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21.01.2016
Te Anau – Milford Sound
Nach einem netten Frühstück mit unserer Wirtin Julia und einem amerikanischen Paar, das sich nach einer Wanderung auf dem Milford-Track für einen Tag von seinen Mitwanderern getrennt hatten, um sich eine Auszeit zur intensiven Naturbeobachtung zu gönnen, machten wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Abenteuer. Nach einem etwas ausgedehnteren Spaziergang als geplant (einer von Birgits berüchtigten Abkürzungen) und einem Abstecher zum Outdoorladen und Supermarkt, kamen wir zur Bushaltestelle. In einem Wirrwarr von Reisebusen verschiedenster Veranstalter fanden wir schließlich unseren "Awesome"-Bus, der uns zum Milford Sound bringen sollte. Während der knapp dreistündigen Fahrt (ca. 120 km) von Te Anau zum Milford Sound erzählte uns Paul, unser Fahrer, eine Menge über den Fiordland National Park, der einen großen Teil des südlichen Teils der Südinsel einnimmt und größer ist als der Grand Canyon und Yosemite National Park zusammen. Es gibt hier nur sehr wenige Straßen und aufgrund der zahlreichen Fjorde und Seen ist der größte Teil des Nationalparks kaum zugänglich und daher unberührt.
Unsere Route führte zunächst am Lake Anau entlang durch ein breites mit Gras und Büschen bewachsenes Tal. Auch der Manuka-Baum wächst hier, doch leider wird er durch invasive Arten, wie den von schottischen Farmern eingeführten Ginster immer mehr zurückgedrängt. Die heilende Wirkung des Manuka wurde bereits von James Cook erkannt. Nachdem er seinen unter Scorbut leidenden Seeleuten einen Tee aus Manukablättern gegeben hatte, besserte sich deren Zustand deutlich. Auch heute wird Manuka noch vielfältig genutzt, nicht nur für den berühmten Honig.
Hinter den Te Anau Downs begannen die Earl Mountains. Unser erster Halt war an den Mirror Lakes, glasklaren Seen, in denen sich die umgebenden Berge wunderbar spiegelten. Leider war es auch ein Halt für die anderen zahlreichen Touristenbusse, so dass der Genuss dieses wunderbaren Ortes etwas getrübt wurde, aber auch wir waren ja Touristen, deren Bus hier hielt.
Das Tal wurde nun immer enger, so dass die links und rechts aufragenden Berge noch majestätischer erschienen. Da es in der vergangenen Nacht stark geregnet hatte und auch jetzt der Regen wieder einsetzte, hatten sich unzählige kleinere und größere Wasserfälle gebildet. Apropos Regen: Der Milford Sound ist eines der regenreichsten Gebiete der Erde, es regnet an über 200 Tagen im Jahr und die Niederschlagsmenge beträgt über 7.000 mm (in Hamburg sind es 1.000 bis 1.200).
Wir überquerten den Pass (The Divide), der mit 531 m der niedrigste Ost-West-Pass der Südalpen ist.
Im Winter fällt hier massig Schnee und die Lawinengefahr ist entsprechend hoch. Wir sahen eine Menge Felsbrocken, die infolge dieser Lawinen ins Tal gestürzt sind. Auch Baumlawinen sind keine Seltenheit. Der felsige Untergrund lässt die Bäume nur flach wurzeln. Ältere und kranke Bäume haben irgendwann nicht mehr genug Halt und da die Bäume dicht beieinanderstehen reißen sie, wenn sie nach unten stürzen, auch einige der benachbarten Bäume mit. Ein besonders starker Sturm im Jahre 2012 führte dazu, dass die Straße zum Milford Sound einige Tage gesperrt und zahlreiche Touristen, Wanderer und Personal des Visitor Centers dort eingeschlossen waren. Trotz der hohen Lawinengefahr an einigen Stellen ist die Straße im Prinzip das ganze Jahr geöffnet. Ein gut funktionierendes Warnsystem hilft die Straße sicher zu halten.
An unserem nächsten Halt wir eine besondere Bekanntschaft: ein Kea, ein nur im alpinen Gebiet der Südinsel vorkommender Papagei spazierte auf dem Dach eines weißen Pkw hin und her und versuchte ab und an etwas Gummi aus der Dichtung herauszupicken. Das Paar im Auto nahm die Sache gelassen. Sie baten nur eine Touristin ein Foto von dem ganzen Spektakel zu machen. Keas gelten als intelligente und gewitzte Vögel, die genau wissen, was sie wollen.
