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06.02.16
Tongariro National Park
 
Nach einem gemütlichen Frühstück, bei dem wir mit unserer Wirtin über Neuseeland (heute ist Waitangi Day der Nationalfeiertag), das Reisen und alles Mögliche plauderten, fuhren wir in den Nationalpark, oder genauer gesagt zum Parkplatz in der Mangatepopo Road, der Ausgangspunkt für die Tongariro Alpine Crossing ist. Diese Wanderung gilt als eine der spektakulärsten Tageswanderungen auf der Nordinsel und ist daher auch entsprechend gut besucht. Aufgrund der schlechten Wettervorhersage war es nicht möglich, ein Shuttle zu buchen, um vom Endpunkt, wo man normalerweise sein Auto abstellt zum Anfangspunkt zu fahren. Die Shuttle-Unternehmen seien sehr vorsichtig bei schlechtem Wetter. Denn sollte etwas passieren und eine Rettung nötig werden, werden sie nach neuseeländischem Recht zur Verantwortung gezogen, weil sie die Leute auf den Weg geschickt haben. Auf Anraten unserer Wirtin parkten wir unser Auto am Anfangspunkt und wanderten los. Das Wetter war nicht so schlecht, wie es gestern vorhergesagt worden war und es waren auch jede Menge Leute unterwegs, die z.T. auch mit Bussen gebracht wurden. Wir hatten uns inzwischen entschieden, den Weg bis zum höchsten Punkt, dem Red Crater zu gehen, einen Blick auf die Emerald Lakes (grünen Seen) zu werfen und denselben Weg zurück zu nehmen. Sollte das Wetter schlechter werden, könnte man ja umkehren. Wir waren auf alles vorbereitet, hatten Regenjacken und -hosen, ein Erste-Hilfe-Set und natürlich Wasser, Obst, Brot, Nüsse etc. dabei.
Zunächst führte ein gut ausgebauter Weg durch das Mangatepopo-Tal. Dem gleichnamigen Fluss folgend ging es langsam bergauf. Rechts und links war das Tal von grasbewachsenen Bergen begrenzt. Im Tal wuchs das typische Tussockgras, aber auch kleine Pflanzen mit und ohne Blüten, wie wir sie aus Steingärten kennen, dazwischen immer wieder gelb und rötlich leuchtende Flechten. Je weiter wir gingen, desto mehr dunkle Lavatrümmer in merkwürdigen Formen sahen wir. Hinter dem Abzweig zur Mangatepopo-Hütte wurde die Landschaft allmählich bizarrer. Der Weg führte nun über lange Strecken auf Holzbohlen über den Fluss (oder besser: Bach) und das ihn umgebende Feuchtgebiet. Rechts vor uns lag der Mount Ngauruhoe im Nebel, so dass wir nur dessen schwarze erstarrte Lavaströme sahen. Im Film "Herr der Ringe" ist dies übrigens der Mount Doom. Auf der linken Seite lagen die Soda Springs. Es gab noch einmal ein paar Toilettenhäuschen, deren Nutzung sehr sinnvoll war, denn es gab weit und breit nichts, wo man sich hätte verstecken können – von den negativen Auswirkungen auf die Umwelt bei fast 1000 Wanderern zur Hochsaison ganz zu schweigen.
Nun ging der Aufstieg so richtig los. Zunächst kam nochmal ein Warnschild, wo abgefragt wurde, ob man Wanderschuhe, Regensachen, Erste-Hilfe-Zeug, Wasser, Essen, gute Kondition hat. Wenn man eine dieser Fragen mit "nein" beantwortet hat, sollte man ernsthaft überlegen umzukehren, da jetzt der alpine Abschnitt der Wanderung beginnt. Über die Giant's Staircase (steile, extra angelegte Treppen) ging es nun zum Mangatepopo-Sattel (1660 m). Dabei kam man schon mal ordentlich ins Schnaufen. Ein Schluck aus Wasserflasche und ein Blick ins Tal und weiter ging es. Obwohl die Wolken ziemlich tief hingen und der Sattel manchmal gerade noch so zu sehen war, hatten wir einen tollen Blick nach unten, wenn auch nicht allzuweit in die Ferne. Je höher wir kamen, desto bizarrer wurde die Landschaft. Die erstarrte Lava war nicht nur schwarz, sondern zum Teil auch rötlich wegen des hohen Eisengehalts. Ein weiteres Schild verwies darauf, dass es sich bei den umliegenden Bergen um aktive Vulkane handelt und gab Verhaltensregeln im Falle eines Ausbruchs. Ein Wegweiser nach rechts zeigte auf den noch immer wolkenverhangenen Mt. Ngauruhe. Unser Weg führte über den völlig platten und etwas trostlos wirkenden Südkrater. An dessen Rad ging es nur noch einmal steil bergauf, an einigen Stellen waren sogar Seile bzw. eine Kette angebracht, die bei Nässe und glitschigem Boden Halt bieten sollten. Ansonsten führte der gut markierte Weg über Lavasteine und forderte einige Trittsicherheit. Inzwischen waren wir in den Wolken angekommen. Zunächst sahen wir vom Red Crater (Roten Krater) gar nichts – alles in weißgraue Wolken gehüllt. Doch plötzlich ging der Wolkenvorhang zu Seite und man konnte in den Krater hineinblicken – tiefrote und graue Wände waren zu sehen. Nach einem weiteren kurzen Aufstieg hatten wir den höchsten Punkt und unser heutiges Ziel erreicht (1886 m). Als die Wolken noch einmal für kurze Zeit zur Seite wichen, konnten wir auch die Emerald Lakes (grünen Seen) und etwas weiter hinten den Blue Lake (Blauen See) sehen, die trotz des trüben Wetters wirklich in diesen Farben leuchteten. Wie spektakulär mag das erst bei Sonnenschein aussehen. Wir erhaschten auch noch einen Blick ins Tal, doch dann kamen die Wolken zurück und es wurde merklich kälter. Wir zogen die Regenjacken an und begannen mit dem Abstieg. Für einen Moment überlegten wir, noch den Abstecher zum Gipfel des Mt. Tongariro (3 km, 1,5 h hin und zurück) zu machen, doch nachdem wir vielleicht 100m gegangen waren, zeigte sich, dass der Wind und die Wolken dafür einfach zu stark waren und wir brachen ab. Der Abstieg ging vielleicht ein klein wenig schneller, dafür mussten aber die Knie mehr leiden. Obwohl wir denselben Weg gegangen waren, hatten wir nun eine ganz andere Perspektive und sahen viele Dinge, die uns beim Aufstieg gar nicht aufgefallen waren. Naja, da waren wir auch darauf konzentriert nach oben zu kommen. Wir bestaunten noch einmal die eigenartigen Formen der erstarrten Lava und die vielen kleinen Blumen, Flechten und Moose. Vor allem der gemächlich ansteigende bzw. jetzt hinabführende Weg kam uns wesentlich länger vor. Es gab nochmal einen ordentlichen Regenschauer, aber dann schien sich das Wetter zu bessern.
Gegen dreiviertel 3 erreichten wir wieder den Parkplatz und fuhren zurück zu unserem B&B. An der Tankstelle holten wir noch ein paar Kekse für den Nachmittagstee. Und dann ging's erstmal unter die Dusche. 
Von unserer Unterkunft hatten wir jetzt einen klaren Blick auf den gegenüberliegenden Berg und den dahinter liegenden schneebedeckten Gipfel des 2797 m hohen Mt. Ruapehu.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Schreiben und weiteren Reiseplanungen, bevor es zum wohlverdienten Abendessen ging.