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02.02.16
Napier – Tolaga Bay
 
Nachdem wir gefrühstückt und das Auto gepackt hatten, ging ich noch den Schlüssel abgeben. Wie üblich wurden wir auch hier nach unseren weiteren Reiseplänen gefragt. Als ich Gisborne als unser mögliches Ziel angab, empfahl der Mann an der Rezeption doch einen Abstecher zu den Shine Falls zu machen. Es wäre nicht weit, aber auf jeden Fall lohnenswert, zumal es etwas abseits der üblichen Touristenroute liegt. Warum nicht, schließlich wollten wir ja etwas sehen und erleben. Zunächst fuhren wir eine Weile auf dem Pacific Coast Highway entlang. Ab und an wurde uns etwas wehmütig, denn manche Abschnitte sahen sehr radfahrverlockend aus. Doch ein paar große Trucks und der Wegfall der Randspur machte deutlich, dass wir uns richtig entschieden hatten. Wie immer war die Landschaft traumhaft: Berge und Täler, Buchten, Strände, Steilküste dazu blauer Himmel und Sonnenschein.
Hinter dem Lake Tutira verließen wir die Hauptstraße und fuhren in die Berge. Zunächst war die Straße asphaltiert und ziemlich breit. Es ging gut voran. Nach ca. 6 km bogen wir in eine Schotterstraße ein, wo uns als erstes ein riesiges Baufahrzeug entgegenkam, so dass Steffen bis zur nächsten Einfahrt zurückstoßen musste. Zum Glück waren es nur ein paar Meter. Als wir weiterfuhren, erblickten wir vor uns eine Herde Kühe, die sich aber relativ schnell an den Rand begaben, um uns vorbei zu lassen. Eine Kuh hatte jedoch andere Pläne, sie wollte offensichtlich mit uns um die Wette laufen. Nach einer Weile gab sie aber auf und blieb stehen, so dass wir passieren konnten. Etwas später trafen wir auf den nächsten Teil der Herde. Sie kannten aber ihren Weg und bevor wir ihnen zu nahe kamen, gingen sie auf ihre Koppel. Später wiederholte sich das Ganze nochmal mit Schafen, die allerdings ein Hund in Schach hielt. Nun erreichten wir auch schon den Parkplatz der Boundary Stream Reserve. Von dort führte ein Wanderpfad zu den Shine Falls. Wir gingen zu nächst über eine Wiese und kamen dann in Buschgebiet. Es gab Hinweistafeln, dass große Anstrengungen unternommen werden, um einheimische Pflanzen- und Tierarten (sprich: Vögel) zu schützen und eingeschleppte zu beseitigen. Für die als Schädlinge bezeichneten Kaninchen und Possums wurden Fallen und Köder aufgestellt bzw. ausgelegt. Der Weg lohnte sich wirklich. Farn- und viele andere Bäume und Sträucher, dichtes Unterholz und überall summte, zwitscherte, klapperte und brummte es. Nach ca. 40 min erreichten wir eine Brücke über einen Bach – einen Abweig für einen längeren Wanderweg durch das Naturschutzgebiet. Von der Brücke aus hatten wir auch einen ersten Blick auf die Shine Falls. Aus knapp 60 m Höhe stürzte das Wasser hinab und diesmal nicht bei Regen, sondern herrlichstem Sonnenschein. Wir gingen noch die letzten 5 min direkt zum Wasserfall. Außer uns waren hier noch drei junge Mädels, die sich im Wasser tummelten. Eine prima Idee! Zum Glück hatten wir das Badezeug dabei. Das Wasser war natürlich entsprechend kalt, aber es war ziemlich flach und wenn man erstmal drin war, war es toll. Es zog uns natürlich direkt an den Wasserfall, aber da war das Wasser so kalt, dass einem buchstäblich der Atem wegblieb. Angenehmer war die indirekte Dusche – den sich bildenden Nieselregen. Das war eine Erfrischung!
Der Rückweg war nun nur eine Kleinigkeit. Dabei trafen wir noch auf mehrere Grüppchen von Jugendlichen. Dieser Wasserfall scheint wohl besonders für sie eine Attraktion zu sein. Zum Glück konnten wir ihn in Ruhe genießen.
Wir setzten nun unsere Fahrt in Richtung Gisborne fort. Nach mehreren Fotostopps und einmal Tanken erreichten wir kurz vor 4 die Stadt. Wir parkten das Auto und begaben uns erstmal auf einen Erkundungsspaziergang. Es gab Häuser aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert sowie Gebäude im Art déco. Ein ganz nettes Städtchen. Auch hier wird Weinanbau groß geschrieben, es existiert auch ein Wine Trail, der die Radfahrer an zahlreichen Weingütern vorbeiführt. Wir sahen uns noch das Tairawhiti und das Maritime Museum von außen an, denn beide hatten schon zu, und spazierten am Taruheru-Fluss entlang, der wie wir einem Schild entnehmen konnten, mit 1200 m länge der kürzeste Fluss Neuseelands ist. Ein paar Jungen, vielleicht 10 bis 12 Jahre alt, sprangen von der Straßenbrücke in den Fluss und hatten offensichtlich großen Spaß dabei – mutig. 
In einem Pub direkt am Wasser aßen wir ein frühes Abendbrot. Heute war Pub-Quiz-Tag und hätten auch mitmachen können, aber wir wollten noch ein Stück weiterfahren. Es war aber interessant, die Leute zu sehen, die extra zum Quiz erschienen sind und auch die Vorbereitungen des Moderators zu verfolgen. Leider war er damit noch nicht fertig, als wir gingen. 
Übrigens ist James Cook 1769 hier gelandet. Davon zeugen ein Cook-Denkmal und eine Statue. Wobei sich später herausgestellt hat, dass auf dem Denkmal gar nicht Cook, sondern ein unbekannter Marineoffizier dargestellt ist. 
Die Straße führte nun eine Weile direkt neben dem Strand entlang – ein tolles Fotomotiv. Unser heutiges Ziel war der Ferienpark an der Tolaga Bay. Etwas südlich davon, in Whangara, ist der Film "Whale Rider" gedreht worden. Auf dem Zeltplatz konnten wir noch ein Cabin (kleines Ferienhäuschen bestehend aus einem Schlafraum mit Doppelbett und zwei Doppelstockbetten sowie einer kleinen Küche) mieten. Wir machten noch einen Strandspaziergang in der von Bergen und Klippen umrahmten Bucht. Es war gerade Ebbe und das Wasser warm genug, um die Füße darin zu baden. Die Sonne ging langsam unter und tauchte die Bucht in ein wunderbares Licht.