Flensburg – Søby (74 km)

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel (Kategorie empfehlenswert) radelten wir zum Abschied noch einmal ein Stück durch die Flensburger Innenstadt. Zum Glück war Sonntag und wir hatt noch bis 10.00 Uhr Zeit, die Fußgängerzone erlaubtermaßen radelnd zu durchqueren. Fast mit dem letzten Schlag der Kirchenglocken hatten wir es geschafft und waren am Hafen angelangt, von wo es weiter in Richtung dänische Grenze gehen sollte.

Zunächst blieben wir jedoch noch eine Weile in Deutschland und zwar weitestgehend ebenerdig. Hinter Flensburg durchquerten wir Wassersleben mit einem sehr schönen Strand – leider kein richtiges Badewetter. Dann durchquerten wir Kupfermühle, eine Gründung des Dänenkönigs Christian IV, mit schönen gelben Siedlungshäusern.

Schließlich überquerten wir auf einem Waldweg ganz ohne Pomp überquerten wir die deutsch-dänische Grenze, nicht einmal ene Fahne oder eine Grenzsäule, nur ein kleiner Grenzstein ließ darauf hindeuten, dass wir ab jetzt im Ausland mit einer anderen Währung waren. Jetzt waren wir auf dem Ostsee-Küstenradweg angekommen, aber wir folgten der Nummer 8. Die Strecke würde hügeliger. Gegenüber am deutschen Ufer thronte hoch oben das „Rote Schloss am Meer“ – ganz in Backstein die Bauten der Marineschule Mürwik. Die Route entlang des „Gendarmstien“ (dem Patrouillenweg der dänsiche Grenzgendarmerie in 1920) führte uns in einem ständigen Wechsel von Anstieg und Schussfahrt vom Ufer weg und wieder zum Ufer hin, wo wir den schönen Ausblick auf die Flensburger Förde genießen konnten. Und auch das Wetter wurde immer besser. Sonne und Wind hatten eine Unzahl von weißen Segeln auf das strahlend blaue Wasser gelockt. Trinkpause auf einer bequemen Promenadenbank mit Blick auf Wasser, Sonne und blau-weißen Himmel – das hatte was! Aber auch die wundervollen Ausblicke durch Büsche und Bäume auf den Fjord waren durch Strampeln zum Teil schwer erkauft. Das Klischee „Dänemark – flaches Land“ wurde hier bereits erschüttert und sollte später gründlich zerstört werden. Wir passierten ruhige kleine Orte, zum Teil mit hübschen reetgedeckten Häusern, oft mit Dänenwimpel am langen Fahnenmast.

Der Weg führte von der Küste weg über Rinkenæs; erst in Egernsund kamen wir wieder ans Wasser. Dort überquerten wir den Sund über die Klappbrücke und entfernten uns ein Stück am Ufer des dahinter liegenden Gewässers mit etlichen Yacht-Liegeplätzen von der Förde. Von unserer Picknickbank am Ufer konnten wir gut beobachten, wie etliche Boote wie an einer Schnur aufgefädelt auf die Öffnung der Klappbrücke warteten.

Der Wege führte uns jetzt bergauf nach Dybbøl, zum Schauplatz der Schlacht um die Düppelner Schanze (1864), mit etlichen Denkmälern und Gedenkorten.

Wir erreichten die Stadt Sønderborg über eine Klappbrücke, die einen engen Sund in relativ luftiger Höhe überquert.

Die Uferseite bot schon einen schönen Anblick, ebenso die Straßen im alten Stadtzentrum. Wir mussten uns jetzt aber auch um die profanen Dinge des Lebens kümmern: Kronen vom Geldautomaten und Proviant aus dem Supermarkt (der auch Pfingstsonntag geöffnet war).

Jetzt ging es in einem ewigen Auf-und-Ab im Inland zur Fähre nach Fynshav (Gesamtanstieg auf dieser Etappe 1270 m, größte Höhe etwa 66 m).

Da wir zügig vorangekommen waren, konnten wir doch noch zur letzten der 3 Fährzeiten zur „einzigen echten Insel“ (d.h. ohne Brückenverbindung) Ærø übersetzen. Die Wartezeit überbrückten wir mit … einem kleinen Imbiss. Trotz Sonne genossen wir die Überfahrt doch weitestgehend gut geschützt hinter einem großen Fenster mit gutem Rundblick voraus. Selbst kurz an Deck wurden wir gut durchgepustet. „Verfolgt“ wurde die Fähre von einem großen alten Dreimastsegler – aber ohne schwarze Flagge – der es natürlich an Geschwindigkeit nicht mit uns aufnehmen konnte und als eindrucksvolle Silhouette vor der sonnengleißenden See zurückblieb.

In Søby steuerten wir direkt den Zeltplatz an.

Begrüßt wurden wir von einem freundlichen jungen Mann im Alter von 8 Jahren, der uns erst fragte ob wir Deutsch sprechen und uns dann alles Wissenswerte über den Zeltplatz verriet, ein schließlich der Information, dass der Platzwart heute Geburtstag hat und alle auf dem Zeltplatz zum Grillen und Feiern eingeladen hat. Als die Zelte standen machten wir Abendbrot. Da wir heute noch keine warme Mahlzeit hatten, kam uns die gut eingerichtete Küche mit Aufenthaltsraum sehr gelegen und wir mussten zum Suppe kochen nicht extra den Kocher anwerfen. Bei dem schönen Wetter „speisten“ wir aber draußen auf der Bank.

Wir lernten auch noch die Mutter des pfiffigen Jungen aus Hamburg kennen; sie bestätigte die Sache mit dem Geburtstag und dass sie eingeladen wurden.

Zwischenzeitlich rollte ein Auto mit Hänger an – auf dem Hänger so etwas wie ein riesiger Waschzuber aus Holz. „Das ist meine Badewanne“, erklärte Claus, der Platzwart, „die wird dort drüben aufgebaut“. Ein guter Platz mit Blick aufs Wasser.

Zu vorgerückter Stunde hatten sich dann etliche Menschen um das Feuer versammelt, auch wir wurden auf ein Bier eingeladen und brachten als Verlegenheitsgeschenk noch etwas aus „East Germany“ mit: Knusperflocken.

Es gab verschiedene Sorten Bier von der Insel, aus der Brauerei in Marstal.

Zur Feier waren auch Freunde aus Grönland gekommen, wo Claus lange gelebt hatte.

Seit April ist er erst auf der Insel und hat den Campingplatz gemeinsam mit seiner Frau übernommen. Davor hatte er schon lange nach einer ähnlichen Gelegenheit gesucht, auf Bornholm hätte es einmal fast geklappt bis er im Internet die Anzeige für den Platz auf Ærø fand. Allerdings war er ein Jahr zu spät, wie er erst später merkte. Aber es hat ja dann schließlich doch geklappt und so hat er den Platz erst einmal gepachtet; später will er ihn kaufen, wenn er halbwegs davon leben kann. Vielleicht muss er ja dann im Winer noch in Grönland dazuverdienen.

Die letzten vier Jahre in Grönland – er arbeitete auf dem Bauamt – hatten ihn zu diesem großen Schritt gebracht. Er meinte, er hätte eigentlich sein Bestes im Job für Grönland gegeben, aber er hätte bloß die falsche Hautfarbe und musste sich vieles gefallen lassen.

Die Freunde gratulierten und waren sich sicher, dass sie Claus sehr vermissen werden.

Nach weiteren Gesprächen bei einem gemütlichen Bier mit anderen Platzgästen über Segeln und Radfahren endete ein schöner Tag.