchen und Butterblumen. An einer geschützten Ecke blühten sogar noch wilde Primeln. Der Weg oder besser: Küstenpfad war nur selten zu erkennen. Eigentlich darf man hier den Küstenpfad nicht verlassen, doch was soll man machen, wenn man keinen solchen Pfad erkennen kann? Wir wanderten quer über die Wiesen und waren froh, dass wir unser Garmin dabei hatten, um immer mal wieder zu sehen, wo sich der Pfad eigentlich befindet. Eine tolle Wanderung! Der Wind blies kräftig. Da waren wir froh, als wir ein windgeschütztes Plätzchen für ein kleines Picknick fanden. Frisch gestärkt ging es weiter. Nicht überall gab es Weidetore. Manchmal waren einfach Elektrozäune gespannt, da mussten wir aufpasseb, dass wir keine "gewischt" bekamen, was uns auch fast immer gelang. Wir kamen noch an einer kleinen Kirche mit Friedhof vorbei. Dann ging es nochmal durch eine Farm. Die Hunde waren von unserem Besuch nicht so begeistert und bellten laut, aber glücklicherweise waren sie im Zwinger. Gegen 3 kamen wir schließlich zu unserem Auto zurück, geschafft, aber auch entspannt und gut gelaunt. Nun ging es zum kulturellen Teil des Tages, zur Burg Beaumaris. Bis dorthin waren es zwar nur ca. 40 km, aber bei den engen Straßen brauchte man schon fast eine Stunde. Die Burg Beaumaris (Beaumaris Castle) gehört wie die Burg Conwy zum eisernen Ring der Burgen Edwards I. Eigentlich sollte sie das Glanzstück der Burgen werden. Die Einheimischen wurden zwangsumgesiedelt um dem Burgenbau Platz zu machen. Handwerker und Arbeiter kamen aus England, manche freiwillig, andere waren zwangsrekrutiert worden. Anfangs ging der Bau schnell voran, doch dann wurde das Geld knapp und Edwards Konflikt mit den Schotten führte schließlich dazu, dass Beaumaris den Ruf der perfekten Burg, die nie gebaut wurde, erwarb (the perfect castle never built). Vielleicht taugt dieser Slogan ja auch für den BER – the perfect airport never built….
Obwohl unvollendet bietet Beaumaris doch einiges. Wir wanderen auf der Außenmauer entlang und wurden dabei ziemlich unwirsch von einer Möwe angekreischt, die hier offensichtlich brütete, stiegen auf einige der zahlreichen Türme, sahen in enge Räume, gingen durch dunkle Gänge und konnten immer wieder Blicke auf das Meer und das gegenüberliegende Festland werfen. Ein besonderer Raum der ganzen Anlage ist sicher die Kapelle. Jetzt ist sie zwar in helles Beige gekleidet, aber mit etwas Fantasie kann man sich gut vorstellen, wie sich das Licht durch die prunkvollen bunten Glasfenster auf den Wänden gespiegelt haben muss. Zum Abschluss der Besichtigung sahen wir noch einen kurzen Film über die Geschichte der Burg.
Wir bummelten ein bißchen durch den hübschen Ort und kehrten schließlich in das Pier House ein, um ein frühes Abendbrot zu genießen. Fischpie und Muscheln aus der Menai Strait schmeckten auch ganz vorzüglich.
Der Rückweg führte an der Küste entlang. So sahen wir nochmal die Pier von Bangor und fuhren über die Menai Bridge, eine 177m lange Hängebrücke des schottischen Architekten Thomas Telford, die nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1825 für einige Jahre die Brücke mit der größten Spannweite in der Welt war.
Gegen halb acht erreichten wir dann wieder unser Cottage. Wir genehmigten uns noch ein leckeres Erdnusseis als Nachtisch und ließen dann mit Schreiben und Lesen den abend ausklingen.