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21.05.2018
Bodnant Garden
Auf diesen Tag habe ich mich lange gefreut. Als ich vor einiger Zeit bei Gardener's World einen kurzen Bericht über Bodnant Garden gesehen habe, war klar: da muss ich hin… und ich kann es vorweg nehmen – dieser Garten ist eine Reise wert!
Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Laut Navi waren es nur 17 Meilen, also ein Katzensprung. Gegen 10.00 waren wir da. Die Tatsache, dass bereits 2 Leute die Autos auf die Parkplätze einwiesen, machte deutlich, dass Bodnant Garden eine Touristenattraktion ist, vor allem für ältere Leute. Das ist wirklich erstaunlich, denn die Wege sind keineswegs einfach. Das macht aber auch die Anziehungskraft dieses wunderbaren Gartens aus. Es geht bergauf und bergab, mehrere Bäche und Wasserläufe mit zahlreichen Wasserfällen sorgen immer wieder für neue Ausblicke. Es fing schon toll an, mit einem mit Goldregen bewachsenen Laubengang aus dem Jahre 1881, der gerade anfing zu blühen und bereits etwas von der Pracht erahnen ließ, die sich hier in den nächsten Wochen zeigen wird. Doch auch sonst hatten wir einen wunderbaren Zeitpunkt gewählt – Azaleen und Rhododendren standen in voller Blüte – ein leuchtendes Farbenmeer, das Wege und Hänge säumte und an dem man sich einfach nicht sattsehen konnte. Ein paar der riesigen Magnolienbäume hatten ebenfalls noch Blüten. Bodnant Garden wurde 1875 von dem englischen Industriellen Henry Pochin um Bodnant Hall angelegt. Das Haus befindet sich noch in Privatbesitz und ist nicht zugänglich, aber es bildet eine herrliche Kulisse für die formal gestalteten Gärten mit weitläufigen Terrassen und Rosen- und bunten Blumenbeeten. Hoch über dem Flusstal steht das Gebäude "The Poem", wohl eine Grabstätte der Familie – ein wunderbarer Ort für die letzte Ruhestätte. Auch zwei alte Mühlengebäude sind gekonnt in die Landschaft eingebettet. Beim Furnace Wood befinden sich Aussichtspunkte, die einen herrlichen Blick in die Umgebung bieten. Wir nahmen uns Zeit und blieben öfter auf einer der zahlreichen Bänke sitzen, um den Vögeln zu lauschen und die Landschaft auf uns wirken zu lassen. Nach etwa vier Stunden hatten wir zwar immer noch nicht alles gesehen, aber doch einen umfassenden Eindruck gewonnen. Der Shop am Ausgang bot neben den üblichen Souvenirs, Bildern und Kunstgewerbe örtlicher Künstler auch verlockende tolle Pflanzen, doch da konnten wir eh nichts mitnehmen.
Unser nächstes Ziel war Conwy Castle, also die Burg Conwy. Die Fahrt dorthin erwies sich als etwas abenteuerlich, da die Straße offensichtlich gerade gesperrt war. Wir standen eine Weile um Stau und so nach und nach wendeten alle Fahrzeuge. Also machten wir es ihnen nach und fuhren über kleine Bergstraßen zu unserem Ziel. Wir fanden einen Parkplatz direkt an der alten Stadtmauer. Diese wurde wie die Burg Ende des 13. Jahrhundert errichtet. Sie ist noch sehr gut erhalten und man kann zu drei Viertel auf ihr um das Städtchen spazieren. Unser ersten Ziel war die Burg. Zuerst gönnten wir uns jedoch erstmal ein leckeres Eis aus walisischer Produktion. Die Burg wurde von Edward I gebaut und ist Teil des "eisernen Rings" aus insgesamt neun Festungen, mit denen die Waliser in Schach gehalten werden sollten. Die Burg Conwy verfügt über acht mächtige Türme, von denen aus man alle Himmelsrichtungen gut überblicken kann. Die meisten dieser Türme kann man noch besteigen und damit den wunderbaren Ausblick auf die Bucht und die umliegenden Berge genießen. Obwohl nur noch die steinernen Teile der Burg erhalten sind, kann man einen guten Eindruck gewinnen, wie es hier wohl zugegangen sein mag. Man sieht unter anderem den Königsaal, die Gemächter des Königs, die Kapelle, den Küchen-, den Lager- und den Bäckereiturm. In Schach hielten König Edward I zumindest einen Winter lang die Waliser; außerdem gingen langsam die Biervorräte zur Neige – kein fröhliches Weihnachten.
Auch das Städtchen Conwy ist sehr sehenswert. Es gibt hübsch rekonstruierte Häuser mit kleinen Geschäften. Sehenswert sind auch die 1848 von Thomas Telford gebaute Hängebrücke, die heute nur noch für Fussgänger und Radfahrer zugelassen ist, sowie die von Stephenson errichtete Eisenbahnbrücke, eine sogenannte Tunnelbrücke, da sie rundum mit Metall verkleidet ist. Es ist die einzige dieser Art, die in Großbritannien noch erhalten ist.
Zum Abschluss unseres Rundgangs kehrten wir in ein Fish and Chips Restaurant ein – Archway, nette Atmosphäre, interessantes Design (aus Europaletten und Holz jeder Form) und einer sehr freundlichen Kellnerin, die jeden ihrer Gäste mit lovey, honey, darling oder ähnlichen Koseworten bedachte.
Für den Rückweg nahmen wir die landschaftlich schöne Strecke über den Sychnart Pass. Es boten sich tolle Ausblicke, doch die Straße war sehr eng und bei Gegenverkehr ziemlich abenteuerlich. Wir erreichten unser Cottage unversehrt und können jetzt den Tag bei einem Bier bzw. Cider und einem Feuerchen Revue passieren lassen.