Nach einem weiteren kurzen Stop im Tal der 1000 Wasserfälle erreichten wir schließlich den Homer-Tunnel, der durch einen riesigen Granitberg führt. Der Eingang liegt auf 924 m und der Ausgang auf etwas über 800 m. Man fährt also im Tunnel bergab. Die Idee des Tunnels stammte von einem gewissen William Homer, der sich um die Erschließung des Milford Sounds verdient gemacht hat. Während der Weltwirtschaftskrise wurde das Projekt dann gestartet, um Leute in Lohn und Brot zu bringen. Während des 2. Weltkrieg ruhten die Arbeiten. 1952 wurde der Tunnel dann eröffnet. Mr. Homer erlebte dies jedoch nicht mehr, denn er war inzwischen verstorben.
Auf der anderen Seite des Tunnels führte die Straße dann in zahlreichen Serpentinen ins Tal, in dem ein märchenhafter Regenwald mit moosbewachsenen Bäumen und zahlreichen Farnen wuchs. Es dauerte nun nicht mehr lange und wir erreichten die Anlegestelle der Ausflugsboote. Unseres war ein Katamaran mit Namen "Spirit of Milford Sound". Da wir weder ein Buffet Lunch noch ein Lunchpaket bestellt hatten, aßen wir unsere mitgebrachten Sandwiches und tranken einen Kaffee. Trotz des Regens und des Windes gingen wir auf das Oberdeck, um so viel wie möglich von dieser beeindruckenden Landschaft zu sehen. Direkt aus dem Wasser ragten riesige Felsen, deren Spitzen größtenteils in Wolken gehüllt waren. Das am meisten fotografierte Motiv Neuseelands ist der 1632 m aus dem Wasser aufragende Mitre Peak. Auch die mehrere hundert Meter in die tiefe stürzenden Wasserfälle sind sehr beeindruckend. Dem Wasser werden Jungbrunnenkräfte nachgesagt und so setzten wir Touristen uns gern einer Dusche aus, als der Bootführer das Boot so nahe wie möglich an den Wasserfall führte. Ob's hilft? Große Begeisterung riefen auch zwei Pelzrobbenkolonien hervor, die wir vom Boot aus sehr gut beobachten konnten. Etwas sehr schwankend wurde es, als das Boot einen kurzen Ausflug in die Tasmansee machte. Wir drehten jedoch bald wieder um und fuhren auf der anderen Seite des Milford Sounds wieder zu unserer Anlegestelle zurück. Inzwischen hatte der Regen aufgehört und auch die Wolken sind wesentlich höher gestiegen, so dass wir noch etwas von den schneebedeckten Bergspitzen sahen.
Die Busrückfahrt war nun deutlich kürzer, da der Fahrer bis auf einen kurzen Stopp vor dem Homertunnel, wo wir nochmal drei vorwitzige Keas beobachten konnten, durchfuhr.
Gegen 17.00 Uhr erreichten wir wieder Te Anau. Julia hatte uns gestern empfohlen ins Kino zu gehen und einen Dokumentarfilm über den Fiordland National Park anzusehen. Also begaben wir uns schnell zum Kino, um die 5 Uhr Vorstellung noch zu schaffen. Der Film war wirklich sehenswert. Traumhafte Landschaftsaufnahmen zu verschiedenen Jahreszeiten und aus den unterschiedlichsten Perspektiven sowie beeindruckende Nahaufnahmen der Tier- und Pflanzenwelt mit passender Musik unterlegt. Das Wetter in Te Anau war recht schön, sogar die Sonne schien. Also gingen wir nochmal zum See und genossen die tolle Aussicht und die herrliche Luft. Zum Abendessen gingen wir in Kepler's Restaurant, ebenfalls eine Empfehlung von Julia. Wir teilten uns eine Vorspeise aus drei verschiedenen Meeresfrüchtesalaten und Guacamole (nicht sehr reichlich, aber sehr lecker) und als Hauptspeise das Tagesspecial – Crayfish
(Languste) mit grünen Muscheln und Salat. Dazu eine Flasche Wein und hinterher noch ein Dessert so lässt es sich aushalten. Gut gelaunt spazierten wir zu unserem B&B zurück, wo wir noch eine Weile auf der Terasse saßen und unsere Eindrücke verarbeiteten.