Søby – Æroskøbing (ca. 42 km)
Mit dem Zelten ist das so eine Sache. Man begibt sich am Abend bei herrlichen Wetter in sein Zelt und wird in der Nacht plötzlich von Regentropfen auf dem Zeltdach geweckt. Leider hatten wir diesmal nicht so viel Glück wie vorgestern, denn der Regen ging in einen dauerhaften Nieselregen über. Glücklicherweise hatte der Zeltplatz eine tolle Küche mit Tischen und Stühlen. So konnten wir gemütlich im trockenen Frühstücken, sogar mit frischen Brötchen, die Jürgen beim Bäcker geholt hatte. Wir ließen uns Zeit, und wurden dabei noch von Emilian unterhalten, dem Jungen, der uns gestern abend so nett begrüßt hatte. Und siehe da, es dauerte nicht lange und der Regen wurde weniger und hörte schließlich auf. Unser Zelt mussten wir zwar nass einpacken, aber naja. Gegen halb zwölf starteten wir dann zur Inselrundfahrt. Die Insel hat etwa 7500 Einwohner, von denen knapp die Hälfte in Marstal lebt. Es gibt einige Gemeinden sowie eine ganze Menge einzelner Gehöfte. Die Insel macht einen sehr sympathischen Eindruck und strahlt viel Ruhe aus. Wie es wohl sein mag, immer hier zu leben?
Einige Künstler scheint die Insel zu inspirieren. Wir besuchten eine kleine Galerie, die Aquarelle von Inselimpressionen zeigte. Es waren wirklich schöne Bilder dabei. An anderer Stelle stand eine ausrangierte Telekom-Telefonzelle, wo ein deutscher Politiker sein Buch anpries. Er ist offensichtlich auch Künstler und hatte einen schön gestalteten Skulpturengarten. Sein Name ist mir leider entfallen.
Unser nächstes Ziel war Vorderup Klint, eine geologische Sehenswürdigkeit und sicher einer der schönsten Plätze der Insel – eine aus mehreren Terrassen bestehende Steilküste. Wir stiegen die Treppen herunter zum Strand und spazierten etwas über die Steine. Die mit Gras, Wildblumen und Sträuchern bewachsenen Terrassen boten vor dem in verschiedenen Blautönen scheinenden Meer einen fast kitschigen Anblick. Oben auf den Terrassen gab es Picknickbänke, die auch wir für eine Rast nutzten.
Gestärkt setzten wir unseren Weg parallel zur Küste fort. Die hügelige Landschaft ließ keine Langeweile aufkommen. Es ging gemächlich bergauf und -ab. Dabei sahen wir auf einem Berg auch Hügelgräber.
Im Südosten der Insel liegt Marstal, eine alte Schifferstadt mit sehr hübschen kleinen Häusern, die allerdings heute am Pfingstmontag wir ausgestorben da lag.
Wir fanden ein kleines Café, wo wir Kaffee und dänischen Apfelkuchen (eine Art Apfelkompott mit Streuseln) genossen.
Nach einer kleinen „Stadt“-Rundfahrt ging es dann weiter über Ommel und Kragnæs und dann am Wasser entlang in Richtung Æroskøbing. Unterwegs fanden wir noch einen kleinen Stand mit Marmelade und einer Kasse des Vertrauens. Es sah alles sehr lecker aus, nach einigem hin und her entschieden wir uns schließlich für Brombeer-Feigen-Marmelade mit Nüssen für 30 Kronen.
Es dauerte nun nicht mehr lange und wir erreichten Æroskøbing, unser heutiges Ziel. Zuerst einmal fuhren wir auf den Campingplatz und bauten unsere Zelte auf. Danach brachen wir noch einmal auf, um die Stadt zu erkunden und ein Restaurant zum Abendessen zu finden. Letzteres erwies sich als ziemlich kompliziert, da die meisten Gaststätten noch oder bereits geschlossen waren. Obwohl uns der Wirt vom Hotel Aroma erst mit Bedauern abwies, hatte er schließlich doch ein Einsehen. Ein radelndes Pärchen, das wir bereits gestern auf der Fähre getroffen hatte, räumte seinen Tisch und wir konnten schließlich doch noch essen. Es war übrigens außerordentlich lecker. Ich hatte einen vegetarischen Burger mit gegrillten Selleriescheiben. Das muss ich unbedingt auch mal probieren. Satt und zufrieden sahen wir uns nun noch etwas von der Altstadt an, hübsche kleine Fachwerkhäuser, manche sehr windschief, aber ziemlich schnuckelig. Dann ging's zurück zum Zeltplatz und in die Schlafsäcke.