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22.01.2016
Te Anau – Glowworm Caves – Queenstown
Heute verließen wir unser Quartier für zwei Nächte. Beim Frühstück lernten wir noch Phil, den Ehemann der Wirtin kennen. Da wir zeitig rollten und noch viel Zeit bis zur Busabfahrt hatten, entschieden wir uns doch noch einen weiteren Ausflug zu buchen. Bei der halbstündigen Bootsfahrt über den Te Anau Lake zum Anleger an den Glowworm Caves (Glühwürmchen-Grotte) mit einem schnellen Katamaran wurden wir auf dem Oberdeck odentlich durchgepustet. Von dort war aber der Blick auf den See, in seine Fjorde und die umliegenden Berge am besten zu genießen. Am Anlieger empfingen uns die Höhlenführer und teilten die Besucher in mehrere kleine Gruppen ein. Wir waren die erste Gruppe, die sich in den vorderen Teil des Aurora-Höhlensystems stürzen durfte. Insgesamt ziehen sich diese Höhlen über 6 km lang, zur Durchquerung bräuchten wir drei Tage und Tauchausrüstung. So beschränkten wir uns auf die ersten 400 m. Selbst beim Einstieg über Stege mussten wir uns an so mancher Engstelle mit gerademal 1 m Höhe ganz schön bücken – Vorbeugen ist besser als Beulen, wie der Volksmund sagt. Im vorderen Teil war die Höhle noch beleuchtet; so konnte man nicht nur die Wasserfälle in der Höhle hören, sondern auch sehen, wie sich das Wasser als unterirdischer Fluss lautstark seinen Weg bahnte – so wie schon etwa 12.000 Jahre lang. Die Glowworm Cave ist nämlich noch relativ jung. So gibt es kaum Stalagtiten oder Stalagmiten, außer einer winzigen Nadel von etwa 5 cm Länge – "Percy" ist gerade mal 500 Jahre alt. Neben der künstlichen ist nun auch immer mehr natürliche Beleuchtung zu sehen – hier und da glimmt and der Decke ein kleines bläuliches Licht. Nach dem tosenden unterirdischen Fluss tauchten wir nun eine stille dunkle Höhlenwelt ein: In einem Boot, das von der Höhlenführerin nur an Ketten vorangeogen wurden, glitten wir auf einem kleinen unterirdischen See entlang. Es war stockfinster, wären da nicht die unzähligen hellen und dunkleren bläulichen Lichtpunkte, in greifbarer Nähe an den Wänden und Decken der Höhle. Oft schien es, als hätten sich die Glühwürmchen zu unbekannten Sternbildern oder zu einer kleinen Milchstraße gruppiert. Hier konnten wir also den neuseeländischen Sternenhimmel ungetrübt genießen. Nach diesem Traum war die Helligkeit auf dem Rückweg aus der Höhle ungewohnt. Aber wir entdeckten noch einen Aal und sahen dicke Fangfäden der Glühwürmmchen aus der Nähe. Bei einem Kaffee erfuhren wir dann bei einer Live-Videopräsentation mehr über das Wesen, das die Höhle so verzauberte. Dieses Glühwürmchen hier hat mit dem Käfer, der bei uns in Europa durch sein bläuliches Licht Aufmerksamkeir erregt, nichts zu tun. Der neuseeländische Glowworm ist eine Mückenlarve oder -made. Aber die ehrlichere Bezeichnung "Grotte der Maden" wäre wahrscheinlich eher als Titel eines Horrorfilms denn als Touristenmagnet werbewirksam. Die Larve ernährt sich von Insekten, deren Eier mit dem Fluss in die Höhle eingetragen werden und dort reifen. Dazu lässt es, ähnlich wie Spinnen, klebrige Fangfäden herab, die zusätzlich mit einer paralysierenden Substanz getränkt sind. Angelockt durch den Lichtschein – das vermeintliche Licht am Ende des Tunnels – geraten die Insekten in die Fangfäden, die dann bis zum bitteren Ende des Insekts eingeholt werden. Wenn die Larve genug gefressen hat, dann verpuppt und verwandelt sie sich: heraus kommt eine Mückenart, die allerdings über keine Fresswerkzeuge verfügt und allein die 2-3 Tage bis zur Paarung und Eiablage überlebt.
Nach so vielen Eindrücken und Informationen genossen wir die Rückfahrt über den See, diesmal in den bequemen Sesseln auf dem unteren Deck des Katamarans.
Wieder am Ufer angekommen schwangen wir uns auf unsere Räder und fuhren zum Vogelgehege ("Bird Sanctuary"), wo sich verletzte Vögel erholen können und seltene Vogelarten erhalten und zur Auswilderung gezüchtet werden. Hier trafen wir auf alte Bekannte (Keas) und den fast ausgestorbenen Laufvogel "Takahe", von dem weltweit nur noch 200 Exemplare existieren.
Und wir hatten noch eine interessante Begegnung: ein junger Mann auf einem 20-Zoll-Faltrad auf dem Parkplatz vor der Vogelstation war ganz begeistert andere Faltradler zu treffen. Er hatte allerdings heute auch schon eine ordentliche Strecke in den Bergen hinter sich, insgesamt war er aber schon einige Zeit on Asien, Australien und jetzt in Nuesaeeland unterwegs gewesen.
Zurück in die Stadt und Zeit eine Kleinigkeit zu essen! Beim Olive Tree Cafe konnten wir die Räder gut abstellen und saßen draußen an der frischen Luft und doch gut vor den wiederholten kleinen Schauern geschützt. Nachdem wir entspannt gegessern und ein wenig das kostenlose WiFi genutzt hatten, schoben wird die Räder einmal quer über die Straße und schon waren wir an der Bushaltestelle, wo wir nach 17.00 Uhr mit in einen Bus steigen wollten, der früh von Queenstown zum Milford Sound gestartet war und nun über Te Anau nach Queenstown zurückkehren sollte. Die Busfahrt führte durch weite Täler und auf verschlungenen Straßen und Serpentinen an den Bergen entlang. Der Busfahrer fuhr "zügig", kurz es war stellenweise wie auf der Achterbahn. Dazu machte er noch Witzchen, die wohl nur Einheimische richtig verstehen konnten, gefolgt von einem kurzen Schenkelklopfer-Lachen. Wir kamen aber wohlbehalten in Queenstown an – einem recht großen pulsierenden Touristenort. Unsere Unterkunft ("scenic appartments"), die einzig bezahlbare, die noch zuverlässig zu buchen war, erwies sich als ziemlich luxuriös, mit einer richtigen Küchenzeile, einer bequemen Couchecke und einem Riesenfernseher, der allerdings das Fernsehprogramm, wie wir später feststellen sollten, auch nicht besser machte.
Wir luden unser Gepäck ab, einiges hatten wir gleich am Fahrrad gelassen, und gingen in die Stadt. Da wir früh zum Bus mussten und keine Zeit hatten, die 25 NZ$ pro Person in Ruhe "abzuessen", kauften wir ein wenig zum Frühstück ein und suchten uns dann ein Plätzchen auf der gut gefüllten Terrasse eines Pubs. Als Birgit und ich uns über die Speisekarten austauschten, gab sich die Kellnerin als Deutsche aus Hamburg zu erkennen, die über "Work and Travel" bereits 4 Monate in Neuseeland verbracht hatte. Auf dem Weg zu unserem Quartier bewunderten wir den noch hell erleuchteten Himmel und den Vollmond, der sich in ein siberne Wolke gehüllt hatte.